PR TB 202 Verschwörung Der Computer
Diensten, Mister Dew", sagte eine melodische Stimme
aus dem schmalen Lautsprechergitter des Kontrollpaneels, das sich
dort befand, wo bei Vertretern früherer Gleitergenerationen das
Armaturenbrett gewesen war.
„Nach Paris, Eurozentrale von IC!" befahl Niwo Dew.
„Mission bestätigt", erwiderte die melodische
Stirmme. „Der Service steht voll zu Ihren Diensten, Mister
Dew."
Beinahe hätte Niwo Dew sich bedankt. Gerade noch rechtzeitig
kam ihm zum Bewußtsein, daß die Stimme nicht irgendeiner
jungen Dame in einer Kontrollzentrale gehörte, sondern aus dem
Vocoder des Gleiters kam, der das „Kommunikationsorgan"
des Computers war, dessen „Herz" wiederum aus einem nur
daumen-nagelgroßen Mikrocomputer bestand. Niwo Dew genoß
es, wie das Fahrzeug ohne spürbaren Andruck abhob, in den leicht
dunstigen Himmel über dem modernen Leicester mit seinen in Parks
fast versteckten Fertigungshallen und dem Wohnzentrum mit dem
Kulturpalast, den vollautomatischen Kaufhäusern,
Vernügungsstätten sowie den unterschiedlichen Konglomeraten
wabenförmiger Wohnzellen schwebte und danach über das alte
Leicester mit den konservierten Stadtteilen und dem Jewry Wall bei
der altehrwürdigen Kirche St. Nicholas jagte und Kurs nach Süden
nahm. Ungefähr eine halbe Stunde später sah Niwo Dew aus
einer Höhe von rund fünftausend Metern schräg unter
sich zur Linken die Strande von Brighton und zur Rechten die Isle of
Wight.
„Musik!" befahl er, um seine Sorgen zu vergessen.
„Welche Art von Musik wird gewünscht, Mister Dew?"
erkundigte sich der Computer.
„Etwas Klassisches", antwortete Niwo Dew.
„Da hätten wir Disco Rhythms 2000 von der Gruppe The
Whisperers aus dem Jahre 1999 - oder..."
„Das wäre schon recht", unterbrach Niwo Dew den
Computer. „Mit allen Effekten, wenn es geht!"
„Selbstverständlich, Mister Dew. Die Aufzeichnung
enthält alle Licht- und Vibrationseffekte sowie die
Hintergrundgeräusche."
„Abspielen!" befahl Dew.
Er schloß die Augen, als die ersten Rhythmen ertönten,
und zuckte bald darauf im Gleichklang mit den Vibrationen - und er
öffnete die Augen erst wieder, als er einen starken Luftzug
verspürte.
Sein Luxusgleiter war verschwunden. Er aber befand sich im freien
Fall auf die das Sonnenlicht reflektierende Wasseroberfläche des
Ärmelkanals.
Sein Entsetzensschrei verhallte ungehört...
2.
Kyron Barrakun spielte gerade mit Earny „Acey-Deu-cey",
als der Summer auf seiner Kontrollkonsole ertönte.
„Was gibt es?" fragte er und nickte in Richtung der
einen Karte die der Roboter ihm zeigte.
Earny verzog sein mit Biomolplast kunstvoll verkleidetes
„Pferdegesicht", dessen linke Hälfte sechs Zentimeter
länger war als die rechte, zu einem schadenfrohen Grinsen.
„Verloren, Kid!" flüsterte er mit einer Stimme,
die sich anhörte, als hätte er im Kehlkopf ein Reibeisen.
„Und der Einsatz betrug tausend Solar."
Ein Visiphonschirm vor Kyron Barrakun leuchtete auf. Das Gesicht
einer zirka vierzig Jahre alten schwarzhaarigen Frau wurde
abgebildet. „Besuch, Chef", sagte Carilda Today, Barrakuns
Partnerin. Sie nannte ihn immer dann „Chef", wenn sie
annahm, wohlhabende Klienten an der Angel zu haben. „Eine Dame.
Miß Yanna Algol, Direktorin der IN-TELSLAVE CORPORATION."
Kyrons von Natur aus weite Pupillen weiteten sich noch stärker.
Die INTELSLAVE CORPORATION war ihm gut bekannt. Sie versorgte die
meisten Betriebe innerhalb des Solsystems mit hochwertigen
Mikroprozessoren, besaß Werke in allen terranischen Regionen
und machte enorme Gewinne.
„Bitte, schicken Sie die Dame in zwei Minuten zu mir. Miß
Today!" erwiderte er.
Danach schaltete er das Visiphon aus, wandte sich an Earny und
erklärte:
„Du würdest nur die Kundschaft verschrecken, Earny.
Setz dich ab ins Archiv!"
Earny rollte mit den Augen und streckte Kyron eine Hand hin - mit
der Handfläche nach oben.
„Meine tausend Solar, Kid!"
„Später!" erwiderte Kyron ungeduldig.
Earny schüttelte den Kopf und synthetisierte etwas Speichel,
den er aus
dem linken Mundwinkel fließen
ließ.
„Erpresser!" schimpfte Kyron Barrakun. Seufzend dachte
er daran, daß er selber schuld an dem manchmal ziemlich
dreisten oder aufdringlichen Verhalten seines robotischen Partners
war. Aber das war eine Geschichte für sich.
Er reichte ihm seine ID-Karte.
„Damit kannst du die tausend Solar auf dein Konto umbuchen
lassen. Ich
habe kein Geld bei mir. Und nun
hinaus!"
Earny riß ihm die ID-Karte aus der Hand, hinkte
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