PR TB 186 Rückkehr Der Toten
Rushbrook war älter geworden. Tränen rannen über
die Wangen des Mannes, ohne dessen Arbeit es keine Überlebenschance
für die mit der JUMPING KANGAROO Verschollenen gegeben hätte.
»Wie lange haben wir auf diesen Moment gewartet, Bully«,
sagte Rushbrook schließlich. »Wir glaubten nicht mehr
daran, jemals wieder einem Terraner gegenüberzustehen. Keine
langen Worte, Bully. Seien Sie uns herzlichst willkommen, uns allen.
Auch wenn unser Wiedersehen unter denkbar schlechten Umständen
zustande gekommen ist.«
Bull fand einen Augenblick lang keine Worte. Für Sekunden war
Pearl, die Invasoren und alle anderen Probleme vergessen. Er nickte
Rushbrook dankbar zu.
Eine weitere goldene Gestalt tauchte neben dem Crest-Preisträger
auf. Venda Noce.
»Kennen Sie mich noch, Chef?« fragte die Frau mit
spitzbübischen Lächeln. Reginald hatte sie zum letzten Mal
gesehen, als sie sich den drei Besuchern von Chromund anschloß,
weil ihre Liebe zu Jared Coln stärker gewesen war als die Angst
vor einem ungewissen Schicksal.
Nun gehörte sie zu den goldenen Menschen von Chromund.
Bully schluckte. Natürlich erkannte er sie sofort wieder. Sie
war immer noch schön - auch nach ihrer Umwandlung und den 49
Jahren, die sie älter geworden war.
Falsch! Korrigierte der Terraner sich in Gedanken. Ein Jahr auf
Chromund entspricht zwei Terra-Jahren.
»Venda«, brachte er leise hervor. Die Membran im
Mikrophon des Raumhelms sorgte dafür, daß sie ihn trotz
des unterschiedlichen Wellenbereichs, auf dem die beiden so
verschiedenartigen Menschenwesen sprachen und hörten, verstand.
»Wie könnte ich das bezauberndste Geschöpf vergessen,
das jemals in den Vorzimmern der Administration saß und dafür
sorgte, daß meine Besucher«, er versuchte, ihr hinter dem
Visier des Helmes zuzublinzeln, »stets in der richtigen Laune
waren, wenn sie mir ihre Forderungen vortrugen.«
»Ich habe keinen Tag vergessen, Chef.«
Bull winkte ab.
»Lassen Sie den >Chef<. Sie haben einen neuen Chef
gefunden. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, daß
dieser Teufelskerl Jared Coln Sie mir ausspannen würde.«
Bully drehte sich zu Jared Coln-Kalen Rushbrook um. Das Lachen in
seinem Gesicht erstarb.
»Ich glaube, da habe ich ins Fettnäpfchen getreten,
oder? Der Coln, den Sie liebten, ist tot.«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, sagte
Venda lächelnd. »Er lebt in Kaien weiter. Wir haben
gelernt, daß nicht der Körper eines Menschen das
Wesentliche ist.«
»Nun«, meinte der Staatsmarschall. »Immerhin
spielt er bei gewissen Dingen eine ziemlich wichtige Rolle.«
Venda lachte.
»Ganz bestimmt. Aber deshalb brauchen Sie nicht um den
heißen Brei herumzureden wie ein Kadett beim ersten Rendezvous.
Auch für dieses kleine Problem werden wir eine Lösung
finden.«
»Ein kleines Problem«, sagte Bully. »Aha.«
Ein weiteres bekanntes Gesicht. Wieder Händeschütteln.
Bull kannte die Namen aller Menschen, die mit der JUMPING KANGAROO
aufgebrochen waren. Sechzehn von ihnen konnte er begrüßen.
»Alle anderen sind gestorben, Bully«, erklärte
Coln-Rushbrook. »Achtzehn von ihnen kamen um, bevor wir die
Entdeckung machten,
von der ich Ihnen berichtete. Die anderen zehn leben in uns
weiter.«
Bull sah Stuart Rushbrook und Venda Noce fragend an.
»Nein«, sagte Venda. »Nicht in uns älteren.
Unsere Kinder nehmen sie in sich auf.«
Rushbrook machte ein besorgtes Gesicht.
»Raus mit der Sprache, Stuart«, sagte Bully.
»Wir machen uns Vorwürfe. Vielleicht hätten wir
Sie nicht um Hilfe bitten sollen. Damals konnten wir die Macht der
Fremden noch nicht in ihrem ganzen Umfang erkennen. Es gibt kein
Mittel, ihren Vormarsch zu stoppen.«
»Reden Sie keinen Unsinn, Stuart. Was Sie bedroht, kann auch
Terra eines Tages gegenüberstehen. Außerdem hätten
keine zehn Pferde mich davon abhalten können, Ihnen zu Hilfe zu
kommen. Und was die Invasoren angeht, so ist das letzte Wort noch
nicht gesprochen.«
»Sie sehen einen Weg, Bully?« fragte Venda.
»Ja«, antwortete der Zellaktivatorträger. »Doch
bevor ich Ihnen dazu etwas sagen kann, muß ich mehr über
Chromund und vor allem über die anderen Planeten wissen, die in
Ihre Gemeinschaft eingegliedert werden sollen. Ich möchte, daß
Sie mir das Tal zeigen.«
»Gleich morgen früh«, versprach Coln-Rushbrook.
Es war für Bully schwer vorstellbar, daß dieser junge Mann
Stuart Rushbrook quasi als Sohn und als sein bester Freund Jared Coln
gegenüberstand. »Ich werde mit Ihnen
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