PR TB 196 Invasion Der Fliegenden Monde
Mann zu treffen. Wir sind
glücklich, dich zu kennen."
„Lobt den Tag nicht vor der Dämmerung", sagte
Stelzenbein. Wir versprachen es und waren einige Augenblicke später
zwischen unseren Pferden im wunderbar kühlen Wasser. Wir
schwammen, halfen den Kindern beim Reinigen und Striegeln der Tiere -
die Kinder hatten ohne Scheu die völlig fremden Pferde als
Spielgefährten fest in der Hand -, ließen uns von der
Sonne trocknen und wuschen dann das Salz an der Quelle der Siedlung
ab. Es war ein gepflegtes, langweiliges kleines Dörfchen, voller
Fischschuppen, Fischgeruch, Gräten und den Gerätschaften
der Fischer. Die Hütten bestanden aus Treibholz, den
unvermeidlichen Lehmziegeln, Binsen und Blättern. Bis zum frühen
Abend schliefen wir tief und ruhig. Als wir aufwachten, sahen wir
verblüfft, daß unter Stelzenbeins Leitung unsere Pferde
hervorragend versorgt waren. Sie standen im Schatten, fraßen
und schlabberten Wasser, ihre Felle glänzten wieder. Zwischen
kreisförmig ausgelegten Steinen brannten Feuer aus salzig
riechendem Treibholz.
„Zufrieden?" fragte Stelzenbein. Ein Geruch nach
bratendem Fisch und Würzkräutern zog durch die kleine
Bucht. Hier lief ein kleiner periodischer Fluß, der
Wasserlöcher hinterließ, ich erkannte das Land nur zum
Teil wieder. Meine Erinnerungen zeigten mir eine Steppe, die grün
und fruchtbar war und dennoch langsam zur Wüste wurde. Als wir
vom Delta hierher geritten waren, hatte sich die Landschaft verändert
gezeigt: Sie bestand aus einer Unzahl grüner Inseln in einer
riesigen, unübersehbaren Fläche aus Sand, Geröll und
zerfallenden Zeugenbergen aus Sandstein. Ich lachte mein Gegenüber
an und nickte.
„Voll zufrieden. Was sagen deine Leute von den Zeichen der
Finsternis?"
„Sie sind bekümmert und ängstlich. Ich auch. Wir
verstehen nicht, was kommen wird."
„Ihr werdet es erleben, und ich erkläre es euch.
Rechnet mit dem Schlimmsten."
„Ich kenne die Launen des Meeres, da und hier", sagte
er in seiner seltsamen Sprechweise. „Wir werden das überleben."
Wir aßen im Kreis der Fischer. Langsam dunkelte es, der Mond
stieg riesengroß, gelb und voll aus den Wellen. Die Sterne
erschienen, und der Anflug von Entspanntheit und vorsichtiger
Heiterkeit schwand rasch. Und dann trat ein, was wir alle gefürchtet
hatten.
Die Monde der Ter-Quaden setzten zur Landung an!
Die sieben verschieden großen Kugeln hatten ab Mittag etwa
schon am Tageshimmel deutlich gestrahlt. Das Sonnenlicht wurde von
ihnen gleißend reflektiert. Jetzt, noch außerhalb der
Lufthülle des Planeten und noch immer im
Bereich der Sonnenstrahlen, nahmen sie ein milchigweißes
Aussehen an und wurden unablässig größer.
An den Feuern erstarb jede Unterhaltung. Wir starrten hinauf ins
Firmament und schwiegen voller Angst und Beklemmung. Der größte
Komet der Ter-Quaden war jetzt bereits größer als der Mond
des Planeten und wuchs ständig. Er schien direkt auf die Bucht
herunterstürzen zu wollen, auf jeden einzelnen von uns. Der
lautlose Anflug war ein schreckliches Erlebnis. Selbst ich, der ich
mir diesen Vorgang immer wieder ausgemalt hatte, erschrak zutiefst.
Auch die Größe der anderen sechs Monde nahm zu -der achte
Mond schien verschwunden zu sein. Als der erste Mond, im letzten
Licht aufstrahlend, die Schattengrenze passierte, veränderte
sich der Charakter dieser riesigen Kugel. Die Drohung, die von dem
Mond ausstrahlte, nahm zu, Schatten krochen rasend schnell über
die milchige Oberfläche, schluckten den Mond und gaben ihn,
weniger stark leuchtend und jetzt in einem bösartigen Gelb,
wieder frei. Der Sturz ging weiter. Das Objekt wuchs und wuchs und
wuchs. Es gab kein Geräusch am Himmel, und in der
erwartungsvollen, lähmenden Ruhe wurden das lächerliche
Plätschern der Brandungswellen, die Laute der Tiere, das
knisternde Feuer und unser erregtes Atmen lauter und härter.
Ein Rest des echten Mondlichts lag auf der gewaltigen Kugel, als
sie niederstürzte. Wir duckten uns unwillkürlich, als sie
ihren Kurs scheinbar änderte und nach Süden abdriftete.
Noch immer völlig lautlos.
Die sechs anderen Kugeln folgten auf dieselbe Weise. Wir konnten
die Abstände nicht annähernd schätzen. Der erste Mond
füllte jetzt mehr als ein Drittel des Himmels aus, schwebte über
uns hinweg und langsam weiter nach Süden. Er wurde in demselben
Maß kleiner, wie er während des Sturzes scheinbar größer
geworden war. Wir verfolgten regungslos seinen Flug. In großer
Höhe schwebte der
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