PR TB 196 Invasion Der Fliegenden Monde
gut geschont wie möglich. Jetzt sattelte ich ihn
sorgfältig. Das Tier machte den besten Eindruck. Wir trugen die
langen Mäntel, die regenabweisend waren. Die Farbe war längst
aus meinem Haar herausgebleicht; ich hatte einen Knoten ins
Nackenhaar gemacht. Ein weniger gut erholter Hengst wurde mit meinem
Gepäck beladen.
Gegen Mittag ritten wir an. Kapuzen bedeckten unsere Köpfe.
Im strömenden Regen ritten wir aus der Bucht des kleinen Fisches
hinaus und in die Richtung, in der hinter den dichten Regenschleiern
die sieben Raumschiffe der kosmischen Plünderer warteten.
„Wie sehen sie aus?"
„Kommen sie aus den Monden hervor?"
„Oder müssen wir eindringen?"
„Die Monde schweben über der Erde. Wie kommen wir
hinein, ohne zu fliegen?"
Diese Fragen stellten wir uns unaufhörlich, immer wieder. Wir
entwickelten kühne und absonderliche Ideen. Es regnete
ununterbrochen zwei Tage lang. Der Regen zwang uns, das Tempo zu
verringern, selbst wenn wir guten, harten Boden hatten. Zwei Tage und
zwei Nächte lang sahen wir die Kugeln nicht.
Am dritten Tag weckte uns die strahlende Morgensonne.
Wir befanden uns im Schutz eines dahinsterbenden, triefenden
Waldes. Es gab noch viele große Bäume, die allesamt krank
waren und eingehen würden. Als wir, neugierig gemacht, zwischen
den letzten Bäumen und Büschen ins Freie hinaustraten,
sahen wir abermals das Bild, das uns sogar im Traum erschreckte.
Es gab keine Wolke am Himmel. Die Sonnenscheibe stand bereits über
dem Horizont. Hunderte von Vögeln randalierten über uns.
Die Lichtflut aus dem Osten traf die Raumschiffe. Sie waren schwarz,
dunkelblau und grau, von der Farbe gemaserten dunklen Steines. Ich
sagte dumpf:
„Also waren sie doch von Eis bedeckt."
Ein Anblick von surrealistischer Großartigkeit! Vor uns
breitete sich von Horizont zu Horizont die ehemalige Wüstenei
aus. Eine grüne und in allen Farben blühende Schicht
bedeckte jetzt den unfruchtbar erscheinenden Boden. Die Regenfälle
hatten alle Sporen und Samenkörner der eingekapselten
Pflanzenreste wild wachsen lassen. Es gab keinen Fleck mehr, der
nicht von dieser trügerischen Pflanzenmasse bedeckt gewesen
wäre. Drei Tage Hitze, und alles würde wieder zu Stroh
verdorrt sein. Einen halben Mond später würden auch diese
Reste verschwunden und verweht sein. Selbst die mächtigen Stämme
der dorrenden Bäume sahen glänzend und farbig aus, der
Regen hatte sie frisch gewaschen. Südwestlich von uns schwebten
die Kolosse. Eine Hälfte der jeweiligen Kugel war stumpfschwarz
und ließ keinerlei Einzelheiten erkennen, die der Sonne
zugewandte Hälfte sah poliert und glänzend aus. Unzählige
kleine Krater schienen darin zu klaffen, aber als ich meinen Blick
konzentrierte, erkannte ich, daß es ringförmige
Schleusenumrandungen waren.
Ehe ich ein Wort sagen konnte, lief tausend Schritt vor uns ein
gespenstischer Vorgang an.
Der Boden vibrierte leicht. Dort drüben erschienen
rasterförmige Furchen im Untergrund. Die Stämme der Bäume
wankten und peitschten hin und her, als ob eine gewaltige Faust sie
aus dem Boden zu ziehen versuchte. Dann kippten alle Bäume
gleichzeitig nach Westen um. Ein schrilles Geräusch heulte durch
die Luft. Wir sahen voll Entsetzen, wie sich die Stämme in
gleichlange Stücke zerteilten. Alles, was
kleiner war als diese Abschnitte, hob sich wie eine tellerförmige
Wolke vom Boden und schwebte auf uns zu. Es war ein verfilztes
Gemenge von Sträuchern, Büschen, Gras und dem Astwerk der
größeren Gewächse. Wieder packte, während
unverändert das schrille Geräusch einer unsichtbaren Säge
ertönte, eine präzise eingesetzte Kraft zu.
Sie kam gleichzeitig von vier Seiten sowie von oben und unten. Sie
preßte mit unwiderstehlicher Gewalt das Buschwerk und die Äste
zu einem Würfel von vielleicht dreißig Metern Kantenlänge
zusammen.
Das gleiche passierte mit den zylindrischen Holzstämmen. Auch
sie wurden gestapelt und in einem Block zusammengefaßt. Dann
vibrierte der Boden abermals. Eine heulende Windhose entstand
zwischen dem unteren Pol der nächstschwebenden Kugel und dem
Boden. Sie enthielt, soweit wir dies erkennen konnten, nur feinen
Sand. Er wurde ins Raumschiff gesogen und verschwand wie die
energetische Transportbahn.
Ich begriff jetzt etwas mehr. Langsam kam Logik in die vielen
unsicheren Faktoren. Ich packte Mikaylu und Zakanza an den Schultern
und sagte:
„Zurück zu den Pferden!"
Wir verschwanden zwischen den Büschen und hielten bei
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