PR TB 176 Spion Der Sternenmacht
daran hätte hindern können.
Er sah sich kein einziges Mal um. Er dachte mit Trauer an Matuun,
an Eegar und an Qarpoo, die seine Freunde gewesen waren und auf die
Schaander ten Csy vergebens warten würde.
Und er dachte an Tynde, die junge Frau, an die er um ein Haar sein
Herz verloren hätte.
An den Androiden dachte er nicht.
*
Im Kommandostand kniete er neben dem reglosen Eegar nieder und
schloß ihm die Augen. Dann ging er zur Konsole des Piloten und
setzte die ZAOLIQA vorsichtig in Bewegung. Der Autopilot besaß
die Koordinaten des Punktes der Umkehr. Sanssouq gab ihm den Befehl,
den entsprechenden Kurs einzuschlagen.
Die Korvette beschleunigte mit mäßigen Werten. Der
Bordrechner ermittelte eine voraussichtliche Flugdauer von acht
Stunden. Sanssouq hatte jetzt keine Eile mehr. Der Gegner war
endgültig geschlagen.
Er machte es sich bequem und dachte über das nach, was er von
Ankhor-Laa erfahren hatte.
Er war ein Geschöpf der Superintelligenz ES. Er hatte nie
sein Gedächtnis verloren. Es gab einfach nichts, woran er sich
hätte erinnern können. ES hatte ihn unmittelbar in Soltown
abgesetzt, wahrscheinlich vor der Tür von Makkos Kneipe. Er war
in ein Zechgelage geraten und am nächsten Morgen mit einem
schweren Kater aufgewacht. Es war ihm nicht schwergefallen, seinen
Gedächtnisschwund mit dem übermäßigen
Alkoholgenuß zu erklären. Erst später, als der Kater
längst vergangen und von seiner Erinnerung noch immer nichts
zurückgekehrt war, wurde er mißtrauisch.
Es störte ihn nicht wirklich, daß er nicht wußte,
ob er Mensch oder Androide war. Er empfand wie ein Mensch. Wenn ES
derart perfekte Androiden machen konnte, daß der Unterschied
zwischen ihnen und dem Menschen weder von außen noch von innen
zu erkennen war - um so besser!
Er empfand Ehrfurcht vor dem Überwesen. Es hatte ihn auf eine
gefährliche Mission geschickt. Um die Gefahr zu kompensieren,
hatte ES ihn mit einer Begabung ausgestattet, die einmalig war.
Seinen Auftrag hatte er wie von selbst erledigt. Er war immer in den
Brennpunkten des galaktischen Geschehens gewesen. Er stak voll von
Informationen, die ES auswerten würde, sobald er zurückgekehrt
war.
Er fragte sich, wie es weitergehen würde. Was wurde aus
Sanssouq, wenn ES ihn aufgenommen hatte? Hörte er auf zu
existieren? Verschmolz er mit der höheren Wesenheit oder wurde
er nur zu ihrem Bestandteil, ohne seine Identität zu verlieren?
In ein paar Stunden würde er es wissen. So oder so - er empfand
keinerlei Angst vor seinem zukünftigen Schicksal.
Als die ZAOLIQA nach knapp acht Stunden ihre Restfahrt aufgezehrt
hatte, streifte Sanssouq die Raummontur über und fuhr hinab zur
Bodenschleuse. Zuvor hatte er den Hyperkom der Korvette so
programmiert, daß er in zehn Stunden beginnen würde,
Notsignale abzustrahlen. Die zehn Stunden waren deshalb wichtig, weil
Sanssouq den Autopiloten angewiesen hatte, die ZAOLIQA in zwei
Stunden auf einen Kurs in Richtung galaktisches Zentrum zu bringen.
Die Korvette mußte ein paar Dutzend Lichtjahre weit vom Punkt
der Umkehr entfernt sein, bevor der
Hyperkom den Betrieb aufnahm. Denn Sanssouq wollte nicht, daß
jemand erfuhr, an welchem Ort er zu ES zurückgekehrt war.
Für den Fall, daß der rechtmäßige Eigentümer
die ZAOLIQA wieder in Besitz bekam, hatte Sanssouq in einem
Peripherspeicher des Bordrechners einen Bericht über die
Ereignisse der letzten Stunden hinterlassen. Schaander ten Csy sollte
wissen, daß nicht sein Freund Sanssouq es war, der Matuun,
Eegar und Qarpoo umgebracht hatte.
Sanssouq stieß sich vom Rand der Schleuse ab. Er wußte
nicht genau, wo sich der Punkt der Umkehr befand. Nach seiner
Schätzung konnte er nicht mehr als einen Kilometer von ihm
entfernt sein. Er trieb langsam von der ZAOLIQA fort. Für den
Fall, daß er den richtigen Punkt nicht fand, oder falls sich
nichts ereignete, obwohl er ihn gefunden hatte, behielt er sich die
Möglichkeit vor, an Bord der Korvette zurückzukehren.
Aber er spürte bald, daß das nicht nötig sein
würde.
Als er etwa fünfhundert Meter von der ZAOLIQA entfernt war,
bemerkte er vor sich ein helles, gelbliches Leuchten, das früher
nicht da gewesen war. Er setzte den Antrieb der Raummontur in Betrieb
und hielt auf den leuchtenden Fleck zu. Die Erscheinung breitete sich
aus und wuchs ihm entgegen. Und gleichzeitig sprach eine fremde,
gütige Stimme in Sanssouqs Bewußtsein:
„Willkommen, Sanssouq! Hab keine Angst! Freude und
Wohlempfinden warten auf dich."
Er
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