PR TB 202 Verschwörung Der Computer
infolge
seiner unterschiedlich lang ausgefallenen Beine zur zum Archiv
führenden Tür, drehte sich dort noch einmal um und sagte
grollend:
„Ein schöner Partner bist du mir! Dich meiner zu
schämen!"
Danach trat er endgültig ab.
Keine Sekunde zu früh, denn gleich darauf führte Carilda
Today die Direktorin von INTELSLAVE CORPORATION herein.
Kyron erhob sich etwas linkisch. Es war ihm immer noch nicht
gelungen, seine Menschenscheu abzulegen, die daher rührte, daß
er seit dem zarten Alter von einem Jahr an ohne ein anderes
intelligentes Lebewesen auf einem larischen Computerschiff gelebt
hatte, bis er nach dem Ende der Konzilsherrschaft befreit worden war.
Er schätzte die dort verbrachte Zeit auf sieben-unddreißig
Jahre, war sich aber nicht sicher, ob es nicht vielleicht nur
fünfunddreißig oder gar neunund-dreißig Jahre
gewesen waren.
Yanna Algol lächelte liebenswürdig. Sie sah nicht so
aus, wie Kyron sich die Direktorin eines der bedeutendsten Konzerne
des Solsystems vorgestellt hätte. Schlank, groß,
ebenholzfarbene Haut, krauses schwarzes Haar, anmutiger Gang, ein mit
Howalgoniumstaub gepuderter, enganliegender Anzug aus Schlangenleder
und ein Alter von höchstens dreißig Jahren - das war nicht
gerade der Typ, der im harten Computergeschäft Karriere zu
machen pflegte.
„Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Miß Algol",
sagte Kyron Barrakun. „Bitte, nehmen Sie doch Platz!"
Er aktivierte mit Hilfe einiger Blickschaltungen verschiedene
interne Servos, die dafür sorgten, daß Yanna Algol einen
bequemen Sessel zugeschoben bekam, daß dezente Musik erklang
und sich eine nach Frühlingsblumen riechende Duftwolke
ausbreitete.
Yanna Algol setzte sich.
„Ich freue mich weniger, Mister Barrakun. Nicht, weil ich
Sie etwa nicht gern kennengelernt hätte, aber die Umstände,
die mich veranlaßten, zu Ihnen zu kommen, sind nicht
erfreulich. Es geht um den mysteriösen Tod des Ersten Managers
meiner Firma, Niwo Dew."
Kyron Barrakun blickte seine Besucherin offen an -und in seinem
Blick lag die diskrete Aufforderung, ihm alles zu erzählen, was
sie für wichtig hielt.
Yanna Algol war ihm schon jetzt sympathisch, denn sie hatte ihn
nicht, wie es viele andere Leute beim ersten Zusammentreffen mit ihm
taten, verwundert angestarrt und mit ihren Blicken deutliche Zweifel
an seiner Befähigung als Detektiv ausgedrückt. Noch immer
gab es das Klischee des Privatdetektivs, der nicht nur ausgezeichnet
mit allen denkbaren Waffen um ging, sondern vor allem groß und
athletisch gebaut sein mußte und dessen hartes Gesicht sofort
auf großes Durchsetzungsvermögen schließen ließ.
Mit seinen nur 1,66 Metern Größe, seinem schmächtig
wirkenden Habitus, dem aschblonden Haar und dem schmalen Gesicht
sowie den großen, verträumt wirkenden Pupillen aber
entsprach Kyron Barrakun ganz und gar nicht diesem alten Klischee.
Aber vielleicht zweifelte sie nur deshalb nicht an seiner
Befähigung, weil seine Firma - COMPUTER-KID & CO.,
ERMITTLUNGEN, INFORMATIONEN, DATENANALYSEN - eine ganze Etage des
Hauses
Dolenc Place I, einer der teuersten Gegenden von Terrania City,
einnahm.
Yannas Blick verschleierte sich leicht, dann sagte sie:
„Niwo Dews Leiche wurde vor zwei Tagen aus dem Ärmelkanal
zwischen Brighton und Dieppe geborgen. Das war anderthalb Tage nach
dem Zeitpunkt, zu dem er vermißt worden war. Er hatte in seinem
Büro hinterlassen, daß er einen Besuch unseres Werkes in
Lei-cester vorhatte und anschließend zur Eurozentrale von
INTELSLAVE nach Paris kommen wollte. Als Transportmittel benutzte er
einen Fluggleiter, und als er nicht in Paris eintraf, veranlaßte
ich eine gezielte Suche entlang der Flugroute."
Als sie nicht weitersprach, fragte Kyron Barrakun:
„Und dabei wurde der Gleiter mit Niwo Dew gefunden?"
Yanna Algol schüttelte den Kopf.
„Nicht der Gleiter, nur Niwo Dew. Vom Gleiter wurde bisher
keine Spur entdeckt. Entweder ist er gesunken, aber dann hätte
er inzwischen mit Sonar aufgespürt werden müssen - oder er
ist weitergeflogen, wofür die Tatsache spricht, daß die
Obduktion ergab, Niwo Dew sei aus sehr großer Höhe auf die
Wasseroberfläche geprallt."
Kyron runzelte die Stirn, enthielt sich jedoch eines Kommentars.
Yanna deutete das Stirnrunzeln allerdings richtig, denn sie
erklärte:
„Ich weiß sehr gut, wie unwahrscheinlich das klingt,
Mister Barrakun." „Ein solcher Unfall ist praktisch
unmöglich", warf Kyron ein.
„Die Ermittlungsbehörden behaupten, er habe
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