PR TB 202 Verschwörung Der Computer
gewisse Ermittlungen
durchführen konnte. Außerdem hätte ihn der ständige
Anblick seiner Sekretärin nervös gemacht, obwohl er sich
das nicht eingestand.
Während der ersten Stunde hütete sich Kyron Barra-kun
jedoch, seinen Computer zu etwas anderem zu benutzen als zu dem
Zweck, zu dem er installiert worden war. Litton schlich fortwährend
in der Nähe herum und beobachtete ihn.
Um ihn zu ärgern, aber nicht nur deswegen, ließ er
seine Planspiele, die aus seiner Sicht tatsächlich nur Spielerei
waren, in die rechnerische Konstruktion eines Prototyp-Chips
einfließen, die für INTELSLAVE eine fortschrittliche
Neuerung bedeuten mußte, für ihn jedoch nicht, da er bei
der Konstruktion von Earny unter anderem einen solchen Chip entworfen
hatte.
Kaum leuchtete der Konstruktionsplan des Chips grün vom
Computerbildschirm, da stand Litton auch schon neben ihm und fragte
höhnisch:
„Haben Sie im Speicher etwas Brauchbares gefunden, Mister
Zarg?" „Richtig, Mister Litton", erwiderte Kyron.
Davon war Litton selbst überrascht. „Sie denken also
wirklich, es wäre Ihre Aufgabe, aus unseren Speichern uralte
Konstruktionspläne abzurufen?"
„Aus meinem Speicher", erwiderte Kyron Barrakun
ironisch und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Und
der ist hier, Mister Littiti." „Werden Sie nicht frech!"
fuhr Litton auf. „Wenn Sie den Arbeitsfrieden stören,
werde ich für Ihre Entlassung sorgen. Niemand kann innerhalb
einer Stunde die rechnerische Konstruktion eines neuartigen Chips
erarbeiten. Außerdem haben Sie eine seltsame Auffassung von der
Geometrie eines Chips."
„Finden Sie es seltsam, wenn mein Chip rund ein Drittel mehr
Anschlußstellen hat als die bei INTELSLAVE bisher
gebräuchlichen Chips?" fragte Kyron. „Oder
vielleicht, daß die Funktionen um zehn Prozent über der
Norm liegen?" „Das gibt es nicht!" behauptete Litton.
„So etwas
funktioniert in der Praxis nicht. Sie haben offenkundig vergessen,
Funktionen und Zusammenspiel der einzelnen Teile rechnerisch zu
erproben."
„Wetten, daß ich doch?" gab Kyron Barrakun
zurück. „Erlauben Sie, daß ich einen Prototyp
herstellen und testen lasse?"
Litton schwankte offensichtlich. Es war ihm anzusehen, daß
er nahe daran war, dem Neuen zu glauben, daß er aber am
liebsten die Probe aufs Exempel verweigert hätte, damit der
unverschämte Neue nicht ihn selbst in den Schatten stellen
konnte.
„Also, versuchen Sie Ihr Glück!" sagte er nach
einigen Minuten. „Oder Ihr Unglück!"
Kyron lächelte, überspielte die errechneten Daten auf
einen Computer der Prototyp-Herstellung im Nebengebäude und
schaltete nach der Fertigstellung die Testmaschine ein.
Auf einem Monitor konnten er und Litton gleich darauf beobachten,
wie die vollrobotische Testmaschine die superintegrierte Schaltung
auf Herz und Nieren prüfte. Mehrfach versuchte Litton, in den
Vorgang einzugreifen und Kyron zu überreden, Modifikationen
einzuspielen, die in direkter Rückkopplung auf den ersten
Entwurf plantechnisch realisiert worden wären.
Der Computer-Zögling durchschaute diese Manöver mühelos.
Litton wollte nurseinen Konstruktionsentwurf verschlechtern, um dann
behaupten zu können, i Zarg hätte Computerzeit und Material
sinnlos vergeu-jdet.
Nachdem die Testmaschine den Entwurf als fehler -Ifrei und optimal
bewertet hatte, blieb auch Litton gar nichts weiter übrig, als
die weiteren Arbeitsgänge freizugeben. Kyron Barrakun
absolvierte die Feinarbeit am Bildschirm in Rekordzeit, während
der Plotter ein mehrfarbiges Bild der Struktur des Chips zeichnete.
Anschließend wurden alle Details vom Speicher abgerufen und als
Listing ausgedruckt
- und Kyron prüfte unter dem Elektronenmikroskop den
Prototyp.
Es war noch nicht Feierabend, da existierte das neue Produkt
bereits als
„Software" im Speicher von Kyrons Computer und im
Speicher der E-Beamanlage im Werk Leicester, wo es nur zur
Massenfertigung freigegeben werden mußte, um Millionen
neuartiger Chips herzustellen, die wiederum die Qualität aller
mit ihnen hergestellten Computer erheblich verbessern würden.
„Ein Glückstreffer, wie er nur alle hundert Jahre
einmal vorkommt", behauptete Litton. „Wenn ich Ihnen nicht
geholfen hätte, wäre es wahrscheinlich nur eine Niete
geworden, aber mit meinen Erfahrungen mußte der Wurf ja
gelingen. Ich werde dafür sorgen, daß Sie an der Prämie
beteiligt werden, die mir dafür zusteht, MisterZarg. Niemand
soll sagen, daß ich gute Arbeit nicht zu würdigen
Weitere Kostenlose Bücher