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PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin

PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin

Titel: PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sich daran
hinüberhangeln.
    Und dann war er beim Baumhaus. Er atmete schneller, sein Brustkorb
hob und senkte sich in schnellem Rhythmus. Er war da! Jetzt erst war
er wirklich daheim.
    Das Baumhaus: sein Lebensbereich. Er war hier nicht aufgewachsen,
aber hier hatte er alle für sein späteres Leben
entscheidenden Impulse erhalten.
    Er drang durch eine Öffnung ins Baumhaus, eilte von Zimmer zu
Zimmer, kletterte über die Treppen und Leitern von Etage zu
Etage. Das Baumhaus war verlassen. Niemand da! Alle seine Freunde
fort. Unordnung herrschte, manches war zerstört, Spuren von
Tieren überall. In einer Mauernische ein Vogelnest, der nistende
Vogel selbst tot, mit verrenkten Flügeln und mattem Gefieder.
Das war nicht Totstellen, sondern der Tod selbst.
    Niki erreichte keuchend und fassungslos das Regenbogenzimmer, und
er sah sofort den Fremden. Es war ein Mensch, aber jemand, den er
nicht kannte. Der Fremde baumelte von der Decke. Mit dem Kopf nach
unten, die Arme über der Brust gekreuzt, hing er mit leicht
angewinkelten Beinen und nach außen gedrehten Füßen
von der Decke. Eine Schnur oder ein Seil, oder eine Liane waren nicht
zu sehen. Er steckte auch nicht in einem Fesselfeld fest. Das hätte
Niki sofort gemerkt, denn auf der Erde hatte er einiges dazugelernt.
In seiner Aufregung holte er automatisch seinen Helk hervor und
nestelte gedankenverloren an ihm herum, während er den Fremden
beobachtete.
    Er hatte ein knochiges, ausgemergeltes Gesicht und einen blassen,
krankhaften Teint. Sein Mund stand weit offen. Seine Augen waren
ebenfalls geöffnet, aber es waren keine Augen darin, daß
heißt, die Augäpfel waren schon darin, aber eben nur die
Augäpfel, weiß, mit bläulichen Äderchen - nicht
rot! - aber ohne Iris und Pupillen. Und der Mund war ohne Zähne,
sie waren dem Gehenkten ausgefallen und lagen über den Boden
verstreut.
    Der Mann war nackt, und er hatte einen unterernährten Körper,
der so ausgemergelt wie sein Gesicht war. Aber tot konnte er nicht
sein, denn über seinem Herzen war ein schwaches Zucken.
    Niki streckte die Hand nach ihm aus. Doch bevor er ihn berühren
konnte, überkam ihn die Angst. Mit einem Laut des Entsetzens
wandte er sich ab und floh aus dem Baumhaus.
    Irgendwann später fand er sich auf dem Boden des Waldes
wieder, über sich die dichten, undurchdringlichen
Korkbaumkronen, die an ihm vorbeizogen, während er den Kopf
kreisen ließ. Zwischen seinen Fingern spürte er die kühle
Legierung der Bausteine seines Helks. Das beruhigte ungemein.
    Niki sammelte sich. Aber das Entsetzen blieb. Das Grauen hatte ihn
solange gepackt, bis er den nächsten Gehenkten fand.
    Früher oder später gewöhnt man sich an fast alles,
und selbst das Schrecklichste kann zum Alltäglichen werden, wenn
man nur oft genug damit konfrontiert wird. Ebenso ist das auch mit
allem Schönen. Es kann alles zur Gewöhnung werden. Und so
verhielt es sich mit den Gehenkten. Nach dem zehnten an den Beinen an
einen Ast geknüpften und mit dem Kopf nach unten baumelnden
Menschen war Niki abgestumpft.
    Jeder war nackt und abgemagert, Männer und Frauen sahen fast
gleich aus, wenngleich sie nicht geschlechtslos waren. Aber Niki sah
nicht genau hin. Er achtete anfangs auch nicht auf kleinere Details,
die auf Unterschiede an ihrem Zustand hindeuteten. Erst als er sich
an ihren Anblick gewöhnt hatte, betrachtete er sie
    genauer, und da stellte er fest, daß sie sich in
verschiedenen Stadien der Abmagerung und des Verfalls befanden.
    Manche hatten noch alle ihre Zähne, einige ein paar, bei dem
einen oder anderen waren Iris und Pupille noch nicht ganz verblaßt,
aber die Sehlinse bereits stark verhornt.
    Und alle lebten, das war an dem schwachen, unregelmäßigen
Zucken in der Herzgegend zu erkennen. Die über der Brust
gekreuzten Arme waren kalt, zumindest weit unter Körpertemperatur.
    Warum hatten sie das getan? Nämlich sich an den Beinen
aufgehängt. Oder was hatte sie dazu getrieben? Daß diese
Bedauernswerten in offenbar gleich großen Abständen
voneinander hingen, war auch seltsam. Kein Wunder, daß die
Tiere aus diesem Gebiet des Korkwaldes geflohen waren. Sicher hatte
sie der Anblick der Gehenkten weniger aufgeregt, doch von ihnen ging
noch etwas anderes aus, das Niki spüren konnte.
    Manche der verkehrt Gehenkten waren halb unter Korkmoosgeflecht
versteckt, aber Niki spürte es jedesmal, wenn er in ihre Nähe
kam, und brauchte nie lange nach ihnen suchen. Sie taten ihm
furchtbar leid, aber irgend etwas

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