PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin
überlegen. »Die Suggestivstrahlung hat ihren
Zweck, wie du ihn schilderst, bereits
erfüllt.«
»Wir sollten nicht aufgeben«, widersprach Francis mit
dem Ehrgeiz des eingefleischten Wissenschaftlers. »Mag sein,
daß wir nicht mehr sehr weit kommen, aber vielleicht entdecken
wir noch einige interessante Hinweise.«
Heyko warf ihm einen mißbilligenden Blick zu.
»Falls du es noch nicht begriffen hast: Wir sind nicht
allein auf dieser Welt! Die Strahlung, die uns am Weitergehen
hindert, muß künstlich erzeugt sein!« Er zupfte an
seiner leichten Sommerkleidung. »Ich möchte den
Unbekannten nicht so begegnen.«
Während Francis noch unschlüssig dastand, veränderte
sich die Szenerie schlagartig. Dort, wo eben noch ein vereinzelter
Baum gestanden hatte, erstreckte sich plötzlich die grüne
Wand eines undurchdringlichen Urwalds. Die Luft begann vor
Feuchtigkeit zu dampfen, vielfältiges Gezwitscher und
Geschnatter und das dröhnende Brüllen vorzeitlicher
Ungeheuer drangen aus dem Dickicht.
»Los jetzt!« kommandierte Heyko. »Wir
verschwinden!«
Niemand hatte mehr etwas dagegen einzuwenden. Mit einemmal waren
alle froh, dieses ungastliche, von psychischen Sperren beherrschte
Gebiet verlassen zu können. Unwillkürlich schlugen sie eine
etwas hastige Gangart ein, stolperten mehr als sie gingen durch die
dickflüssige Luft. Mit jedem Schritt wurde der Marsch weniger
beschwerlich, und als sie endlich beim Gleiter ankamen und
zurückblickten, lag das Land flach und ruhig und eintönig
vor ihnen.
Nachdem die Hyperstrahlung versiegt war, bereitete es keine
Schwierigkeiten, den Transporter zu starten. Die Motoren arbeiteten
einwandfrei. In zweihundert Metern Höhe ließ Heyko das
Gebiet überfliegen, aber alle Messungen und Beobachtungen
brachten keine neuen Erkenntnisse - außer der, daß die
psychische Sperre nicht bis in diese Höhe hinaufreichte. Klüger
wurden sie dadurch nicht.
»Inmitten eines Landstrichs, der sich weder für eine
Besiedlung noch für die Landwirtschaft eignet«, zog Heyko
später Resümee, als die ersten Gebäude der Stadt
bereits in Sicht kamen, »existiert etwas, wovon wir bisher
keine Ahnung hatten, und das sich, zumindest vorläufig, unserem
Begriffsvermögen entzieht. Wir müssen uns fragen, welche
Art von Geheimnis hier dem menschlichen Zugriff entzogen werden
soll.«
psi
Eine Forschungsexpedition nach der anderen wurde seitdem
ausgerüstet -regelmäßig mit gleichem oder ähnlichem
Erfolg. Die instinktverwurzelte Neugier des Menschen brachte ihm
nichts ein. In jedem Fall kehrten die Untersuchungsteilnehmer mit
leeren Händen zurück; panikerfüllt, von der Angst
getrieben oder einfach in der Einsicht, nichts ausrichten zu können.
Der bemerkenswerten Tatsache, daß manche tiefer in die von
psychischen
Sperren beherrschte Landschaft vorzudringen vermochten als andere,
wurde zunächst nicht die ihr gebührende Bedeutung
beigemessen. Die Erklärung, daß des einen Geist eben
widerstandsfähiger sei als der eines anderen, schien
naheliegend, sie war einleuchtend und einfach. Niemand kam auf die
Idee, dies statistisch, aufgeschlüsselt nach Alter und
Geschlecht, auszuwerten. Die Überraschung wäre vermutlich
groß gewesen.
Marina und Heyko hatten an den Forschungen längst keinen
bedeutenden Anteil mehr. Seit Susan auf der Welt war, verschob sich
der Schwerpunkt ihrer Aktivität mehr und mehr zugunsten des
Privatlebens. Marina hatte ihren Job aufgegeben, um sich voll und
ganz der Familie widmen zu können. Heyko hatte sich vom
Außendienst zurückgezogen und im Institut eine Arbeit
übernommen, die sich in Verwaltungsangelegenheiten erschöpfte.
Anders Nancy und Francis. Auch die Geburt ihres Sohnes Gene hatte
sie nicht davon abbringen können, wieder und wieder nach draußen
zu gehen und die psychischen Sperren überwinden zu suchen. Sie
hatten sich förmlich in die Idee verrannt, irgendwann das
Geheimnis zu lösen oder zumindest neue Erkenntnisse der
Öffentlichkeit präsentieren zu können. Immerhin war
Heyko durch die Freundschaft mit den beiden stets aus erster Hand
über die aktuelle Lage informiert. Das Interesse war auch bei
ihm nicht versiegt.
Als der Analytiker heute, gänzlich entgegen seiner sonstigen
zurückhaltenden Gewohnheiten, in das kleine Büro stürmte,
ahnte Heyko, daß Bedeutsames vorgefallen sein mußte.
»Es gibt sensationelle Neuigkeiten«, verkündete
Francis, während er sich in den Besuchersessel fallen ließ.
Die Pose, die er einnahm, erinnerte
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