PR TB 188 Computer Kid
dort, wo sie noch
heil und nicht durch menschliche Aktivitäten verseucht war, ein
gigantisches natürliches Labor darstellte, dessen Fähigkeiten
den meisten Menschen für immer unbekannt blieben.
Kyron saß in der Blätterkrone einer Kokospalme, als die
Laborgleiter in den Urwald eindrangen, dessen Boden hier fast völlig
frei von Unterholz war.
Kyron Barrakun wußte, weshalb die Laborgleiter gekommen
waren. In den vergangenen Wochen war er immer wieder in die Stadt
gegangen und hatte mitangesehen, wie zahlreiche Menschen, in erster
Linie Männer, nach dem Genuß von gegorenem Palmsaft und
nach dem aus Palmsaft destillierten Arrak in Hospitäler
transportiert worden waren, weil niemand wußte, daß der
Tiefschlaf, in den sie gefallen waren, völlig harmlos war.
Im Grunde genommen würde sich der Tiefschlaf sogar als
heilsam bei den zahlreichen psychischen Störungen erweisen, von
der große Teile der Rücksiedler als Folge der
Umstellung auf ungewohnte Verhältnisse befallen worden waren.
Es hatte knapp eine Woche gedauert, bis Kyron die Kokospalmen dazu
gebracht hatte, zusammen mit ihrem Saft bestimmte tiefschlaf
auslösende Moleküle zu produzieren, die resistent gegen
Gärungs- und Destillationsprozesse waren.
Eigentlich hatte Kyron erwartet, daß die Terraner früher
darauf kommen würden, daß die Tiefschlaffälle auf
Ceylon und an den Orten, an denen ceylonesischer Arrak verwendet
wurde, etwas mit dem Saft der ceylonesischen Kokospalmen zu tun haben
mußten.
Daß erst jetzt konkret etwas unternommen wurde, konnte
eigentlich nur auf eine bewußte Verschleierungstaktik der
Arrak-Produzenten zurückzuführen sein.
Die fünf Gleiter hielten auf einer grasigen Lichtung an.
Roboter stiegen aus und suchten die Umgebung nach Schlangen ab. Sie
fingen und paralysierten nur drei Exemplare. Gegen die Mücken,
die sich anschließend auf die Frauen und Männer stürzten,
als sie die Gleiter verließen, waren die Roboter allerdings
machtlos.
Nachdem zirka hundert Liter Palmsaft abgezapft und in verschiedene
vollautomatische Untersuchungsapparaturen gefüllt worden waren,
entschloß sich Kyron dazu, sich selbst ins Spiel zu bringen.
Er kreischte, dann schwang er sich hin und her, so daß sein
Palmwipfel mitschwang und schließlich mehrere Meter weit
auspendelte.
Inzwischen waren die Frauen und Männer des fliegenden Labors
aufmerksam geworden. Sie standen unten und blickten zu dem Palmwipfel
hoch. Kyron Barrakun war allerdings von unten schlecht zu sehen, und
wenn man ihn sah, würde man ihn nicht sofort als Menschen
erkennen. Während seines Urwaldlebens war seine „
„Admirals-Uniform" zerschlissen und ver-dreckt. Die
Stiefelreste hatte er längst weggeworfen, und sein von einer „
„Löwenmähne" umrahmtes Gesicht wurde von einem
dichten Vollbart geziert.
Als seine Palme einen bestimmten Ausschlag erreichte, setzte Kyron
mit elegantem Sprung in den nächsten Palmwipfel über. Von
dort aus kletterte er behende am Stamm hinab, kreischte abermals und
tat so, als wollte er sich auf die Menschen stürzen.
Jemand schrie einen Befehl, und zwei Roboter eilten herbei und
hielten Kyron fest. Als er seinen Widerstand aufgab und stillhielt,
kamen die Frauen und Männer langsam näher.
„ „Das ist ja ein Mensch!" sagte jemand
verblüfft.
„ „Das war mir sofort klar", warf ein älterer
Mann ein.
„ „Ich bin aber kein Mensch!" widersprach Kyron.
„ „Was bist du dann?" fragte eine Frau, die mit
fünfzig Jahren für die Lebenserwartung des 36. Jahrhunderts
noch ziemlich jung war und entsprechend aussah.
„ „Also, wenn er größer wäre, würde
ich auf einen Ara tippen", meinte der ältere Mann.
„ „Wie heißen Sie?"
„ „Wie heißen Sie?" fragte Kyron.
„ „Also, schön!" meinte der Mann. „
„Ich heiße Akra de Worth, bin Biochemiker und Leiter
dieses Untersuchungsteams." Er blickte zu der Frau, die vorher
gesprochen hatte. „ „Das ist meine Stellvertreterin, Frau
Cilliy Quai. Bei Bedarf werde ich Ihnen auch die Namen meiner anderen
Mitarbeiter nennen."
„ „Ich heiße Barra-Kun", sagte Kyron. „
„Also doch ein Ara!" entfuhr es Cilli Quai.
„ „Der Name ist jedenfalls typisch für einen
Galtischen Mediziner."
„ „Oder Giftmischer", warf jemand aus dem
Hintergrund ein.
„ „Es ist doch wohl klar, daß nur Barra-Kun die
Schlafseuche verursacht haben kann."
„ „Was meinen Sie dazu?" fragte Akra de Worth
Kyron.
„ „Äußern Sie sich zu der Anschuldigung?"
„ „Ich
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