PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin
er:
„Alles schön und gut. Angenommen, es verhält sich
so, wie du es darlegst. Ich wäre in diesem Fall grundsätzlich
bereit, die Schiffbrüchigen aus fremder Dimension zu
unterstützen. Aber zuerst muß geklärt werden, was aus
jenen Hunderten von Menschen werden soll, die sich als Schiffer
anwerben lassen. Werden sie in unser Kontinuum zurückkehren
können, nachdem sie die Schiffbrüchigen zu ihrer
Existenzebene gebracht haben?"
Darauf wußte Distel offenbar keine Antwort, und Niki war
sicher, daß es noch viele solcher heikler Punkte gab, die sie
nicht klären konnte.
„Diese Frage mußt du mit dem Käp'ten selbst
erörtern", sagte sie.
„Vielleicht ergibt sich dazu später eine Gelegenheit",
meinte Niki. „Zuerst muß ich einmal die ARARAT erreichen
und die Resider über die tatsächlichen Vorgänge
aufklären."
Distel versteifte sich neben ihm.
„Es wäre klüger, zuerst einmal die Meinung des
Käp'-tens anzuhören", sagte sie mit seltsamem
Unterton. Schwang in ihrer Stimme eine versteckte Drohung mit? „Wenn
du dich gegen eine solche Aussprache stellst, machst du einen großen
Fehler, Niki!"
Er blickte auf die Instrumente. Vom Entfernungsmesser las er ab,
daß die AID-Korvette nicht mehr weit war. In einer halben
Stunde würden sie dort sein. Solange mußte er Distel noch
hinhalten.
„Was sind die Schiffer denn genau, Distel?" fragte Niki
und bemühte sich, einen harmlos klingenden Konversationston zu
treffen. „Sind sie mit den Schiffsbesatzungen unserer Raumer zu
vergleichen? Ich meine, haben sie auch gewisse Rechte, oder handelt
es sich um eine Art Galeerensklaven?"
„Mit diesen Dingen habe ich mich nicht befaßt",
sagte Distel ausweichend. „Das sind doch im Grunde genommen
rein organisatorische Probleme. Im Moment völlig unwichtig. Es
gilt vor allem, zu helfen. Und zwar rasch zu helfen."
„Oho!" machte Niki. „Für mich ist es aber
sehr wichtig, ob ich ein Sklave bin, oder ein freier Mann. Über
diesen Punkt möchte ich unbedingt Klarheit haben. Aber
vielleicht können wir vorher einen anderen Punkt klären. Du
hast gesagt, daß der Großteil der sogenannten Schiffer
bei der Bruchlandung auf Saint Pidgin ums Leben gekommen ist. Es gibt
ein Dutzend Berichte über das Sterben verschiedener Fremdwesen.
Alle Aussagen von Augenzeugen stimmen darin überein, daß
diese Wesen in einem kalten Feuer verbrannten, als würden sie
von innen aufgezehrt. Waren das Passagiere oder Schiffer?"
„Die Schiffer setzten sich aus Angehörigen aller
möglichen Völker zusammen", erklärte sie dazu.
„In jenen Fällen, die du meinst, muß es sich um
Schiffer gehandelt haben. Die Symptome, die zu ihrem Tode führten,
sind eindeutig. Durch die bei dem Kollaps freigewordenen
Psi-Energien, müssen sie sich selbst aufgezehrt haben, so daß
es aussah, als würden sie innerlich verbrennen."
„Und was ist mit dem Rieseninsekt, das wir in der Kühlkammer
haben?" fragte Niki. „Von dieser Spezies scheint es
mehrere Exemplare zu geben."
„Das ist einer der Passagiere", antwortete Distel. „Du
hast Andeutungen gemacht, daß er noch am Leben ist."
„Richtig. Es lebt!"
„Wieso ,ES'?"
„Weil es noch jung ist. Wir würden es als Kind
bezeichnen. Aber man darf diese Jagzen-Jungen nicht unterschätzen.
Sie sind überaus gefährlich."
„Heißt das Volk, dem sie angehören, so - Jagzen?"
„Stimmt."
„Und der Käp'ten ist auch ein Jagze?"
„Nein."
„Sehr gesprächig bist du gerade nicht, wenn ich ein
Thema von besonderem Interesse anschneide", sagte Niki mit
leichtem Vorwurf. Er war dennoch zufrieden. Das brachte Zeit. „Und
warum sollen diese Jagzen-Jungen gefährlich sein?"
„Es sind... Sträflinge", antwortete Distel
zögernd. „Es sind schwer erziehbare Kinder."
„Das hat man über die Bürger unserer Republik auch
gesagt", meinte Niki.
„Das läßt sich nicht vergleichen. Diese Kinder
sind fast schon Verbrecher. Sie sollten in eine Strafanstalt
überstellt werden, wo man sie durch spezielle Methoden wieder in
die Gesellschaft integrieren wollte. Aber das alles ist doch
nebensächlich."
„Droht Saint Pidgin von diesen Jagzen-Jungen Gefahr?"
fragte Niki unbeirrbar weiter.
„Ja - wenn man sie weckt."
„Sie schlafen?"
„Der Käp'ten hat sie in Kälteschlaf versetzt."
„Wo? Im Cororosa-Gletscher? Hat der Käp'ten die Lawine
ausgelöst?"
„Ja, doch", sagte Distel ungehalten. „Jetzt aber
Schluß, Niki. Das führt zu nichts. Du mußt diese
Dinge mit dem Käp'ten selbst
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