PR TB 174 Die Verlorene Kolonie
Dann säße
ich jetzt bestimmt nicht hier. Diese Schweinerei ist vor zwanzig
Jahren passiert, und inzwischen hat das Personal im EX-Stab längst
ein paar Mal gewechselt. Jetzt noch den Verantwortlichen suchen zu
wollen, wäre pure Zeitvergeudung. Wahrscheinlich ist er längst
pensioniert, sitzt auf irgendeinem paradiesischen Kolonialplaneten
und angelt.“
Perry Rhodan nickte und überflog nochmals den Bericht.
Die Schiffe der Explorerflotte, deren Befehlshaber Bull war,
durchstreiften auch jetzt noch regelmäßig unerforschte
Regionen der Milchstraße. Besonders im Zentrumssektor, wo
unzählige Sonnen dicht geballt standen, gab es für sie
genügend zu tun. Die EX-12019, ein Forschungsraumer von 200
Meter Durchmesser, hatte sich dort fast ein halbes Jahr lang
aufgehalten.
Kurz vor Beendigung ihrer Reise hatte sie ein System angeflogen,
um es kartographisch zu erfassen. Doch schon auf dem Anflug hatten
die Energietaster angeschlagen und verraten, daß es auf einem
der Planeten atomare Krafterzeuger gab. Das hatte den Kommandanten
neugierig gemacht. Er witterte eine Sensation und sah sich bereits
als Entdecker einer neuen, bisher völlig unbekannten Rasse.
Andere Raumschiffe waren weit und breit nicht zu entdecken
gewesen. Trotzdem waren die Männer im Schiff vorsichtig
geblieben. Die EX-12019 war in Deckung durch die äußeren
Planeten so weit vorgestoßen, wie es vertretbar war. Dann
wurden alle Maschinen abgeschaltet, der Raumer trieb im freien Fall
auf den sechsten Planeten zu. Von dort kamen die energetischen
Emissionen, die man angemessen hatte.
Während des Vorbeiflugs an der erdähnlichen Welt hatten
die an Bord befindlichen Wissenschaftler eifrig gearbeitet. Sie
konnten bald feststellen, daß die dortige Zivilisation im
Verhältnis zu Terra noch sehr primitiv war. Man nutzte zwar die
Atomkraft aus, aber auf recht umständliche Weise. Das Verfahren
der Kernfusion war noch nicht bekannt, das bewiesen die typischen
Linien der Meßdiagramme.
Die eigentliche Sensation lieferte jedoch die Funkzentrale.
Sie fing Radio- und Fernsehsendungen auf, die von planetaren
Stationen ausgestrahlt wurden. Da die EX-12019 nur auf etwa 300 000
Kilometer an den Planeten herankam, fielen diese nur sehr schwach
ein. Trotzdem konnten die Männer zu ihrer Verblüffung
feststellen, daß dort unten einwandfrei Menschen sprachen. Was
sie sagten, war allerdings nicht zu verstehen, obwohl einzelne Worte
gewisse Anklänge an die terranische Umgangssprache erkennen
ließen.
Die letzte Bestätigung lieferten dann die Fernsehbilder.
Unter Einsatz aller Verstärker gelang es, halbwegs brauchbare
Bilder zu bekommen, allerdings nur zweidimensional und in
Schwarz-Weiß. Die Ansager und agierenden Personen wurden aber
so deutlich erkennbar, daß die Abstammung der Planetenbewohner
von Terra nicht zu bezweifeln war.
Der Kommandant des Explorerschiffs zog sofort den Schluß,
daß es sich um eine sogenannte „Verlorene Kolonie“
handeln mußte. Im Lauf der Jahrhunderte war es immer wieder
vorgekommen, daß Schiffe auf unbekannten Welten strandeten und
ihre Besatzungen dort siedelten.
Für solche Fälle hatten die Kommandanten genau umrissene
Anweisungen.
Oft genug hatten die Nachkommen der unfreiwilligen Siedler ihre
Herkunft von der Erde längst vergessen. Fast immer ging damit
ein Rückschritt auf allen Gebieten überein. Deshalb war es
den jeweiligen Entdeckern untersagt, selbst auf derartigen Welten zu
landen. Sie hatten lediglich alle erreichbaren Daten über diese
zu sammeln und nach Terrania-City zu übermitteln.
Erst, wenn diese ausgewertet waren, konnte an eine Kontaktaufnahme
gedacht werden.
Die zivilisatorische und technische Entwicklungsstufe der
Planetenbewohner wurde so genau wie möglich festgestellt, und
dann begannen die Vorarbeiten. Ein Team von Wissenschaftlern, das auf
entsprechende Epochen spezialisiert war, wurde zusammengestellt. Dazu
kamen Kosmopsychologen und -biologen, sowie Fachleute vieler anderer
Wissensgebiete. Diese wurden dann zu dem betreffenden Planeten in
Marsch gesetzt, um vorsichtig Verbindung zu den Bewohnern
aufzunehmen.
Das war durchaus nicht immer einfach.
Die Sprachschwierigkeiten infolge Entwicklung eigener Idiome waren
noch am leichtesten zu meistern. Dafür hatte man Translatoren,
die schon nach kurzer Analyse eine gute Verständigung
ermöglichten. Bedeutend schwerer war es oft, den seit langem
isoliert lebenden Menschen beizubringen, wie es „draußen“
in der Galaxis aussah. Nicht
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