PR TB 152 Der Stadtebauer
Die Menschen sahen
erschrocken zu, wie wir den Toten begruben. Sie Waren erschrocken,
weil eine Legende zur Wahrheit geworden war. Charappa. Die goldene
Stadt irgendwo am Oberlauf, dort, wo der Fluß der Geheimnisse
einen anderen Namen hat", ein Zauberwort, das sie beschäftigen
würde, bis Aiv fünfzehn oder achtzehn Jahre alt war.
Am Steg lagen die Schiffe, die darauf warteten, wieder über
das Meerzu reiten.
In dieser Nacht, nachdem wir uns geliebt hatten, sagte Charsada
mit seltsam eindringlicher Stimme:
"Fast immer, Atlan, warst du ehrlich zu mir. Ich weiß,
daß du mich liebst."
"Ja. Ich war stets ehrlich. Ich habe niemals gelogen."
"Du hast es vorgezogen, Dinge nicht zu erwähnen",
erklärte sie ohne Bitterkeit.
„Wahr."
„Ich weiß, daß Aiv deine Tochter ist."
"Es gab vor einer Ewigkeit eine Aiv", begann ich. "Sie
war schön, jung, und jeder liebte sie. Sie verschwand plötzlich,
und niemals hatjemand etwas von ihr gehört. Plötzlich,
hier, stießen wir auf die Legende mit ihrem Namen."
Ich weiß auch, daß du und dein bärtiger Freund
einen toten Jäger gefunden habt. Khiji fand ihn für euch.
Ihr habt das Kanu hergestellt und den Becher gebrannt."
"Abermals wahr!" gab ich zu. Ich warwie gelähmt.
Woher wußte Charsada dies alles?
"Es ist richtig so. Ich verstehe alles. Ich weiß, daß
du ein Mann bist, aufden niemand die Maßstäbe eines Jägers
oder Handwerkers hier ansetzen kann. Du bist ein wanderndes Rätsel,
obwohl du manchmal menschlich sein kannst. So wiejetzt, da ich in
deinen Armen bin."
Ich begann mich wie ein Paria zu fühlen. Wie jemand, den man
nicht berühren durfte, weil eraussätzig war. Diesereinfache
und liebenswerte Mensch, Charsada, hatte mich durchschaut wie klares
Wasser. Sie wußte fast alles, sie wußte nur nicht, daß
ich nicht von diesem Planeten stammte und von ES gelenkt wurde. Ein
Paladin dieses Rätselwesens. Hüter und Beschützer
dieser primitiven Planeten.
Charsada flüsterte, ihre Wange auf meiner Brust:
"Ich ahne, was du denkst, mein rätselvoller Geliebter.
Aber du mußt zugeben, daß dieses Leben interessant ist.
Wir leiden, schwitzen und bluten, wirstrengen unseren Verstand
ununterbrochen an, wirzeigen den Barbaren, daß man sich waschen
muß, um zu überleben.
Wir sind anders. Wir sind die ungekrönten Könige dieses
winzigen Universums der krabbelnden Ameisen."
Sie merkte, daß ich mich versteifte. Was sie hier mit
leiser, schmeichelnder Stimme erzählte, war in gewisser Weise
ungeheuerlich. Sie sprach, als wäre sie eine Arkonidin, die ihre
Weisungen ebenfalls von ES erhielt.-Ich überlegte mit rasender
Schnelligkeit, aber mir fiel nichts ein. Ich war indes sicher, daß
sie und Rajgir außergewöhnliche Menschen waren. Dies galt
ebenso für die Mannschaft der Schiffe. Sie hatte sich verteilt,
war von der Großgruppe aufgesogen worden. Rajgir und Charsada
waren in meiner Nähe geblieben, etwas enger als Vaisali,
Kelermes und andere. Schließlich flüsterte ich noch immer
entsetzt:
,Woher hast du das Wissen, solche kühnen Behauptungen
aufstellen zu können?"
"Ich weiß es nicht. Ist es nicht richtig? Ich wußte
dies schon immer."
"Doch", erwiderte ich matt, "es ist absolut
richtig. Unsere Tage hier sind gezählt."
"Brechen wir zu neuen Abenteuern auf ?"
„Das erscheint mir sicher!"log ich.
Als Instrument dieses Wesens, dessen Gelächter und Stimme ich
niemals wieder in meinen Gedanken gehört hatte, hatte ich
zweifellos ausgedient.
Wenigstens fürdiese kleine Zeitspanne. Mo'ensho-tharro und in
gewisser Weise auch Charappa waren für mich bereits
Vergangenheit. Sie würden ohne mich ebenso gut weiter geführt
werden wie mit mir.
"Was hält uns noch auf?" fragte Charsada leise und
streichelte meine Schultern.
"Nur die Regenzeit. Wer fährt mit uns? Sicher weißt
du auch dies?"
Sie nickte und kicherte, dann stand sie auf und bewegte sich bis
zum Tisch, goß Kanshaubi in Becher und kam wieder zum Lager.
Wir tranken das kühlende Gemisch aus rätselhaften
Substanzen.
"Ich weiß, daß alle mit einem rastlosen Geist und
einem unruhigen Herzen mit uns gehen werden. Nicht mehr als fünfzig.
Aber nicht nur Besatzungsmitglieder, sondern auch Jäger und
freigelassene Sklaven."
"Bist du sicher?"
Sie zuckte die Schultern. In dem geringen Licht wirkte sie
diabolisch, aber durch ihre Überlegenheitauch ungeheuer
anziehend. WerwarCharsada wirklich? Und diese Frage galt auch für
viele andere unsere Gruppe.
Du kannst es nicht herausfinden sagte der
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