PR TB 185 Die Einmann Operation
unter
ihm befand sich eine grüne Kunststoffdecke, auf der sich schon
Pflanzen angesiedelt hatten.
Eine Treppe, die mit Hilfe von Desintegratoren aus dem Fels
geschnitten worden war, führte in die Tiefe. Sie endete an einer
Kunststofftür, die sich dicht über der künstlichen
Decke befand. Tekener konnte sich vorstellen, daß man durch die
Tür in einen Felsgang gelangte und über diesen in den
Stützpunkt, der auf dem Grund der Schlucht angelegt worden war.
Er schätzte, daß der Stützpunkt der Raumpiraten
eine Länge von mehr als zweihundert Metern hatte und über
fünfzig Meter breit war. Wie tief er herabreichte war nicht
auszumachen.
Der Leutnant atmete schwer. Er fühlte stechende Schmerzen in
der Lunge. "Weißt du, ob irgendwo Raumschiffe landen
können?" fragte er seinen Begleiter.
Antoine blickte ihn forschend an.
"Was ist los mit dir? Hast du Schmerzen in der Lunge?
Stiche?"
"Ja, aber das hat nichts zu bedeuten. Der Marsch durch den
Urwald hat mich etwas angestrengt."
"Du solltest dir nichts vormachen, Tek", erwiderte sein
Begleiter. "Es hat dich erwischt."
Tekener wurde übel. Erwürgte. Rasch ließ er sich
auf den Boden sinken, drehte sich auf den Rücken herum und
atmete tief durch.
"Rede keinen Unsinn", sagte er.
"Tut mir leid. Ich kenne ein wenig mehr davon als du. Es sind
die Pocken.
Wir müssen umkehren."
Der Leutnant versuchte aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. Die
Beine gehorchten ihm nicht. Er hatte kein Gefühl mehr in ihnen,
so als seien die Nerven abgestorben.
Er blickte Antoine an.
"Keine Angst", sagte dieser. "Ich lasse dich nicht
allein. Wir brauchen den Shift, und du verdammter Kerl hast ihn mit
einem Individualtaster abgesichert, der auf deine Daten eingestellt
ist. Ohne dich kommen wir nicht weiter. Also, komm hoch. Lege deinen
Arm um meine Schultern. Ich helfe dir."
"Das waren deutliche Worte", murmelte Tekener. Mit
äußerster Willensanstrengung kam er auf die Beine. Er
fühlte sich so schwach, daß er die Arme nicht mehr heben
konnte. Er sah nichts mehr, doch er fühlte die
starken Arme Antoines, die ihn umfaßten. Sein Begleiter hob
ihn hoch und legte ihn sich über die Schultern.
Später erinnerte er sich schwach daran, daß er im Shift
wieder zu sich gekommen war und die Instrumente der Maschine vor sich
gesehen hatte. Antoine hatte auf ihn eingeschrien und ihn gezwungen,
die Maschine zu starten. Tekener entsann sich jedoch nicht, wie er
ins Camp gekommen war und ob er den Shift geflogen hatte.
Als er seine Umgebung das erstemal wieder bewußt wahrnahm,
lag er in einer Hütte, und Regentropfen trommelten auf das Dach.
Eine Plastikbahn leitete das Regenwasser, das durch das Dach
sickerte, in eine Ecke des Raumes, wo es verschwand. Vereinzelte
Tropfen fielen dicht neben seinem Kopf auf sein Lager. Ihm war so
heiß, und seine Kehle war so trocken, daß er den Kopf zur
Seite schob, bis ihm das Wasser auf die spröden Lippen tropfte.
Die Bewegung hatte ihn so angestrengt, daß er darüber
erneut das Bewußtsein verlor.
Doch dieses Mal kam er schon nach kurzer Zeit wieder zu sich. Er
lag noch immer in der gleichen Haltung, und das Wasser benetzte seine
Lippen. Das von Narben entstellte Gesicht Antoines tauchte über
ihm auf.
"Mann", sagte er. "Du lebst ja immer noch. Du bist
ein verdammt harter Bursche. Wir hatten dich längst
abgeschrieben."
"Wie nett von dir", flüsterte Tekener mühsam.
Er hatte starke Kopfschmerzen. Auch der Rücken und die Gelenke
schmerzten, so daß er sich kaum bewegen konnte. "Wie lange
bin ich schon krank?"
"Zehn Tage", erwiderte Antoine. "Es wird Zeit, daß
du jetzt endlich etwas ißt, sonst kommst du überhaupt
nicht mehr auf die Beine."
"Zehn Tage", sagte Tekener entsetzt. "So lange?"
Antoine lachte laut auf.
"Du machst mir Spaß", entgegnete er. "Audy,
Robert, Marco, Giancarlo und ich haben die Lashatpocken gehabt. Und
ich kenne noch einige andere mehr, die es ebenfalls erwischt hat und
die längst hinüber sind. Keiner war schon nach zehn Tagen
da, wo du jetzt bist. Wir haben ein Jahr und mehr gebraucht, um mit
den verdammten Pocken fertigzuwerden. Daß du jetzt schon wieder
Fragen stellen kannst, ist für mich das reinste Wunder."
"Über mich haben sich schon viele gewundert",
flüsterte Tekener mühsam lächelnd. "Warum sollten
sich nicht auch die Lashat-Viren wundern?"
Antoine brüllte vor Lachen. Während Tekener erneut das
Bewußtsein verlor, verließ er die Hütte, um die
anderen zu informieren. Er kehrte nach einiger
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