PR TB 155 Traumhändler Des Universums
fast mit einem braunhäutigen
Mann zusammengestoßen, der neben dem Gleiter stand und die
Maschine offenbar interessiert betrachtete. Erschrocken wichen wir
beide mehrere Schritte zurück und blickten uns an.
Erst nach einer ganzen Weile dämmerte mir, dass der Mann ein
Bewohner von Ibrik sein musste - und dass er völlig normal
wirkte. Das bedeutete, dass nicht alle Ibriker vom Regis Hloki
paralysiert waren.
„Wer ... wer sind Sie?" fragte ich.
„Kapalahoa", antwortete der Mann mit klangvoller
Stimme. „Sie sind nicht von Ibrik."
„Nein", erwiderte ich. „Ich bin Captain Tatcher a
Hainu von der SOL und wurde nach Ibrik geschickt, um nachzusehen, wie
es der Bevölkerung geht. Vor wenigen Sekunden fürchtete ich
noch, alle Menschen hier wären zum Sterben verurteilt. Aber Sie
haben mir neuen Mut gegeben. Sie sind anscheinend immun gegen das
Regis Hloki."
„Das Regis Hloki?" fragte der Mann und schien in sich
hineinzulauschen.
Zum ersten Mal betrachtete ich den Fremden genauer. Er war etwa
einsneunzig groß, schlank, ohne mager zu sein, muskulös,
ohne die überentwickelten Muskeln eines Spitzensportlers zu
besitzen, und hatte seidenweiches, schulterlanges, blauschwarzes
Haar. Seine einzige Kleidung bestand aus einem ledernen Lendenschurz,
einer Perlenhalskette und zwei Perlenarmbändern. In der
Lederschnur, die den Schurz hielt, staken zwei Messer mit
lederumwickelten Griffen. In der rechten Hand hielt der Mann einen
langen, dünnen Speer mit schmaler, metallener Widerhakenspitze.
Über der Nasenwurzel und auf beiden Wangen trug er symbolhafte
Narben.
„Ich kenne nur den Namen und die Auswirkung", erklärte
ich. „Gibt es außer Ihnen noch andere Immune, Kapalahoa?"
Kapalahoa blickte mich an.
„Es gibt überhaupt keine Immunen", antwortete er.
„Auch ich war von diesem blitzartig herein brechenden Grauen
betroffen gewesen. Wir, meine Freunde und ich, sahen unseren eigenen
Tod. Wir fürchteten uns und liefen auseinander. Aber dann
besannen wir uns darauf, dass der Tod für uns zum Leben gehört
wie die Geburt, wie Essen, Trinken, Lieben und Schlafen. Plötzlich
fiel die Furcht von uns ab. Die Eingemauerten können die Furcht
offenbar nicht überwinden."
„Die Eingemauerten?" fragte ich.
Kapalahoa lächelte.
„Diejenigen, die sich vor einem Leben unter freiem Himmel
fürchten, weil sie meinen, sie würden ihre Zivilisation
verraten, wenn sie mit der Natur als integrierter Bestandteil der
Natur leben."
Ich blickte den Mann nachdenklich an.
„Sie sehen aus wie ein primitiver Eingeborener, aber Sie
reden mit einem Vokabular, das wissenschaftliche Bildung verrät.
Ich werde nicht schlau aus Ihnen, Kapalahoa."
„Man muss nicht unbedingt das eine tun und das andere
lassen, Captain a Hainu", erwiderte der Mann ernst. „Wir
Freien bemühen uns, das wissenschaftliche Verständnis für
die Umwelt und das Wissen von den Sternen mit dem gefühlsmäßigen
Verständnis für die Natur zu verbinden. Wir sind fest davon
überzeugt, dass man das Universum nur verstehen kann, wenn man
sich als Bestandteil des Ganzen betrachtet - und dass man nur dann
hinaus zu den Sternen gehen sollte, wenn man bereit ist, jede
Erscheinungsform der Materie als Wesenheit anzusehen, mit der uns
eine innige Verwandtschaft verbindet."
Ich schloss unwillkürlich die Augen, als mir aufging, wie
unendlich groß die Weisheit war, die aus den Worten dieses
einfachen Menschen geklungen hatte - und wie vermessen ich und
meinesgleichen, wozu auch die Überschweren und die Laren
zählten, waren, indem wir uns anmaßten, die erreichbaren
Regionen des Universums als unser Eigentum zu betrachten. Wir
kämpften praktisch um etwas, das niemandem von uns gehörte.
Doch jetzt war nicht die Zeit, um solchen Überlegungen so
intensiv nachzuhängen, wie es notwendig war, um Verständnis
zu entwickeln. Auf Ibrik waren viele Millionen Menschen zum Tode
verurteilt, wenn es nicht gelang, eine wirksame Hilfsaktion zu
organisieren.
„Wir müssen etwas unternehmen, um die Eingemauerten zu
retten", sagte ich.
Kapalahoa erklärte mir, dass seine Freunde und er sich
planetenweit verständigt hatten und aufgebrochen waren, um ihre
eingemauerten Brüder und Schwestern zu retten.
„Wir versorgen allerdings nur die Kinder, die sich nicht
selbst helfen können", sagte er. „Den anderen
Menschen wollen wir die Eigeninitiative zurückgeben, wenn wir
dazu in der Lage sind."
Seine Augen weiteten sich, als Pan plötzlich neben mir
sichtbar wurde.
„Ich
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