PR TB 154 Der Zukunftsseher
Versuchsstadium."
„Hoffentlich auch hier", sagte Simo San.
Frank Pamo kniff die Augen zusammen. Er beobachtete, daß
sich dichte Vogelschwärme über der Stadt zusammenzogen. Sie
kamen von Norden und Osten, so als wären sie durch ein geheimes
Kommando herbeigelockt worden.
„Seltsam", sagte er. „Seht die Vögel! Mir
gefällt das nicht."
Die Schwärme zogen sich zu dichten Ballungen zusammen.
Unmittelbar darauf schossen die Vögel explosionsartig nach allen
Richtungen auseinander, formierten sich zu Einzelschwärmen und
umkreisten die Stadt. Dann näherten sich die Schwärme
wieder und bildeten für Sekunden ein riesiges Oval, in dem ein
kreisförmiger Schwarm hin und her tanzte.
„Das sieht aus wie ein Auge", rief Simo San bestürzt.
„Seht doch die Pupille. Ist es nicht so, als ob sie uns
sucht?"
Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, verlor sich das Bild
wieder. Die meisten Vögel ließen sich auf den überwiegend
flachen Häusern der Stadt nieder.
In den Straßen der Stadt, die von einer mächtigen Mauer
umspannt wurde, herrschte lebhaftes Treiben. Frank Pamo gewann den
Eindruck, daß die Tempteter aufgeregt durcheinanderliefen.
Niemand schien so recht zu wissen, wohin er sich wenden sollte, und
doch bewegten sich die meisten Menschen in Richtung Zentrum, wo sich
ein kreisrunder Platz befand. Er hatte einen Durchmesser von etwa
drei Kilometern. In seiner Mitte erhoben sich achtzehn flammend rote
Säulen. Auch sie bildeten einen Kreis. Sie umschlossen einen
Scheiterhaufen, auf dem eine kleine Gestalt lag.
Frank schätzte, daß etwa zehntausend Tempteter den
Platz bevölkerten. Von einem mit zahllosen Türmchen und
Aufbauten verzierten Gebäude näherten sich etwa hundert
Tempteter, die in silbrig schimmernde Tücher gehüllt waren.
Einige von ihnen trugen brennende Fackeln.
„Die Silbernen Priester", sagte Blue. „Sie wollen
Ennophtend verbrennen."
Wie auf ein geheimes Kommando erhoben sich die Vögel
kreischend in die Luft. In dichten Schwärmen flatterten sie
aufgeregt über die Dächer der Stadt hinweg und bildeten
schließlich dichte Wolken über dem zentralen Platz.
„Es ist, als ob die Vögel uns bemerkt hätten",
sagte Simo San verblüfft. „Als ob sie uns vom
Scheiterhaufen abhalten wollten."
„Wir fackeln nicht lange", rief Pjiet Indegorn. „Blue
und ich greifen den Gehörnten und tragen ihn weg. Die anderen
decken unseren Vorstoß und den Rückzug und sichern uns ab,
falls wir wider Erwarten angegriffen werden sollten."
„Einverstanden", sagte Frank Pamo. „Verlieren wir
keine Zeit."
„Kommen Sie, Blue", bat Indegorn. „Wir fassen uns
an den Händen."
„Wenig später rief er: „Wir sind soweit. Los!"
Frank Pamo ließ sich in die Tiefe fallen. Einige Sekunden
verstrichen, ohne daß sich etwas änderte. Dann wurden die
Vögel noch unruhiger. Aufgeregt kreischend, umkreisten sie den
Scheiterhaufen. Die Tempteter spürten, daß etwas nicht in
Ordnung war. Bewaffnete glitten unglaublich schnell auf den
Scheiterhaufen zu und drängten die Priester dazu, die Fackeln in
das Holz zu werfen. Prasselnd schlugen die Flammen auf.
Die Bewaffneten richteten klobig wirkende Rohre nach oben und
feuerten sie ab. Ein wahrer Geschoßhagel schlug den Männern
der Korvette entgegen. Frank Pamo hörte, daß
Pjiet Indegorn aufschrie. Er warf sich zur Seite und flog auf das
Priesterhaus zu.
Er sah, daß der Gehörnte plötzlich unsichtbar
wurde und vom Scheiterhaufen verschwand.
Die Menge schrie auf. Die Priester warfen sich zu Boden, und die
Bewaffneten stellten das Feuer ein. Sie wichen vom brennenden
Scheiterhaufen zurück.
Die Vögel bildeten drei konzentrische Kreise. Laut kreischend
zogen sie ihre Runden. Frank stellte fest, daß die
verschiedenen Vogelarten sich bunt durcheinandermischten. Mächtige
Raubvögel flogen neben zierlichen Singvögeln, ohne sie zu
bedrohen.
„Verdammt, einer von uns ist verletzt oder tot", rief
Simo San. „Sieh doch, Frank!"
Direkt vor den Priestern bildete sich aus dem Nichts heraus eine
Blutlache. Der Maruner wußte sofort, was das zu bedeuten hatte.
Dort lag einer der Männer des Einsatzkommandos auf dem Boden
oder schwebte dicht darüber. Das Blut tropfte aus dem
Deflektorfeld heraus und wurde dadurch sichtbar.
„Wir müssen ihn mitnehmen", sagte er eilig. „Halte
dich fest, Kleiner."
Pamo beschleunigte heftig. Im gleichen Moment aber sprangen die
Priester und die Wachen vor. Frank prallte mit ihnen zusammen und
wurde über die Blutlache
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