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PR TB 188 Computer Kid

PR TB 188 Computer Kid

Titel: PR TB 188 Computer Kid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sich behutsam mit dem Rücken gegen die Rinde des
Baumstamms, auf dessen zirka zehn Meter hohem Ast er saß. Er
fühlte, wie seine eigene Zellaura und die des Baumes miteinander
verschmolzen und wie ihm nach einiger Zeit Kraft von dem Baum
zuströmte. Es war ein Vorgang, mit dem er von seiner Zeit auf
dem Computerschiff der Laren her vertraut war. Dort hatte er mit der
pflanzlichen Komponente des Recycling-Systems fast in so etwas wie
einer Symbiose gelebt, denn beide waren aufeinander angewiesen
gewesen.
    Als Kyron sich etwas besser fühlte, schob er sich abermals
einen Strang von dem Kraut zwischen die Zähne, das den Saft
abgab, der gegen das Schlangengift wirkte. Kyron hätte niemals
sagen können, woher er das wußte. Er hatte es in dem
Augenblick gewußt, als er das Kraut vor sich sah.
    Während er kaute, sah er, wie ein Äffchen sich
kreischend bis unmittelbar vor den Kopf der Schlange wagte - und wie
es im nächsten Augenblick von Zähnen aufgespießt und
von Kiefern zusammengepreßt wurde. Es zappelte noch eine Weile,
bevor die Schlange es so herumgedreht hatte, daß sie es
verschlingen konnte.
    Die übrigen Affen verloren den Spaß daran, die Schlange
zu ärgern. Sie stoben davon - und schreckten einen Leoparden
auf, der bis dahin träge auf einem Ast gelegen und sich dem
Verdauungsschlaf hingegeben hatte.
    Selbstverständlich wußte Kyron Barrakun nicht, daß
es sich um einen Leoparden handelte; er spürte lediglich
instinktiv, daß es ein Raubtier war, das auch ihm gefährlich
werden konnte.
    Aus diesem Grund beging er einen entscheidenden Fehler, nämlich
den, seine ohnehin perfekte Bewegungslosigkeit noch perfekter zu
machen. Logischerweise bewegte er sich dabei, denn er versuchte, sich
noch enger an den Baumstamm zu lehnen.
    Im nächsten Moment packten ihn die gelblich leuchtenden Augen
des Leoparden. Sie schienen sich nicht zu bewegen. Dennoch sah Kyron,
als es ihm gelang, sich von dem bannenden Blick zu lösen, daß
der Leopard sich geschmeidig schleichend in seine Richtung bewegte,
völlig lautlos von einem Ast zum anderen sprang und ihn dabei
niemals aus den Augen verlor.
    Kyron Barrakun rührte sich nicht. Er wußte, daß
er gegen das Tier keine Chance hatte. Er war weder schnell noch
behende genug, um zu fliehen, noch besaß er die Kraft, das Tier
mit
    bloßen Händen zu töten.
    Die Furcht trieb ihm den Schweiß aus allen Poren und ließ
ihn gleich Espenlaub zittern. Zum erstenmal seit seiner „
„Flucht" aus der Zivilisation fragte er sich. ob es nicht
besser gewesen wäre, sich in die Zwangsjacke von festem Wohnsitz
und Arbeitszwang pressen zu lassen. Dort wäre er wenigstens vor
Insekten, Giftschlangen und Raubkatzen sicher gewesen.
    Die Antwort, die er in seinem Innern fand, befriedigte ihn
seltsamerweise trotz seiner aussichtslosen Lage, denn sie bejahte
seine Entscheidung für die Freiheit. Und sie akzeptierte den
Preis, den er dafür würde zahlen müssen
    Kyron richtete sich auf, wobei sein Körper am Baumstamm
emporglitt und an der Rinde rieb. Er spie den Krautstengel aus,
streckte die Arme in Richtung des nur noch wenige Meter entfernten
Leoparden und sagte gelassen:
    „ „Ich verzeihe dir, Bruder!"
    Ein gefleckter Schatten flog nach links aus seinem Blickfeld, dann
war der Leopard verschwunden. Kyron hörte in zirka zehn Metern
Entfernung dünne Zweige und Blätter rascheln. Danach
herrschte wieder Stille — bis auf die normalen
Hintergrundgeräusche des Dschungels.
    Kyron Barrakun brauchte lange, ehe er begriff, daß der
Leopard geflohen war, weil seine Beute sich für seine
Wahrnehmung aus einem auf allen vieren hockenden Tier" in einen
aufrecht stehenden Menschen verwandelt hatte. Kyron schloß
daraus, daß diese Raubtiere normalerweise niemals Menschen
angriffen und daß sie sich möglicherweise durch
furchtloses Auftreten davon abbringen ließen, Menschen
anzugreifen.
    Dennoch hatte ihn der Vorfall so stark beeindruckt, daß er
sich entschloß, diese Gegend des Dschungels schnellstens zu
verlassen. Während der Entschluß in ihm reifte, merkte er,
daß seine Kräfte zurückgekehrt waren und sein Körper
sich nicht mehr im Fieber schüttelte. Die Säfte einer
Pflanze und die psionischen Ausstrahlungen eines Baumes hatten die
Wirkung des Schlangengifts überwunden.
    Kyron drehte sich um, legte die Arme um den Stamm des Baumes und
sagte:
    „ „Ich danke dir für deine Liebe, Bruder, und für
die Kraft, die du mir gegeben hast."
    Wäre das verwitterte Schild nicht gewesen.

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