PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin
besprechen."
„Soweit bin ich noch nicht", beharrte Niki. „Ich
muß zuerst noch die Hintergründe besser aufhellen, bevor
ich mich auf einen Kontakt mit dieser fremden Macht einlasse. Es
liegt noch zuviel im dunkeln."
„Schluß, habe ich gesagt!” Distels Stimme klang
plötzlich befehlend. Aber als sie weitersprach, veränderte
sich ihr Tonfall schlagartig und wurde einschmeichelnd und
beschwörend. „Du mußt den Käp'ten unbedingt
kontaktieren, Niki. Öffne ihm deinen Geist, damit er dich
erreichen kann. Es ist wichtig, Niki! Wir brauchen dich, komm zu uns.
Wir sind schon viele, aber wir müssen mehr werden. Wir sind noch
zu schwach. Aber durch des Käp'tens Gabe werden wir erstarken.
Er wird uns die Kraft geben, die Dimensionsbarrieren zu überwinden
und in ferne, ungeahnte Räume vorstoßen zu können.
Durch ihn werden wir selbst zu KRAFT! Niki, bleibe DU und werde ER,
sei selbst SCHIFF und werde KRAFT. Wir brauchen dich, wir brauchen
viele!”
Distels Stimme klang bald so, als gebe sie eine Beschwörungsformel
von sich. Aber Niki merkte fast zu spät, daß die Worte
nicht mehr von ihr selbst kamen, sondern daß aus ihr die fremde
Macht sprach.
Die Attacke kam für ihn deshalb ziemlich unerwartet.
Plötzlich geisterte durch die Shiftkuppel eine schattenhafte
Gestalt. Sie sprang Niki an. Er wehrte den Angriff instinktiv mit den
Armen ab, doch das half wenig. Denn die eigentliche Bedrohung kam auf
geistiger Ebene.
Niki warf sich mit einem Aufschrei im Pilotensitz zurück, als
etwas Kaltes, Lähmendes in seinen Geist einzudringen versuchte.
Und er wußte, daß es ihm ebenso wie Odd Mirnansen, Distel
und den anderen ergehen würde, wenn er sich gegen diesen
Übergriff nicht wehren konnte. Wenn er dem übermächtig
scheinenden Druck nachgab, dann war es auch um ihn geschehen.
Ihm wurde es schwarz vor Augen. Er glaubte, von einem Sog erfaßt
und davongewirbelt zu werden. Es war ein wie eine Ewigkeit
erscheinender Moment, da er völlig die Kontrolle über sich
verlor. Daß trotzdem nur Minuten vergangen sein konnten, merkte
er an den Anzeigen der Instrumente. Der Shift flog noch in gleicher
Höhe und hatte nicht mehr als drei Meilen in dieser Zeit
zurückgelegt.
Ein eindringliches Summen war zu hören. Es war der Warnton
des Autopiloten. Sie waren im Zielgebiet, und Niki mußte auf
manuelle Steuerung umschalten. Wahrscheinlich hatte ihn das Geräusch
des Summers ins Bewußtsein zurück gerissen und ihn so vor
geistiger Versklavung gerettet. Aber möglicherweise spielte noch
etwas mit. Während des einsetzenden Komas hatte Niki gespürt,
daß der fremde Geist es schwer gehabt hatte, sich gegen ihn
durchzusetzen. Er war immer wieder vor ihm zurückgeprallt.
Möglicherweise hatte er ihn freiwillig aus seinem Einflußbereich
entkommen lassen, weil es ihm unmöglich war, sich ihn Untertan
zu machen...
Niki beendete diese Spekulationen. Vorerst zählte nur, daß
er es geschafft hatte. Unter ihm tauchte die Korvette auf. Das
Funksprechgerät schlug an. Während er die Verbindung
herstellte, warf er Distel einen Seitenblick zu. Sie saß völlig
apathisch und mit ausdruckslosem Gesicht neben ihm. Er griff ihre
Hand und drückte sie. Sie war eiskalt.
„Ich werde dafür sorgen, daß auch du deine
Freiheit behältst", sagte er.
„Wie war das?" ertönte eine zirpende Stimme aus
dem Lautsprecher. Es mußte die des Blues Tölzock aus dem
Resider-Team der ARARAT sein. „Ist das Ihre Art, sich zu
identifizieren?"
Niki gab sich hastig zu erkennen und bat, die Ladeschleuse zu
öffnen, damit er mit dem Shift an Bord der Korvette gehen
konnte.
„Machen wir", sagte der Blue, ohne lange Fragen zu
stellen.
Niki zog den Shift tiefer und glitt auf Antigravpolstern auf die
sich öffnende Ladeschleuse zu. Als er den Shift schon halb
hindurch hatte, entdeckte er plötzlich den anderen Shift im
Laderaum.
Demnach war Antor Marton mit seinen Leuten schon vor ihm
eingetroffen! Und für Niki stand es außer Zweifel, daß
sie allesamt besessen waren. Das wieder um bedeutete, daß sich
die fremde Macht möglicherweise bereits an Bord des AID-Schiffes
manifestiert hatte.
Ohne lange zu überlegen, wollte Niki den Shift im
Rückwärtsgang aus der Schleuse lenken. Aber es war bereits
zu spät. Die Schleuse glitt bereits wieder zu und krachte in die
Breitseite des Flugpanzers. Der Shift war in der Schleuse der ARARAT
eingeklemmt. Aber Niki erkannte an der Position, daß sich der
Ausstieg des Shifts wenigstens außerhalb des Schiffes
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