PR TB 191 Geisterschiff Crest IV
erste, das über die südliche
Bergkette hinwegschoß. Tief unter dem Gleiter wand sich der
steil eingeschnittene Paß, durch den sie auf dem Herweg
gekommen waren.
„Die Intensität der Hyperstrahlung läßt
nach, Sir!" rief einer der Meßtechniker aus dem
Hintergrund des Fahrzeugs.
„Funker, rufen Sie die HAMPTON T.!" befahl Kevan
Duryeah.
„Heh - da vorn tut sich was!" meldete sich eine dritte
Stimme, deutlich überrascht.
„Was ist das?" fragte Duryeah knapp.
„Störgeräusche wie von Geschützfeuer, Sir",
lautete die Antwort. „Es kommt ganz eindeutig aus der Gegend,
in der die... zum Henker! Die HAMPTON T. steht im Gefecht!"
Einen Augenblick lang hoffte Nadim Abouzir, das Schicksal ihres
Artgenossen habe die Rrhaal belehrt, daß sie sich dem
terranischen Raumschiff nicht weiter nähern durften. Fünf
oder sechs Sekunden lang glaubte sie, das Ärgste sei
überstanden.
Dann zeigte sich, daß menschliche Logik Motive und
Verhaltensweise der Kristallintelligenzen nicht zu ergründen
vermochte. Die Glocke, die halbkugelförmig über der HAMPTON
T. ruhte, hatte sich ein wenig gelüftet. Die Rrhaal schienen den
Rückzug anzutreten. Noch aber hatte Nadim den Seufzer der
Erleichterung nicht von sich gegeben, da trat eine völlig
unerwartete Wendung ein.
Die Rrhaal stürzten sich auf das Raumschiff! Sie näherten
sich mit höchster Beschleunigung, wie Geschosse. Die Glocke zog
sich blitzschnell zusammen und wurde zu einer soliden Wand aus
Materie, Hunderttausende von Tonnen stark, die die HAMPTON T.
einzuschnüren, zu ersticken drohte.
Ohne die Feldschirme wäre das Schiff in diesem Augenblick
verloren gewesen. So aber prallte die Vorhut der Rrhaal gegen eine
aus komplexer Energie bestehende Wand, die die mineralische
Körpersubstanz der Kristallintelligenzen spontan zur Explosion
brachte. Von einer Sekunde zur anderen war die HAMPTON T. in einen
Mantel aus flackerndem, zuckendem Feuer gehüllt. Die
Schirmfeldgeneratoren erzeugten ein dumpfes, vibrierendes Dröhnen,
das durch den gesamten Schiffskörper drang.
Automatisch, fast wie in der Trance, hatte Nadim den Platz des
Kommandanten an der Zentralkonsole eingenommen. Wie ein getreuer
Paladin war Remo Shah ihr gefolgt. Nadim starrte auf den
Datenbildschirm. In roten, großen Lettern flammte ihr eine
Nachricht entgegen:
SCHIRMFELDGENERATOREN ZU 98 % AUSGELASTET
Noch während sie den Bildschirm anstarrte, erhöhte sich
der Zahlenwert auf 99 Prozent.
Sie sah auf. Remos Blick begegnete dem ihren. Sein Gesicht war
nicht wie sonst. Alle Fröhlichkeit war daraus geschwunden. Er
hatte die Zähne zusammengebissen. Die Wangenknochen zeichneten
sich deutlich ab.
„Sie wissen, was Sie zu tun haben!" sagte er hart.
Nadim nickte. Sie war blaß. Ihr Gesicht wirkte eingefallen
und binnen weniger Sekunden um ein Jahrzehnt gealtert.
„Alle Gefechtsstationen", sagte sie matt:
„Automatisches Geschützfeuer auf alles, was sich in der
Umgebung des Schiffes bewegt!"
Der Interkom nahm ihre Worte auf und leitete sie an die Stellen
weiter, an denen man ihren Befehl hören und befolgen würde.
Nadim aber sank vornüber. Sie verschränkte die Arme auf
der Platte der Konsole und senkte den Kopf in die Armbeuge, als wolle
sie nicht mehr sehen, was rings um die HAMPTON T. vorging.
Das Feuer der automatischen Geschütze räumte wie der
Sturmwind unter den Rrhaal auf. Sie wurden in den fahlgrünen
Lichtblitzen der Desintegratoren zu Staub oder verglühten in den
armdicken, grellweißen Strahlen der Blaster.
Das wummernde Dröhnen der Schirmfeldprojektoren beruhigte
sich allmählich, während die Zahl der gegen die Feldschirme
anrennenden Rrhaal sich rapide verringerte. Nadim hielt noch immer
das Gesicht zwischen den Armen geborgen, als plötzlich der
Radiokom ansprach.
„Hier ist Duryeah! Was geht bei euch vor?"
Nadim ruckte in die Höhe. Kevan Duryeahs Gesicht blickte sie
von der Bildfläche des Radiokom-Empfängers an.
„Wir werden von den Rrhaal angegriffen", antwortete
sie.
„Und da veranstalten Sie einen derartigen Feuerzauber?"
explodierte der Oberst. „Ist Ihnen nicht klar, daß wir
darauf bedacht sind, zu den Rrhaal freundliche Beziehungen zu
entwickeln?"
Nadims Niedergeschlagenheit verschwand wie weggewischt. Ihre
Schultern strafften sich, die dunklen Augen blitzten.
„Wie kann ich Beziehungen zu jemand entwickeln, der mein
Schiff überfällt und gegen meinen Willen einzudringen
versucht?" rief sie.
Duryeah antwortete:
„Die Rrhaal haben eine
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