PR TB 147 Flucht Der Androiden
heraus.
Mein Geschoß traf. Die große Öllampe neben Keraik
zersplitterte. Heißes Öl ergoß sich nach allen
Richtungen und tränkte das Holz. Der brennende Docht setzte die
Flüssigkeit sofort in Brand. Keraik sprang zur Seite, schrie
wilde Kommandos und griff nach einem großen Schild aus Leder
mit Metallverzierungen.
»Er ist dort in der Dunkelheit! Schickt Pfeile hinunter!
Tötet ihn, den Jäger! Löscht den Brand!«
Die Androiden hatten zwar die Eingeborenen mit Furcht und Terror
gelehrt, gute Handwerker zu werden. Aber sie hatten ihnen nicht die
abergläubische Furcht vor Naturgewalten nehmen können. Der
Sturm, der die Flammen aus dem kochenden Öl gegen Vorhänge,
Holzkonstruktionen und Verkleidungen trieb, dazu die flackernden
Flammen und der Gestank des brennenden Öls - das war zuviel.
Einige Sklaven flüchteten. Ich feuerte meinen zweiten Pfeil
ab, der genau ins Zentrum des Schildes donnerte. Gleichzeitig warf
der Sturm einen dichten Sandschleier über das Gelände.
Zwischen den Bäumen erhob sich ein fahles, hohles Sausen. Keraik
stand jetzt allein neben dem brennenden Stück des Palasts. Ihre
Sklaven waren geflüchtet.
Ich hatte den dritten Pfeil auf der Sehne und schritt langsam aus
der Deckung heraus in den Lichtschein.
Nach zwölf Schritten sah mich Keraik. Die große,
überschlanke Göttin der Jagd war nur einige Herzschläge
lang unschlüssig, dann handelte sie. Sie riß den Schild
hoch, griff nach einem Wurfspeer und
schleuderte ihn in meine Richtung.
Ich wich leichtfüßig aus und hörte den Speer durch
die Büsche zischen. Keraik trug einen schmalen, langgezogenen
Helm aus Leder mit golden glänzenden Verzierungen.
Der Helm glänzte über dem Schildrand. Ich zog aus und
schickte den Pfeil genau an die Stelle zwischen Schildrand und Helm.
Keraik wurde von der Wucht des Einschlags gegen die Wand des Palasts
geschleudert. Der Helm wirbelte davon und rollte über die
Terrasse. Ich spurtete los und befand mich, als sich Keraik wieder
zum Kampf stellte, am anderen Ende der Terrasse. Jetzt waren wir
wieder auf gleicher Höhe. Ich wußte, daß rundherum
zitternde Sklaven in den Verstecken hockten und den Kampf der Götter
starr vor Schreck mitansahen.
Keraik setzte alles in einen einzigen, wilden Angriff.
Sie griff nach einem Speer, hob den Schild und rannte, mit dem
Wurfarm weit ausholend, auf mich zu. Ich erwartete sie hinter dem
Feuer. Keraiks Haar hatte sich gelöst, ihr schmaler Kopf war von
einer flatternden goldgelben Mähne umgeben. Ich löste den
nächsten Pfeil. Das Geschoß heulte über eine
Entfernung von zehn Mannslängen hinweg und schlug in den Schild.
Er drang zwei Handbreit tief ein und traf den linken Unterarm in den
Halteschlaufen. Keraik ließ den Schild fallen und schleuderte
den Speer. Die Waffe flog direkt auf meinen Kopf zu, aber ich warf
mich nach vorn und rollte mich ab.
Der Speer heulte über mich hinweg, ich stand wieder auf
beiden Beinen und hielt mein Beil in der Hand. Der Bogen lag einige
Schritte entfernt. Zwischen uns war nur das Feuer, das sich zwar
rasend schnell ausbreitete, vom Wind aber in das Gebäude
hineingedrückt wurde.
»Ich will dich nicht töten, Keraik«, stieß
ich keuchend hervor. Rußige Flocken wurden herangetragen und
hefteten sich an unsere Haut.
»Aber ich werde dich vernichten!« schrie sie. Ich
hatte mich nur kurz täuschen lassen; diese zähe,
geschmeidige Frau war in Wirklichkeit eine Rasende. Sie bückte
sich, griff nach einem langen Dolch und schleuderte ihn mit derselben
Bewegung nach mir. Die Waffe schnitt eine Wunde in meinen Schenkel,
aber ich spürte in der Erregung des Kampfes keinen Schmerz. Ich
hörte nur das Poltern der Waffe. Aber in diesem Zeitpunkt befand
ich mich bereits über der verkohlten Flache und drang mit
kreisendem Kampfbeil auf Keraik ein. Sie wehrte sich mit einem
zweiten Dolch, den sie aus dem Gürtel riß.
Wir kämpften auf einem Platz, der zwei Mannslängen breit
und ebenso lang war. Das Beil wirbelte durch die Luft, Keraik duckte
sich, wich aus und kämpfte nur mit dem rechten Arm. Die linke
Hand war blutüberströmt und steckte in dem Ledergürtel.
Keraik trug kniehohe Stiefel und hatte überlange, sehnige Beine.
Ihr Dolch blitzte auf, traf
das Beil, schnitt Riefen in den Schaft, fuhr einen Fingerbreit vor
meinen Augen durch die Luft, dann gelang es mir, mit einem kurzen,
halb geschraubten Schlag die Waffe aus der Hand der Frau zu
schmettern. Nach einem klirrenden Geräusch wirbelte der Dolch in
die
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