PR TB 171 Das Erbe Der Pehrtus
Außenfläche
gab es in der schützenden Kruste, die mittlerweile von den Wesen
selbst gebildet wurde, einige wenige Organe. Diese Organe dienten
ausschließlich dem Erkennen und Aufnehmen von geeigneten
Stoffen für das Wachstum. Die Ur-Nervensysteme wandelten sich
mehr und mehr in ein Instinkt-Gehirn. Mit dem Aufkommen des
instinktiven
Denkens wurde der Aggressionstrieb gezielt eingesetzt. In einer
relativ kurzen Zeitspanne wuchsen die einzelligen Gehirne auf eine
beträchtliche Größe. Die Größten
durchmaßen mehrere hundert Meter, als das entscheidende nächste
Ereignis auftrat. Es war eigentlich kein Zufall, sondern ein
Ergebnis, das zwangsläufig eintreten mußte.
Zwei der Ur-Wesen in der Planetenkruste Horntols trafen
aufeinander. Für jedes von ihnen bedeutete das das Auftreffen
auf organische Materie. Die auf tote Materie programmierten
aggressiven Außenorgane
nahmen den Kampf auf. Sie taten dies mit den Waffen, die sie
bislang gegen die anorganischen Stoffe verwendet hatten. Die Folge
war die totale Zerstörung der Organe und eine weitgehende
Beschädigung der Außenhülle. Damit trat der Kampf in
seine zweite Phase. Die beiden Ur-Gehirne kamen in unmittelbare
Berührung. Nervenströme sprangen über, und die
Hirnmassen gerieten in heftige Bewegung. Wer Sieger in dem unsinnigen
Kampf sein würde, war völlig unerheblich, denn letztlich
handelte es sich um zwei fast völlig gleiche Wesen.
Unterschiedliche Nuancen gab es nur dort, wo der biologische Zufall
diese herbeigeführt hatte. Doch schließlich gewann eins
der beiden Ur-Wesen den Kampf. Es hüllte die Hirnmasse des
anderen ein und durchsetzte sie mit den eigenen instinktiven
Impulsen. Aus einer Zelle waren damit zwei geworden. Es war die erste
Integration in der Entwicklungsgeschichte der Pehrtus.
Dieses neue Wesen wäre unweigerlich zum Sterben verurteilt
gewesen. Es besaß aus der ersten Kampfphase keine Organe mehr
zur Nahrungsaufnahme. Es hätte noch eine Zeitlang
dahinvegetieren können, dann wäre es am inneren
Energieverbrauch eingegangen. Die Natur und die Evolution des Lebens
geht wundersame Schritte. Gerade der Kampf war es gewesen, der jetzt
ein Überleben sicherte. Durch die Integration der beiden
Gehirne, die bis zu diesem Zeitpunkt nur instinktive Maßnahmen
hatten durchführen können, entstand das erste Bewußtsein.
Das Doppelwesen erkannte sich. Es sah bewußt seine Situation,
und es wußte, daß es zum Tod verurteilt war. Mit Hilfe
des neu gewonnenen Bewußtseins jedoch war es in der Lage, sich
selbst bewußt zu verändern. Es ersetzte die naturgegebene
Bildung der Außenorgane durch eine bewußte, gesteuerte
Aktion. Es war intelligent, und es setzte diese Intelligenz bewußt
ein, indem es an der Außenhülle die verletzten Teile
abstieß und aus der Hirnmasse neue Organe bildete.
Mit dem Abschluß dieser Maßnahmen begann ein neuer
Denkprozeß. Das neue Wesen begann mit der Betrachtung und
Auswertung seiner Umwelt. Es entwickelte (wiederum in geradezu
lächerlich kurzer Zeit) eine Reihe von neuen Organen, um die
Umwelt besser wahrnehmen zu können. Eines dieser Organe war im
Grundprinzip ein Schwerkraftmesser. Damit stellte das Wesen fest, daß
es von einer bestimmten Seite her angezogen oder belastet wurde. Die
Ursache für diesen Sog konnte es jedoch nicht bestimmen. Mit dem
erwachten Bewußtsein war auch der Forschungstrieb erwacht. Zwar
diente dieser letztlich nur dem Zweck der verbesserten Nahrungssuche,
aber er war vorhanden. Das Wesen beschloß, in Richtung der
Schwerkraft nach deren Ursache zu suchen. Es entwickelte ein
Fortbewegungsorgan. Durch das Körperinnere wurde ein Schlauch
gelegt, an dessen einem Ende ein schaufelartiges Gebilde die Materie
aufnehmen konnte. Im Schlauchinnern sorgte eine Unzahl von Lamellen
für die Beförderung der aufgenommenen Materie durch den
Leib. Auf diese Weise fraß sich das Wesen durch die Kruste
Horntols in Richtung des Planetenmittelpunkts.
Es war nicht rekonstruierbar, ob sich diese Begegnung zweier
Einzeller einmal oder mehrmals zugetragen hat. Für die weitere
Evolution der Pehrtus war das auch unerheblich. Fehlversuche, die zum
Untergang führten, hat die Natur vergessen.
So war es auch ein Fehlversuch, als das zweizeilige Wesen sich in
Richtung der Schwerkraftquelle bewegte. Dank seiner gewonnenen
Intelligenz und mit Hilfe der neu gebildeten Organe führte
dieser Versuch aber nicht zum Tod. Die Umgebungstemperatur war schon
immer ein besonders kritischer Faktor gewesen,
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