PR TB 147 Flucht Der Androiden
zu dem Tisch
und blickte von dem Mädchen zu ihm und wieder zurück.
»Jetzt sind die Dinge gefährlich geworden«, sagte
ich. »Tuars Palast brennt, er wurde getötet. Wenn du
Verstand genug besitzt, dann nimm dieses Mädchen und verlasse
den Berg.«
Er lehnte sich zurück. Seine prüfenden Augen musterten
jeden Fingerbreit meiner Erscheinung. Die Waffe zielte noch immer auf
seinen Kopf.
»Du wirst sie alle töten? Uns alle?« fragte
Imohag mit unnatürlicher
Ruhe.
»Nicht alle. Ich werde warten, was die Überlebenden
tun. Aber die Zeit drängt. Tu, was du willst. Wenn du dein Leben
retten willst, verlasse dieses Haus und geh zu Alyeshka. Auch Aiv ist
auf dem Weg dorthin.«
»Ich denke darüber nach!« sagte er.
Der Wind draußen hatte zugenommen. Er ließ die Flammen
der Öllampen flackern und heulte im Feuer, das jedesmal
aufleuchtete wie ein Dämonenauge. Ich hob die Schultern und
wandte mich ab.
»Die anderen suchen mich«, sagte ich kurz. »Es
geht um dein Leben, Imohag. Du stirbst jedenfalls nicht heute.«
Ich sprang die Stufen wieder hinunter, lief nach links und merkte
sofort, daß sich etwas geändert hatte. Der Palast brannte
noch immer, und jetzt riß der Wind glühende und brennende
Fetzen mit sich und trug sie davon. Ziellos rannten Wachen und
Sklaven umher. Zwischen meinen Zähnen knirschte es. Sand? Ich
lief zurück in den Schutz der Büsche und rannte in die
Richtung auf das Gehege Keraiks, der Göttin der Jagd. Ich duckte
mich immer wieder, versteckte mich in Büschen und hinter
Baumstämmen, aber die Sklaven hatten Angst, es war nicht ihr
Kampf, der hier ausgetragen wurde. Schließlich prallte ich
gegen die Sehnentaue des Zaunes und schlüpfte durch die Maschen.
Die Tiere innerhalb dieses Geheges waren aufgeregt, teilweise
rasend vor Unruhe und in Panik. Ich sah zwischen den Bäumen die
Lichter des Palasts der Jagd. Dorthin mußte ich. Ich bahnte mir
einen Weg quer durch diesen Teil des Geheges. Der Wind hatte abermals
zugenommen und wehte jetzt ununterbrochen, aber einzelne wütende
Stöße warfen Sandschleier über das Hochplateau. Immer
wieder mußte ich mich gegen den Druck aus dem Westen stemmen.
Ein Rudel Gazellen sprang an mir vorbei, die Körper streiften
mich fast. Die glühenden Augen eines Fuchses verschwanden vor
mir. Wildrinder rasten galoppierend immer entlang der Hecken und
Zäune, schrien dumpf auf und polterten weiter.
Das Fauchen eines Löwen von rechts. Ich rannte schneller,
stolperte über eine Wurzel und raffte mich wieder auf. Über
mir waren plötzlich Flügelschläge. Große Vögel,
Geier oder Adler, versuchten mit rasenden Schwingenschlägen,
gegen den Sturm anzukämpfen. Unter meinen Sohlen spürte ich
Steine, dann erkannte ich vor mir eine Art Weg.
Ich wurde langsamer und beruhigte meine Lungen. Der Weg
schlängelte sich bis zu einem geschlossenen Tor aus Holzbohlen.
Ich sprang darüber und sah jetzt den Palast. Er war kleiner als
die anderen, außerdem gab es keine Palisadenwände. Schräg
über mir befand sich eine vorspringende Terrasse, von einem noch
weiter herausragenden Dach hingen Öllampen, die im Sturm stark
schwankten.
Sie warten auf dich. Dort oben stehen sie! sagte der Logiksektor.
Vor und zwischen den Lichtern standen Sklaven. Sie hielten Bögen
in den Händen, neben ihnen standen schlanke Körbe voller
Pfeile. Vor dem Eingang zum Palast wartete Keraik, die Göttin
der Jagd. Neben und hinter ihr befand sich ein kleines Arsenal aller
erdenklicher Jagdwaffen. Ich überlegte. Welche Waffe versprach
für mich Erfolg?
Nimm den lautlosen Pfeil!
»Es wird das Beste sein!« murmelte ich. Der Wind riß
die Worte von meinen Lippen. Ich schob den Strahler in den Gürtel,
griff über die linke Schulter und faßte die Befiederung
eines Pfeiles. Raschelnd glitt das Geschoß aus dem ledernen
Köcher. Ich packte den Bogen mit der Linken, schob mich
seitwärts in den Windschatten von Gebüsch und einem
Baumstamm, legte den Pfeil auf die Sehne. Mein rechter Zeigefinger
berührte meine Wange, als ich die Sehne bis fast ans Ohr auszog.
Meine Augen konzentrierten sich auf das Ziel; der fast unbegreifliche
Vorgang, der mit dem Verstand nichts mehr zu tun hatte, weil sich der
Körper des Schützen auf alle Umstände einrichtete,
lief ab. Im entscheidenden Augenblick löste ich die Sehne. Der
Pfeil wurde nach vorn gerissen, die Sehne schlug hart und kurz gegen
den Schutz des linken Unterarms. Sofort, die Augen auf das Ziel
gerichtet, zog ich den nächsten Pfeil
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