PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin
Pidgin."
Mehr war aus dem Resider nicht herauszubekommen. Aber Euride
glaubte seiner Behauptung nicht, daß er und die anderen Resider
alles im Stich ließen, nur um sich auf St. Pidgin anzusiedeln.
Sie vermutete dahinter eher eine geheime Mission der AID.
Aber wie dem auch war, sie konnte froh sein, daß man sie
mitnahm. Alles andere brauchte sie nicht zu kümmern. Dennoch war
ihr etwas bang, denn sie hatte auf diese Reise nichts mitgenommen
außer dem, was sie am Körper trug. Aber wenigstens hatte
sie ihre Kreditkarte dabei. Sie zog sich wieder in ihre Kabine
zurück, bis die ARARAT die letzte Linearetappe abgeschlossen
hatte und sich im Anflug an St. Pidgin befand. Sie wäre auch
während der Landung dort geblieben, wenn der Kommandant sie
nicht zu sich gerufen hätte.
„Es ist überstanden", begrüßte er sie.
„Jetzt gilt es nur noch, die Einreiseformalitäten zu
erledigen und zu hoffen, daß man uns die Landung nicht
verbietet."
„Erwarten Sie denn als Vertreter der GAVÖK
Schwierigkeiten?" wunderte sich Euride.
„Saint Pidgin ist aus der GAVÖK ausgetreten",
meinte Antor Marton. „Und die Einreisebestimmungen sind hier
strenger als anderswo. Aber ich hoffe fest, daß man sich
unserer erinnert und eine Ausnahme macht."
Marton entschuldigte sich, als er in die Funkzentrale gerufen
wurde. Euride war nahe genug, um das Funkgespräch mithören
zu können.
Von St. Pidgin erging an die ARARAT die Aufforderung zur
Identifizierung, und Marton kam dieser in ungewöhnlicher Form
nach. Er sagte:
„Die ARARAT steht nicht mehr im Dienst der AID und hat auch
nicht mehr den Status eines Sammlerschiffs. Die an Bord befindlichen
Resider Denert Le-Barsand, Vaghan Blondell, Banda-Amito, Tölzock
und Antor Marton haben der GAVÖK abgeschworen und unterwerfen
sich den Behörden von Saint Pidgin. Die gesamte Mannschaft steht
hinter ihnen."
Danach wurde der Kommandant der ARARAT aufgefordert, alle an Bord
befindlichen Personen namentlich anzuführen. Euride wurde als
einziger Passagier genannt.
„Euride Sirina?" wiederholte die Stimme aus dem
Lautsprecher. „Ist das eine Einheimische? In diesem Fall müßten
wir die Einreise verweigern. Es existiert eine Bestimmung, wonach
abgewanderte Pidginer nicht mehr zurückkehren dürfen."
„Unser Passagier ist eine Terranerin", erklärte
der Kommandant.
„Das werden wir noch überprüfen. Landeerlaubnis
mit Vorbehalt erteilt. Fliegen Sie den Raumhafen von Pidgin-City an.
Wir werden Sie einweisen."
Euride blieb bis zur Landung in der Kommandozentrale und verfolgte
auf den Monitoren die einzelnen Phasen mit. Als sie über
Pidgin-City herabsanken, fiel ihr auf, daß die Straßen öd
und leer wirkten. Es gab keine Fahrzeuge und nicht einmal Fußgänger,
die hunderttausend Einwohner fassende Stadt machte einen verlassenen
Eindruck.
Wohin waren all die Menschen? Selbst wenn ein Großteil der
Bevölkerung zur Erde ausgewandert war, konnte die Hauptstadt des
Planeten nicht völlig ausgestorben sein. Immerhin schien es so
etwas wie eine Regierung zu geben, zumindest aber Ordnungsorgane, die
über die Sicherheit von St. Pidgin wachten. Die Überwachung
konnte natürlich von Robotern vorgenommen werden. Aber wen
beschützten sie* eigentlich, wenn es keine Bürger mehr gab?
Abgesehen davon war der Anrufer, der die Identifizierung der ARARAT
gefordert hatte, ein Mensch gewesen.
Euride verscheuchte diese Gedanken. Wahrscheinlich gab es für
alles eine einfache Erklärung. Besser nicht darüber
grübeln. Sie war gekommen, um nach Niki zu suchen, und je
geringer die Bevölkerungszahl war, desto leichter würde sie
ihn finden. Das alles konnte jedoch nichts daran ändern, daß
sie ein Gefühl des Unheimlichen beschlich. Auf Saint Pidgin -
zumindest aber in der Hauptstadt - schien es nicht ganz mit rechten
Dingen zuzugehen.
Und in der Folge machte sie weitere Entdeckungen, die sie in
diesem Gefühl bestärkten.
Die ARARAT landete. Abgesehen von einigen Gleitern und Beibooten
von Raumschiffen war der Raumhafen leer. Ein einzelner Airbus, groß
genug, um die gesamte Mannschaft der ARARAT aufzunehmen, tauchte auf
und landete neben der Korvette. „Es wird Zeit für Sie",
sagte der Kommandant der ARARAT zu Euride. „Gehen Sie - und
finden Sie Ihre Bestimmung."
„Und Sie?" fragte Euride. Sie blickte sich um. Weder
der Kommandant, noch jemand aus der Mannschaft schickte sich an, das
Raumschiff zu verlassen. Sie harrten alle auf ihren Positionen aus.
„Kommen Sie denn nicht
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