PR TB 166 Chaos Im Sternenschwarm
sagte
ich laut. Ich wartete, bis sie mir ihre Gesichter zuwandten, dann
fuhr ich fort: „Hron kann dem Schwarm und damit auch uns
helfen, wenn wir die Kinder des Nyda finden. Dazu aber sollen wir
etwas suchen, das Hron ,die Dunkelheit im Licht' nannte. Ich weiß
nicht, was darunter zu verstehen ist. Vielleicht fällt Ihnen
etwas dazu ein. Denken Sie nach! Strengen Sie Ihre Gehirne an! Wir
müssen eine Lösung finden!“
„Dunkelheit im Licht?“ fragte Rotira Gennard. „Das
ergibt überhaupt keinen Sinn, Captain a Hainu.“
„Es muß einen Sinn haben!“ erklärte ich.
„Und wir müssen ihn finden!“
„Vielleicht sollen wir das symbolisch verstehen“,
meinte Karoru Yokida. „Es gibt ein Sprichwort, das, so glaube
ich, heißt: ,Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten'.
Demnach müßte dort, wo der Schwarm am hellsten ist, auch
die größte Dunkelheit herrschen. Das wäre im
Schwerpunkt, wenn in ihm, wie bei einer echten Galaxis, die Sterne am
dichtesten beieinander stehen.“
„Doch woher soll dort Schatten oder Dunkelheit kommen?“
warf Ahira Kaptaal ein.
„Wäre es dort nicht so hell, daß wir überhaupt
nichts mehr sehen könnten?“ fragte Surti Cova. „Und
wo wir nichts sehen, herrscht doch praktisch Dunkelheit für
uns.“
„Warum hat dann Hron nicht gesagt, wir sollten den
Schwerpunkt des Schwarms finden?“ fragte Tunar Saizew.
„Ja, warum nicht?“ überlegte ich laut. „Moment!
Vielleicht weiß Hron überhaupt nicht, was ein Schwerpunkt
ist. Ich habe von ihm noch keine exakten wissenschaftlichen Begriffe
gehört. Er könnte also durchaus den Schwerpunkt des
Schwarms gemeint haben. Aber es ist nicht nur sehr schwierig, dort
mit einem Raumschiff zu navigieren; es ist wegen der dicht stehenden
Sonnen und den dadurch bedingten hyperenergetischen
Überschlagsblitzen auch äußerst gefährlich.“
„Dennoch sollten wir es tun“, sagte Ahira Kaptaal.
„Alles andere ergibt keinen Sinn.“
Ich nickte und schaltete die KOM-Verbindung zu Max ein.
„Max, ich brauche die genaue Position des Schwarmzentrums.
Kannst du an Hand der bisherigen Ortungsergebnisse die betreffenden
Berechnungen durchführen?“
„Ich will es versuchen, Tatcher“, antwortete die
Bordpositronik. „Allerdings brauche ich weitere
Ortungsergebnisse von anderen Punkten im Schwarm.“
Ich wußte, was Max meinte. Da das seltsame Netz die Ortung
erschwerte, mußten wir mit Linearmanövern mindestens zwei
andere, weit voneinander entfernte Punkte des Schwarms aufsuchen, um
eine genaue Bestimmung des Schwarmzentrums zu ermöglichen.
„In Ordnung, Max“, erwiderte ich.
Mit Surti Covas Hilfe errechnete ich die erforderlichen
Linearmanöver. Wir mußten aufpassen, daß ms dabei
kein Fehler unterlief, denn wir durften nicht nur nicht in einer
Sonne oder einem Planeten in den Normalraum zurückfallen,
sondern mußten - was viel schwieriger war - auch unbedingt
vermeiden, nach einem Rücksturz mit dem seltsamen Netz zu
kollidieren.
Die Schwierigkeit bestand darin, daß die Hypertaster die
Entfernungen der Netzfäden nicht genau ermittelten, sondern nur
mit erheblichen Toleranzwerten bestimmen konnten. Das engte unseren
Spielraum stark ein.
Dennoch schafften wir die Aufgabe innerhalb von nur
siebeneinviertel Stunden. Danach wußten wir mit großer
Sicherheit, wo der Schwerpunkt des Schwarms lag und konnten die
Linearetappen berechnen, die uns zuerst bis dicht an die - vermutete,
aber nicht einwandfrei ortbare - Sonnenballung heranbrachten. Von
dort aus würden wir hoffentlich einen Punkt in der Ballung
ermitteln können, an dem wir in den Normalraum stürzen
durften, ohne einer Sonne zu nahe zu kommen.
Eine absolute Sicherheit für unser Leben gab es allerdings
nicht. Wir würden viel Glück brauchen, um unsere Aktion zu
überleben.
Dank Max' Unterstützung schafften wir es. Zwar wurde die
BUTTERFLY heftig durchgeschüttelt, als sie in der Sonnenballung
in den Normalraum zurückfiel und dabei von einem
hyperenergetischen Überschlagsblitz gestreift wurde, aber der
Paratronschirm hielt gerade noch stand.
Es war hell, unerträglich hell, aber bevor unsere Augen
geblendet wurden, hatte das transparente Kanzeldach automatisch auf
stärkste Filterung geschaltet. Was wir danach noch sahen, war
eine von Finsternis erfüllte Hohlkugel, in der die zahllosen
Sonnen als bleiche Flecke schwammen.
„Die Dunkelheit im Licht“, sagte Rotira Gennard
zaghaft. „Sollte Hron tatsächlich das gemeint haben? Es
ist doch nur eine von
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