PR TB 158 Die Frauen Von Avalian
Ich
stürzte auf sie. Durch mein Gewicht hinderte ich sie daran, mich
vollends k.o. zu schlagen. Doch nun legte sie mir die Hand um den
Hals und drückte die Daumen mit aller Kraft gegen meinen
Kehlkopf.
Eisiger Schrecken durchfuhr mich, während ich mich instinktiv
aufbäumte, um dem tödlichen Angriff zu entgehen.
Ich warf die Arme nach vom und schleuderte ihre Arme damit zur
Seite. Ihre Fingernägel fuhren über meinen Hals und
schnitten sich tief in die Haut ein. Dann aber war ich frei und
konnte durchatmen.
„Es tut mir leid", sagte ich und hieb ihr die Faust
unter das Kinn. Es tat mir selbst weh, gegen ein Mädchen so
vorgehen zu müssen, aber mir blieb keine andere Wahl. Zudem war
ich so vorsichtig, daß ich sie nicht verletzte, sondern nur
leicht betäubte. Sie wurde nicht bewußtlos, sondern verlor
nur für einige Sekunden die Orientierung. Diese Zeit nutzte ich,
sie herumzudrehen und ihr ein Papiertuch, das ihr entfallen war,
zwischen die Zähne zu stecken.
Dann hob ich sie hoch und rannte mit ihr in eines der Häuser.
Sie strampelte mit den Beinen und hieb mir die spitzen Ellenbogen in
den Leib, so daß ich vor Schmerzen aufstöhnte. Ich konnte
mich nicht wehren, da ich sie mit dem einem Arm trug und ihr mit der
anderen Hand den Mund zuhielt.
Im Haus setzte ich sie ab. Sie wirbelte herum und spuckte das Tuch
aus. Dies war kein hübsches, begehrenswertes Mädchen der
Art, wie ich sie von der SOL her kannte. Dies war eine kleine Bestie,
ein unerbittlicher Feind, der gnadenlos tötete, wenn ich ihm
auch nur die geringste Chance gab.
Sie holte bereits zu einem Schlag aus, als ich ihr rasch den Arm
festhielt, mich über sie beugte und sie auf den Mund küßte.
Die Arme sanken ihr nach unten. Ihre Augen weiteten sich, und sie
wich von mir zurück, als hätte ich die Pest.
„Das war wohl völlig neu für dich, wie?"
fragte ich, packte ihren Arm, warf sie herum und schob sie durch eine
Tür in eine kleine Kammer. Sie sträubte sich zu spät.
Als sie erkannte, was geschah, knallte die Tür schon hinter ihr
zu. Ich schob einen Tisch dagegen und sicherte den Türdrücker,
eine einfache Apparatur, mit einem Metallständer ab. Dann rückte
ich noch einen schweren Schrank vor den Tisch und verkeilte ihn,
indem ich eine Fußbank zwischen ihn und die Wand drückte.
Nun konnte die Gefangene sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien,
aber das war für mich eigentlich unwichtig.
Früher oder später würde man sie vermissen und nach
ihr suchen. Man würde sie finden, und dann würde man
wissen, daß ich hier im Museum war. Damit wurde die Situation
kritisch.
Ich beschloß, die Gefahr vorläufig zu ignorieren und
diesen Museumsabschnitt weiter zu untersuchen. Ich sah mir die von
Beulen entstellten Roboter an, betrat einige Häuser und geriet
schließlich in ein Labor, in dem ich eine seltsame Anordnung
von Laborgeräten, Leichen und ausgestopften Tieren vorfand, die
ebenfalls als Opfer der Seuche präpariert waren. Alles sah so
echt aus, daß ich mir immer wieder sagen mußte, daß
ich in einem Museum war.
Für mich war klar, daß die Katastrophe durch
Laborexperimente ausgelöst worden war. Die Bilder waren
eindeutig.
Auffallend war, daß nur Männer in diesem Bereich zu
sehen waren. Offenbar waren nur sie dem tödlichen
Krankheitserreger zum Opfer gefallen.
Ich eilte zur nächsten Ausstellungsgruppe weiter und fand
hier die Bestätigung für meine Überlegungen. Das Leben
normalisierte sich wieder, aber ich sah nur zwanzig Frauen und
einen Mann, der kaum mehr als ein Wrack war.
Jetzt hastete ich weiter, ohne Rücksicht darauf zu nehmen,
daß ich beobachtet werden konnte. Ich kümmerte mich um
nichts mehr, denn ich glaubte, das Geheimnis der Frauenwelt lösen
zu können. Doch ganz gelang es mir nicht. Plötzlich
verstummten die vielfältigen Geräusche im Museum. Die
Roboter erstarrten mitten in der Bewegung. Ein Alarmgerät heulte
auf. Der nerventötende Ton füllte das ganze Museum aus.
Unwillkürlich floh ich in eines der Häuser und schlug
die Tür hinter mir zu. So konnte ich nicht so leicht gesehen
werden.
Durch eines der Fenster blickte ich hinaus. Ich beruhigte mich,
denn ich sagte mir, daß es Tage dauern konnte, bis die
Sicherheitskräfte von Avalian dieses Museum bis in den letzten
Winkel durchsucht hatten. Mir blieb also noch eine letzte Frist,
vorausgesetzt, ich blieb nicht in dem Bezirk, in dem ich mich jetzt
aufhielt. Hier war das Mädchen verschwunden, also würde
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