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PR TB 201 Der Verräter Mutant

PR TB 201 Der Verräter Mutant

Titel: PR TB 201 Der Verräter Mutant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Er war unrasiert und wirkte bemerkenswert schäbig. Aber
wahrscheinlich hatte dieser Mann erheblich mehr erlebt und getan, als
Vanessa sich vorstellen konnte.
    „Danke, nein“, sagte Vanessa und lächelte. Seccar
sah sie verwirrt an. „Ich habe keinen Hunger.“
    „Sie sollten aber etwas essen“, sagte der Mann.
„Morgen geht der Marsch weiter, und wenn Sie nichts essen, dann
werden Sie bald schlappmachen. Und ich brauche Ihnen wohl nicht zu
erzählen, was das bedeutet.“
    Er machte mit dem Kopf eine Bewegung zu Varn Hister hinüber.
Der alte Mann lag auf dem Boden der Senke und starrte in den Himmel
hinauf.
    „Woran mag er denken?“ sagte Vanessa nachdenklich.
    „An die Unsterblichkeit vermutlich“, sagte Seccar. Er
wartete ein wenig, dann ließ er sich neben Vanessa auf dem
Boden nieder. Vanessa fühlte sich unbehaglich. Von der Bande,
die sie entführt hatte, war Seccar wahrscheinlich derjenige, vor
dem sie sich am wenigsten fürchten mußte; auch als Bandit
war er schäbig.
    „Und Sie?“
    Seccar zwinkerte verblüfft.
    „Ich denke nur an eines“, sagte er dann zögernd.
„Nämlich daran, diese Sache hier zu überleben. Mehr
will ich gar nicht.“
    Vanessa sah ihn an.
    „Sie reden, als hätten Sie mit der Sache gar nichts zu
tun“, sagte Vanessa mit verhaltener Schärfe. „Sie
gehören doch zur Bande.“
    „Hören Sie, Miß“, sagte Seccar. „Als
ich dazugestoßen bin, da habe ich nicht gewußt, was der
Alte wirklich plante. Wenn ich gewußt hätte, was Hister
wollte - ich wäre sofort ausgestiegen.“
    Er zögerte einen Augenblick.
    „Wissen Sie“, sagte er dann und sah an Vanessa vorbei.
„Dinger dieser Art sind drei Nummern zu groß für
mich.“
    Vanessa sah ihn leicht amüsiert an.
    „Als Ganove scheinen Sie nicht viel zu taugen“, sagte
sie spöttisch.
    Seccar preßte die Kiefer aufeinander.
    „Möglich“, sagte er dann zögernd. Er sah
Vanessa an. Ganz offenkundig hatte Vanessa ihn an der empfindlichsten
Stelle getroffen.
    „Ich tauge als Ganove soviel wie Sie als Frau!“ sagte
er nach kurzer Pause.
    Vanessa spürte den Schlag im ganzen Körper. Am liebsten
hätte sie laut geschrien. Seccars infame Beleidigung schmerzte
um so mehr, da sie zutraf.
    Ein Hintergrundgeräusch lenkte Vanessa für einen
Augenblick ab. Von irgendwoher erklang ein düsteres Grollen.
    „Was ist das?“ fragte sie irritiert.
    Seccar sah auf. Einen Augenblick lang war es still. Das seltsame
Geräusch war deutlich zu hören. Es wurde lauter.
    Vanessa sah, wie Seccar erbleichte.
    Im gleichen Augenblick begriff auch Vanessa.
    Das Wasser kam.

8.
    Vanessa reagierte, ohne nachzudenken. Sie kam auf die Füße,
und ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, rannte sie los.
    Sie wußte, daß ihr nicht viel Zeit blieb. Sekunden
höchstens.
    In der Nähe des Gebirges hatten die Regenwolken ihre Ladung
an Wasser verloren, in sintflutartigen Güssen. Und nun sammelte
sich das Wasser in den ausgetrockneten Flußbetten und jagte
wildschäumend in die Ebene hinaus. In meterhohen Flutwellen
schoben sich die Wassermassen vorwärts, mit der Geschwindigkeit
eines schnellen Gleiterfahrzeugs.
    Vanessa spürte, wie der Boden unter ihren Füßen
zitterte und bebte. Sie hörte Schreien hinter sich, aber sie
achtete nicht darauf. Wie von Sinnen rannte die Frau, versuchte, die
Böschung des Trockentales hinaufzuklettern, bevor die Flutwelle
sie erfassen konnte. Die Angst vor den Fluten verlieh ihr ungeahnte
Kräfte. Sie rannte, stolperte, kam wieder auf die Füße,
strauchelte erneut und rappelte sich wieder auf. Sie spürte
einen heftigen Schlag an ihrem linken Bein, aber sie rannte weiter.
    Neben sich erkannte sie verschwommen eine andere Gestalt, die ein
wenig schneller war als Vanessa. Die Gestalt schrie etwas, das
Vanessa nicht verstand.
    Und dann war das Wasser heran.
    Vanessa hörte das Brüllen und Toben der entfesselten
Fluten, sie spürte die Druckwelle, die der Flutwelle voranging.
Vanessa schrie gellend auf.
    Sie konnte es nicht mehr schaffen. Ihre Hand krallte sich in einen
Strauch, der nicht fest genug im Boden verankert war. Sie verlor den
Halt, ihre Beine rutschten unter ihr weg.
    Und in dem Augenblick, in dem das Wasser sie erfaßte, spürte
sie einen Schlag an ihrer Hand. Etwas krallte sich in ihr Fleisch,
dann spürte sie nur noch, wie die Fluten über sie
hereinbrachen.
    Ihr Körper wurde haltlos umhergewirbelt, tauchte ein in ein
Chaos aus Wasser und Luft. Gegen diese Gewalten waren Körperkräfte
sinnlos.

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