PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
Zakanza-Upuaut
gehörten zu dieser Elite; auch Männer wie ich. Daher war es
mehr als wichtig, daß wir unsere Macht und unseren Einfluß
mit ebendieser Mä
ßigung gebrauchten und nicht nur im Respekt vor dem Pharao,
sondern vor den natürlichen Rechten eines ^jeden anderen
Menschen, ob an der Spitze der hierarchischen Pyramide oder an deren
Basis. In diesem Fall hatten wir alle den deutlich ausgesprochenen
Befehl, das Land zwischen den Katarakten zu schützen. Wenn wir
erst einmal in Buhen waren und erfahren hatten, wie groß die
Gefahr durch den schwarzen Koloß wirklich war, dann konnten wir
verhindern, daß weiterhin Bauern überfallen wurden. Weit
vor uns tauchten die Mauern von Buhen auf, und als wir die vielen
Rauchsäulen im Abendhimmel sahen, wußten wir, daß
sich die Braten über den Feuern drehten.
Die Festung war halb in die Wüste, halb in das grünende
Gebiet hineingebaut worden. Schon hier waren die Straßen
übersichtlich, auf einem kleinen Damm erbaut, um vor dem
Schwellen des Flusses geschützt zu sein. Beide Gespanne fuhren
jetzt auf der breiten Piste nebeneinander, und als die Straße
zwischen dem Buschwerk hervorkroch und schnurgerade wurde, rief
Ptah-Sokar plötzlich:
„Die Ehre ist zu groß, weil wir zu schnell gesiegt
haben. Der Nomarch scheint uns sehr dringend erwartet zu haben.”
Er deutete nach vorn. Die ersten Soldaten hinter uns begannen
fröhlich zu schreien und hämmerten ihre Waffen gegen die
Schilde. Das schwere Tor der Stadt öffnete sich, und lange
Reihen von Leuten kamen heraus, die langstielige Fackeln trugen. Eine
Doppelreihe von Lichtern baute sich auf zweihundert Schritt Länge
am Rand der Böschung auf. Auch die Leute von Buhen fingen an
begeistert zu schreien. Selbst die Pferde warfen die Köpfe hoch
und wieherten erregt. Wir stemmten uns gegen die Zügel.
„Es sieht so aus, Freunde”, sagte ich. Meine Neugierde
auf diesen weiblichen Nomarchen war seit dem Gift
anschlag ständig gestiegen. In wenigen Augenblicken hatte ich
wohl die endgültige Gewißheit.
„Begeht ja keinen Fehler. Bei Atum, der schwarze Koloß
darf nicht unterschätzt werden. Dort, hinter dem Katarakt, gibt
es unendliche Mengen guter Jäger. Sie werden kämpfen, wenn
er es will.”
„Ich vergesse es sicher nicht”, versprach ich.
Wir erreichten die ersten blakenden Fackeln. Ein ungeheures Lärmen
erhob sich. Auch auf den Mauern tauchten Menschen auf, schwenkten
Tücher, Fackeln und Waffen. Augenscheinlich erwarteten sie uns
dringlicher, als wir bisher angenommen hatten. Als die Gespanne die
wuchtigen Eckpfeiler des Tores erreichten, hielten wir beide die
Tiere an. Eine große, schlanke Frau kam uns entgegen, die
Zeichen ihrer Herrschaft in den Händen, in ein langes Kleid
gehüllt, mit vergoldeten Sandalen. Zakanza-Upuaut neben mir
knurrte: „Das ist ganz ohne Zweifel Asyrta-Nebkaura, die uns
bis zum Stadttor entgegengeht. Eine ungewöhnliche Ehrung,
Atlan-Horus.”
„Sie gilt uns allen”, sagte ich leise. Ein dumpfes
Gefühl _ .des Unbehagens ergriff mich, als ich das Gesicht der
Ägypterin sah. Für mich war es, als öffne sich ein
gewaltiges Tor einen winzigen Spalt breit. Dieses Gesicht kannte ich
ganz genau. Woher? Wann? Unter welchen Umständen? Wie konnte
dies sein? Mein Extrasinn rief drängend:
Warte! Es wird alles geklärt werden!
Asyrta-Nebkaura blieb stehen. Wir sprangen aus den Wagenkörben.
Nebkauras Blicke glitten von einem Gesicht zum anderen und blieben
dann in meinem Antlitz hängen.
„Willkommen, ihr alle. Willkommen, Atlan-Horus! Du bist es,
nicht wahr?”
„Jawohl, Herrscherin von Buhen. Wir kamen, um das Land zu
befreien. Tausend und fünfhundert Männer unter Waffen.”
Sie lächelte. Wieder folterten mich Erinnerungen, die ich
zweifellos besaß, aber die mit Gewalt unterdrückt wurden.
Wie in Trance oder aus weiter Entfernung hörte ich die
hinreißend schöne Ägypterin sagen:
„Von denen du, Atlan-Horus, der wichtigste bist. Wir haben
Quartiere und Essen vorbereitet. Ich sollte nur deinen Namen kennen,
aber ich weiß, daß ich dich selbst kenne. Wie kann das
sein?”
Meine Freunde schienen zu merken, daß ich unsicher wurde.
Ptah-Sokar winkte die Gespanne zur Seite und rief Kommandos, die ich
hörte, aber nicht bewußt verstand. In mir tobte ein
lautloser, schwerer Kampf. Mechanisch bewegte ich mich zur Seite,
während die Soldaten in engen Reihen an uns vorbei und in die
Stadt hineinmarschierten. Sie waren höllisch froh, in der
Bequemlichkeit
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