PR TB 158 Die Frauen Von Avalian
Avalianerinnen hielten sich davor
auf. Niemand kümmerte sich um uns, da man wußte, daß
wir nicht entkommen konnten. „Man glaubte nach wie vor, daß
du so etwas wie ein Gott, ein Geist oder Dämon bist, aber ein
böser. Du bist das, was wir als Teufel bezeichnen würden."
„Und du bist des Teufels Braut?"
„Spotte nicht", bat sie mich mit halb erstickter
Stimme. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Es ist wirklich
so. Doyana kann mich nun nicht mehr schützen."
„Was wird mit uns geschehen?"
„Das weißt du doch. Dich hätte es auf diese Art
ja schon fast erwischt."
Ich dachte mit Entsetzen an das Verlies, in das man mich gesperrt
hatte. Dieses Mal würden wir wohl nicht mehr aus dem Gefängnis
entkommen können.
Ich bäumte mich in meinen Fesseln auf, erreichte damit aber
nur, daß sie sich noch tiefer ins Fleisch schnitten.
Ich konnte nichts mehr tun. Es schien, als gebe es keine
Möglichkeit mehr, dem Verlies zu entgehen.
„Warum mußtest du auch baden", sagte ich.
„Hättest du nicht damit warten können?"
Elaine lächelte auch jetzt nicht. Sie preßte die Lippen
zusammen. Mir tat leid, was ich gesagt hatte. Ihr einen Vorwurf zu
machen war nicht richtig. Sie war ebensowenig für das
verantwortlich, was geschehen war, wie ich. Der Computer der
Hufeiseninsel hatte Einfluß auf den Autopiloten des
Raumgleiters genommen, und von da an war alles nach seinem Willen
verlaufen.
Ich sagte Elaine, daß wir ein Opfer des Computers geworden
waren, und daß keiner von uns eine Schuld trug. Sie war mir
dankbar für meine Worte, wandte mir das Gesicht zu und blickte
mich an. Sie entspannte sich etwas.
„Was hast du herausgefunden?" fragte sie nach einer
Weile.
Ich hoffte, sie ablenken zu können und berichtete von meinem
Gang durch das Museum. Sie hörte sich alles geduldig an und
unterbrach mich auch bei meinen Schlußfolgerungen nicht.
„Jetzt wird mir alles klar", sagte sie schließlich.
„Doyana hat mir auch etwas über diese Welt und ihre
Geschichte erzählt. Es paßt zu dem, was du herausgefunden
hast."
„Erzähle", bat ich. „Habe ich mich irgendwo
geirrt?"
„Das nicht, aber du hast nicht alles richtig erkannt",
erwiderte sie. „Tatsächlich hat es eine Seuche gegeben.
Sie wurde durch biologische Experimente ausgelöst, die im Rahmen
von Zuchtversuchen durchgeführt wurden. Man befürchtete,
daß die gesamte Bevölkerung von Avalian daran zugrunde
gehen würde. Deshalb rüstete man eine Weltraumexpedition
aus und versuchte auf diese Weise, die noch gesunden Menschen zu
retten. Der Plan war, wie ich jetzt sehe, diese Menschen in einer
Robotstation auf einem anderen Planeten in einen Tiefschlaf zu
versetzen, der vermutlich Jahrhunderte dauern sollte. Danach sollten
die Menschen nach Avalian zurückkehren und diese Welt
besiedeln."
Allmählich begriff ich ebenfalls.
„Tatsächlich aber starben hier nicht alle Menschen. Die
Frauen überlebten, und die Männer verkümmerten. So
entwickelte sich eine völlig neue Kultur, die mit der alten kaum
noch etwas gemein hatte. Die Weltraumexpedition geriet in
Vergessenheit, da man
nie wieder etwas von den abgeflogenen Avalianem hörte",
fuhr Elaine fort.
„Wie aber paßt der Transmitter ins Bild?" fragte
ich.
„Das weiß ich nicht genau", entgegnete sie. „Ich
kann nur vermuten, daß er gebaut wurde, weil man hoffte, mit
der Expedition durch ihn Verbindung aufhehmen zu können.
Wahrscheinlich hat man ihn erst lange nach dem Start eingerichtet."
„So wird es gewesen sein", ergänzte ich, denn ich
erinnerte mich an einige Mosaiken, die ich gesehen hatte. „Der
Transmitter arbeitete zunächst nicht. Später aber schaltete
er sich ein, als auf Rasterstop III die dort gelandeten Avalianer
eine Gegenstation errichtet hatten. Doch hier auf Avalian hat niemand
bemerkt, daß der Transmitter funktionierte, weil die Seuche ein
weltweites Chaos angerichtet hatte."
„Und auf Rasterstop III hat man vermutlich nicht gewagt,
durch den Transmitter zu gehen, weil man die Seuche auf Avalian
fürchtete", sagte Elaine. „Man hat sich von dem
Roboter in Tiefschlaf versetzen lassen, einen Schlaf, aus dem es kein
Erwachen mehr gab."
Nun war mir auch der Rest klar. Der Roboter hatte versucht, die
Schläfer wieder zu wecken. Das war ihm nicht gelungen. Daraufhin
hatte er biologische Experimente gestartet, aber sie hatten kein
positives Ergebnis gehabt. Doch das war für den Computer nicht
entscheidend gewesen. Er hatte alle Ergebnisse in den Schacht und
damit in
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