PR TB 168 Hinter Dem Zeitschirm
keine bewußte
Lüge zuließ.
Dalaimoc Rorvic hob den Kopf und schaute dem Piraten ins Gesicht.
Mit undefinierbarem Lächeln stellte er seine Fragen, die so
präzise formuliert waren, wie ein Außenstehender es dem
fettleibigen, blaßhäutigen Scheusal niemals zugetraut
hätte.
Unsere Rehabilitanden wurden blaß, als Dukkut Proskeff
Rorvics Fragen mit jener Offenheit beantwortete, wie der Psycholator
sie erzwang. Es kamen ausgesprochene Scheußlichkeiten ans
Licht, Verbrechen, die der Piratenhäuptling uns während der
normalen Verhöre verschwiegen hatte, wohl wissend, daß
ihre Offenbarung dem Gericht nur einen Urteilsspruch erlauben würde:
die totale Persönlichkeitsumformung.
Bei einer totalen Persönlichkeitsumformung wurden nicht nur
alle Erinnerungen des Verurteilten gelöscht, sondern auch die
tiefsten Schichten von Bewußtsein und Unterbewußtsein.
Praktisch erlosch damit die psychische Existenz des Betreffenden. Nur
der Körper blieb - und mit ihm ein völlig „unbeschriebenes"
Gehirn. Allmählich wurde danach eine neue Psyche mit falschen
Erinnerungen aufgebaut - und nach entsprechender Vorbereitung durfte
eine „neugeborene" Person im alten Körper ein Leben
beginnen, das weder durch negative psychische Faktoren noch durch ein
Schuldbewußtsein belastet wurde.
Es war die bisher einzige bekannte Alternative zur Todesstrafe
beziehungsweise lebenslänglicher Zwangsarbeit, jener beiden
früher praktizierten Höchststrafen für ausgesprochen
abscheuliche Gewaltverbrechen.
Als Ahira Kaptaal und Rotira Gennard, zwei unserer Rehabilitanden,
mit Übelkeit zu kämpfen hatten, weil die Schilderung der
Untaten seelisch nicht mehr zu verkraften war, wollte ich Rorvic
bitten, das Psycholatorverhör zu unterbrechen.
Ich kam jedoch nicht dazu, denn in diesem Augenblick schaltete
sich die Rundrufanlage der ISAAC ASIMOV ein, und die Hauptpositronik
meldete, daß die Hypertaster nach dem vor zwei Minuten
erfolgten Orientierungsaustritt einen Raumflugkörper angemessen
hätten, der zwar in der derzeit geltenden Klassifizierung nicht
aufgeführt, dessen Konstruktionsmerkmale aber in den
Datenspeichern des Erinnerungssektors vorhanden wäre.
Es handelte sich um ein tausend Meter langes und zweihundert Meter
durchmessendes Raumschiff von Walzenform, aus dem seltsam glühende
Kristallkuppeln ragten.
Schon bei der Schilderung spürte ich ein warnendes Ziehen im
Genick, und es hätte der Erklärung der Hauptpositronik, daß
es sich dabei um ein Raumschiff der Schwarzen Dämonen aus dem
Schwärm handeln müsse, nicht bedurft. Ich kannte diese
Raumschiffe aus eigener Anschauung und wußte, daß sie
durch die „glühenden“ Kristallkuppeln künstlich
erzeugte psionische Kräfte abstrahlten. Diese Kräfte waren
seinerzeit vielen terranischen und anderen Raumschiffen, die sich in
den Schwärm gewagt hatten, zum Verhängnis geworden. Ich
selbst hatte an Bord eines Cyno-Raumschiffs einen Angriff der
Schwarzen Dämonen erlebt und war gerade noch mit Mühe und
Not aus dem brennenden Schiff entkommen.
Aber wie kam ein Raumschiff der Schwarzen Dämonen hierher,
obwohl der Schwärm unsere Milchstraße längst wieder
verlassen hatte?
„Schlafen Sie eigentlich, Captain Hainu?“ fragte
Rorvic und riß mich damit aus meinen Überlegungen.
„Kümmern Sie sich gefälligst um das geortete Objekt!“
„Ich?“ fragte ich ungläubig. „Wie soll ich
mich denn um das Dämonenschiff kümmern, Sir?“
„Indem Sie sich in die Hauptzentrale begeben und Maßnahmen
veranlassen, deren Ziel die Aufbringung des Objekts ist!“
erklärte der Tibeter gehässig.
Natürlich verschwieg er mir, welche Maßnahmen dazu
geeignet sein sollten, ein Raumschiff der Schwarzen Dämonen
aufzubringen. Da ich ihm jedoch - leider -unterstellt war, blieb mir
nichts weiter übrig, als wenigstens zu versuchen, seinen Befehl
auszuführen.
Im Unterschied zu den „normalen“ Raumschiffen der
Imperiumsflotte gab es auf einem Raumschiff der GOLEM-Klasse keine
Bedienungselemente für Steuerung und Navigation. Das waren
Funktionen, die den robotischen Elementen überlassen waren.
Falls sich überhaupt Menschen an Bord befanden - wie in unserem
Fall -, erteilten sie lediglich Befehle.
Die Hauptzentrale der ISAAC ASIMOV war deshalb auch völlig
anders gestaltet als die Hauptzentrale „normaler“
Raumschiffe mit menschlichen Besatzungen.
Es gab keine Schaltpulte, sondern nur Konsolen mit kleinen
Kontrollbildschirmen, Kommunikationsanschlüsse für
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