PR TB 152 Der Stadtebauer
Logiksektor.
"Ich habe mit allen gesprochen. Wenn wir uns nach der
Regenzeit, wenn die ersten günstigen Winde wehen, mit einem
Schiff und entsprechender Ausrüstung davonmachen, werden wir
abermals eine Legende schaffen. Sie brauchen Legenden, um überleben
zu können."
"Einverstanden!" sagte ich schaudernd. Sie wurde mir
selbst hier, in der intimen Nähe des gemeinsamen Lagers,
unheimlich.
Ich wußte, daß innerhalb der barbarischen Kulturen,
die an vielen Stellen dieses Planeten ihr Haupt erhoben, es-viele
bemerkenswerte Einzelgestalten gab. Sie unterschieden sich keineswegs
im Aussehen von den anderen. Abersie hatten alles das, was den
Primitiven fehlte: Ideen, Entschlußkraft, die *Härte sich
und anderen gegenüber, eine schnellere und gründlichere
Einsicht in viele Dinge. Sie wurden nur gebremst und angehalten durch
die Schwerfälligkeit der Barbaren und durch das Fehlen
entsprechenden Materials. Eine dieser Personen - auch Narmer-Menes
war eine solche gewesen! -lag neben mir. Aber ich hatte mehr als
einhundert solcher bemerkenswerten Exemplare aufdem Schiffgehabt. Das
war kein Zufall, also hatte ES sehr lange gesucht.
"Wohin fahren wir?" fragte Charsada nach einer kleinen
Weile.
Ich brauchte nicht lange zu überlegen.
„Nach Westen, denke ich. Vielleicht dorthin, wo der Kaufmann
aus dem Zweiströmeland herkam.* Dort soll es ein Riesenreich
geben, das Menschen wie uns braucht."
"Eine fertige Kultur?"
"Eine Kultur", meinte ich, "die Verbesserungen und
Veränderungen braucht. Ich glaube, schon einmal selbst dort
gewesen zu sein,"
"Du bist ein Wanderer durch die Zeit, ein Einsamer auf dieser
Welt?"
"Ich bin rastlos!" sagte ich. "Aber bei dir blieb
ich mehr als vier lange und schöne Jahre."
"Ja, das istwahr. Und andere, gute Jahre können folgen!"
Merkwürdiges Schicksal. Ich verließ meine Tochter,
nachdem ich ihren Lebensweg vorgezeichnet hatte. Ich wußte, daß
die Leute aus der Prächtigen Stadtjenes legendäre Charappa
niemals erreichen würden. Sie konnten es nicht erreichen, denn
es gab die Goldene Stadt nicht - sie würden suchen und nichts
finden.
Allein die Suche war entscheidend.
Sie wurden Expeditionen ausschicken. Irgendwann würden diese
vielen Menschen auf eine Stelle stoßen, an der es sich ebenso
gut siedeln ließ wie hier. Sie würden die Stadt gründen.
Zunächst nur eine Siedlung. Aber später hieß diese
Siedlung Charappa, das war für mich sicher.
Und dann würde es eine neue Legende geben.
Und die Kultur, von hier ausstrahlend, würde einen zweiten
Punkt haben, von dem sie sich ausbreitete. Vielleicht erfaßte
sie den ganzen dreieckigen Kontinent. Aber das waren schon wieder
meine eigenen Träume ...
"Ich muß nachdenken", sagte ich schläfrig.
"Aber ich gehe mit euch. Wir nehmen die AIV und segeln davon.
Wann endet die Regenzeit?"
„In eineinhalb Monden!"
Ich gähnte und versicherte: "Wir segeln in sechs
Viertelmonden. Aber niemand außer uns darf es erfahren!"
"Ich sorge dafür. Schlafejetzt, Geliebter!"
Ihre schmalen Finger streichelten meine Schultern und meinen Hals.
Ich wurde müde und schläfriger und vergaß alles.
Die Nacht war mehr als schwarz. Sie war feucht, undurchdringlich,
voller schwarzer Nebel, ohne ein einziges Geräusch. Selbst die
tappenden bloßen Füße hinterließen keine
akustische Spur.
Heimlich hatten wirwährend des letzten Mondes die; AIV Wieder
ausgerüstet. Wirschleppten heimlich Wasser, Korn, Fladen,
Schinken und Trockenfleisch an Bord, die Werkzeuge und alle die
Dinge, die wir brauchten. Wirwaren neunundvierzig.
Die Waffen befanden sich in den Flankenkammern derAIV, und da das
Schiffvon den Handwerkern überholt worden war, hätten wir
nötigenfalls auch überstürzt ablegen können. Aber
gerade diese Nacht bot sich an.
"Die Strömung ist noch schnell genug. Und all die Bäume
und Kadaver sind längst ins Meer abgetrieben worden!"
flüsterte Rajgir. In dieser Nacht, als sich der erste Nebel
gezeigt hatte, waren sieben von uns herumgeschlichen und, hatten
jeweils sechs der ausgesuchten Kameraden geweckt.
"Wo steckt der Baumeister?" f ragte ich ins Dunkel
hinein.
"Hier!" sagte Yupuya leise dicht neben meiner Schulter.
"Abzählen. Wirdürfen keinen verlieren, niemanden
zurücklassen!" murmelte Charsada auf dem Achterdeck.
Nicht einmal die Stadtwächter hatten die Aktivitäten
gemerkt. Ich hatte mir ein Tor öffnen lassen, weil ich
spazierengehen wollte. Durch diese Öffnung waren die
achtundvierzig gefolgt. Zwanzig junge
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