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PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

PR TB 156 Der Löwe Von Akkad

Titel: PR TB 156 Der Löwe Von Akkad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Vielleicht gelang es aber durch ein kleines Wunder,
Kopien dieser Erzählungen an die Nachwelt zu überliefern
...

4.
    Eine Halle breitete sich aus; ihre Wände schienen mit dem
dämmerigen Horizont zu verschmelzen. Es war ein prächtiges
Spiel von wehenden Vorhängen und kostbaren Fellen, erwärmt
durch vier in den Ecken schwelende Holzkohlebecken. Der Geruch
kostbarer Düfte mischte sich mit dem Armoma von Wein und Salben.
Draußen hörte man das Plätschern des Wassers, das
über Steine lief. Die Stimmen unsichtbarer Grillen und die
Geräusche von Wasservögeln bildeten eine einschläfernde
Melodie. Hinter Mauern, Durchgängen, Bögen und Türen
erklangen andere Melodien;
    zarte Flöten spielten auf und abschwellende Tonfolgen.
Winzige Trommeln pochten, Saiteninstrumente zirpten, klingelten und
summten. Sklavinnen, die nichts als Schleier, Blumen und Geschmeide
trugen, huschten wie schöne Gespenster lautlos durch den Raum.
Sie entzündeten entlang der Wände kleine Öllämpchen.
Wieder veränderte sich das Bild. Das Gold in den Vorhängen
und in Sharrukins Kleidung flimmerte und leuchtete auf. Die hellen
Steinplatten, voller Gestalten, Schriftzüge und Linien begannen
zu leben und lautlose Geschichten zu erzählen.
    „Das ist das königliche Haus Esch-nunnas!" sagte
Sharrukin, und seine ausladende Gebärde
    umfaßte nicht nur diesen Raum, den kleinen, aber
unvorstellbar prachtvollen Palast, sondern darüber hinaus auch
die Stadt und das Land Akkad.
    „Es ist das Haus eines Königs. Mein Raum, ich sage es.
Du wirst alles haben, was du brauchst, und alles darüber hinaus,
was ich habe."
    „Ich will es nicht!" sagte Kar-shattar und sah sich
langsam um. Sharrukins Arm lag um ihre Hüften. Die letzten
Dienerinnen verschwanden lautlos.
    „Ich begehre dich!" sagte der König mit rauher
Stimme. Die Frau fühlte den Bann, in dem sie noch immer stand.
Sie konnte sich nicht wehren - und sie wollte es auch nicht.
    „Ich will dich haben. Ich weiß, daß deine
Leidenschaft heißer brennt als das Feuer dort!"
    Er riß einen metallenen Pokal von einem Tisch und setzte ihn
an ihre Lippen. Sharrukin fühlte, daß er an der Seite
dieser fremden Frau voller Rätsel seine eigene Geschichte
erfahren würde. Er erinnerte sich nur an die Zeit seit dem
Moment, da er Mundschenk gewesen war am Hof König Urzababas von
Kish.
    „Du mußt mir helfen, Kar-shattar. Erst durch dich
werde ich wissen, wer ich wirklich bin!" stieß er hervor.
Er schien voller innerer Qualen zu sein.
    Sie schüttelte matt den Kopf. Ihr schulterlanges Haar
bauschte sich wie ein Vorhang. Sie war unsicher, überwältigt
von der Schönheit des Raumes und der explosiven, fast tierischen
Direktheit des Mannes vor ihr. Seine langen, starken Finger
streichelten ihren Körper.
    „Ich bin selbst verwirrt", gestand sie leise. „Ich
fürchte mich davor, dich zu enttäuschen. Ich bin mir selbst
fremd, ich erkenne mich nicht wieder!"
    Er küßte einen Tropfen Wein von ihrer Wange und rief:
    „So geht es mir auch! Wir zwei, wir werden die Erinnerungen
bezwingen! Hier, nimm einen Schluck Wein. Er kommt von den Hängen
Eninmars, meiner Stadt. Der königliche Wein, Sklaven bewachen
die Rebstöcke!"
    Kar-shattar nahm einen tiefen Schluck des süßlichstarken
roten Weines. Das Getränk war wie flüssiges Feuer. Es
entzündete die Sinne und die Begierden. Plötzlich hatte sie
nur noch das Bedürfnis, sich fallen zu lassen. Ruhe,
Zärtlichkeit, Begierde und ein langer Schlaf -nichts anderes
wollte sie. Ihr Mantel löste sich unter Sharrukins Fingern und
fiel zu Boden.
    „Du mußt wissen, ich bin von denkwürdiger
Herkunft!" stöhnte Sharrukin auf und bedeckte ihr Gesicht,
den Hals und die Schultern mit brennenden Küssen. „Meine
Mutter war Vestalin im Tempel der Ishtar! Eine stolze, schöne
Frau - sie trug deine Züge. Und mein Vater, der Falke der
goldenen Wüste! Er nahm sie und liebte sie. Sie gebar mich im
Zeichen der Mondsichel, des Stemenschiffs! Sie setzte mich in einem
Binsenboot aus, weil sie wußte, daß mein Leben eine Reise
sein würde, eine Fahrt von Sieg zu Sieg. Mein strahlendes Leben
begann auf dem Idiglat. Der Tempel der Ishtar, in dessen Dunkelheit
meine Mutter mich gebar, war Azupiranu, die Stadt des Safrans. Du
siehst, daß ich ein mächtiger Mann bin!"
    „Ich sehe es!" sagte sie und ging langsam über die
kostbaren Felle zu einem der Terrassenfenster. Sharrukin, schoß
es ihr durch den Sinn, Sharrukin, ein Mann, der sich pausenlos selbst
bestätigen

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