PR TB 168 Hinter Dem Zeitschirm
mein Detektor anzeigte, daß sich über mir und dem
Krater eine Energieglocke aufgebaut hatte, die fest mit der
Außenhülle des Dämonenschiffs abschloß, wandte
ich mich dem Schleusenschott zu.
Die erste Berührung des Materials ließ mich
zusammenzucken, denn die hochempfindlichen Senso-Rezeptoren meiner
Raumhandschuhe übertrugen die Tastreize, die sich beim Kontakt
mit dem hellgrauen Film einstellten.
Der staubartige Film fühlte sich an, als bestünde er aus
lebendem Zellgewebe, das bei der Berührung um den Bruchteil
eines Millimeters zurückwich.
Lange stand ich bewegungslos da und blickte den hellgrauen Film
an. Ich scheute vor einer neuerlichen Berührung zurück und
wußte doch, daß ich nicht darum herumkam, wenn ich das
durchführen wollte, was ich mir vorgenommen hatte. Es war die
ererbte Reaktion eines Marsianers der a-Klasse gegenüber
jeglicher Art von Leben, die mich zögern ließ. Die ersten
Kolonisten, die sich auf dem Mars einrichteten, hatten unter äußerst
schweren Bedingungen ums Überleben zu kämpfen, denn zu
dieser Zeit war der Mars noch nicht terranisiert, wie man so schön
sagte, wenn eine fremde Welt mit Hilfe von
planeteningenieurtechnischen Maßnahmen auf erdähnliche
Verhältnisse getrimmt wurde.
Meine Vorfahren mußten überwiegend in Druckkuppeln
leben und sich während einiger Jahre, in denen die Erde keinen
Nachschub liefern konnte, aus eigener Kraft ernähren. In dieser
Zeit lernten sie die spärlichen Überreste eines ehemals
reichhaltigen Lebens auf dem Mars schätzen. Sie verwendeten die
den grausamen Umweltbedingungen angepaßten niederen
Lebensformen als Katalysatoren für die Erzeugung von Nahrung aus
Sonnenlicht, als Wärmespender und als Lieferanten eines
Extraktes, der dem menschlichen Metabolismus die allmähliche
Akklimatisierung ermöglichte. Hätte die Hilfe durch die
Erde nicht bald wieder eingesetzt, wären meine Vorfahren echte
Marsianer geworden. So reichte es nur zu einer teilweisen, aber voll
vererbbaren Anpassung. Aber seitdem achteten alle Marsianer der
a-Klasse jede andere Lebensform genauso wie sich selbst.
Aus diesem Grund überlegte ich, wie ich das Schleusenschott
öffnen konnte, ohne dem hellgrauen Film, der möglicherweise
eine Lebensform darstellte, irreparablen Schaden zuzufügen.
Wahrscheinlich würde ich das Schott mit meinem Desintegrator
auflösen müssen, denn ich besaß keine andere
Möglichkeit, in das Dämonenschiff zu gelangen. Dabei wollte
ich aber keinesfalls die seltsame Schicht auf dem Schott vernichten.
Schließlich entschloß ich mich dazu, den filmähnlichen
Überzug behutsam mit den behandschuhten Händen zur Seite zu
schieben. Das erwies sich als äußerst schwierig, denn die
Substanz glitt immer wieder auf das Schott zurück, was daran
liegen mochte, daß sich hier der tiefste Punkt des Kraters
befand.
Als ich erkannte, daß meine Bemühungen zwecklos waren,
zog ich einen leeren Plastikbeutel aus einer meiner Gürteltaschen
und schaufelte die graue Substanz hinein. Anschließend schloß
ich den Beutel und klemmte ihn unter meinen Waffengürtel.
Mit meinem Desintegrator dauerte es nicht länger als zehn
Minuten, um eine Öffnung in das Schleusenschott zu schießen.
Ich zwängte mich hindurch und fand mich in einer engen
Schleusenkammer wieder. Das Innenschott ließ sich
glücklicherweise mit einem Handrad öffnen, so daß ich
keine weiteren Zerstörungen anrichten mußte. Ein heftiger
Windstoß blies mich beinahe um und bewies mir, daß sich
auf der anderen Seite eine Atmosphäre befand.
Nach dem Druckausgleich trat ich durch die Öffnung. Meine
Helmlampe beleuchtete zirka zehn Meter eines korkenzieherartig
gewundenen Korridors. Wände und Decke bestanden aus blauroter,
gerippter Metallplastik, in die in unregelmäßigen
Abständen gelbe Lichtpunkte eingelassen waren. Der Boden wurde
durch eine blaßrote Kunststoffolie markiert.
Ich fragte mich, wie sich ein Lebewesen zu Fuß durch einen
Korridor bewegen sollte, bei dem der Boden abwechselnd unten,
seitlich und oben verlief. Selbstverständlich gab es keine
Schwierigkeit, wenn jemand ein Flugaggregat benutzte, aber das
erschien mir einfach unrationell für die Besatzung eines
Raumschiffs.
Nach den ersten Schritten merkte ich jedoch, daß meine
Überlegungen überflüssig gewesen waren. Die innerhalb
des Dämonenschiffs herrschende künstliche Schwerkraft - ich
schätzte sie auf 0,8 Gravos - war stets so ausgerichtet, daß
der Boden des Korridors gleich der Oberfläche
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