PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin
die anderen. Die Neugier trieb sie.
Dabei mußte ihnen klar sein, daß es sich hierbei
ebenfalls um eine Sinnestäuschung handelte.
Sie hatten das Objekt ihres Interesses noch nicht erreicht, als
die Nebelwand aufbrach. Begleitet von heulenden Geräuschen,
quollen ringsum unzählige jener dämonischen Schatten auf.
Verblüfft blieben die vier Menschen stehen. Der Dunst stürzte
sich begierig in die entstandenen Freiräume und wurde deutlich
dünner.
»Die Hyperstrahlung läßt rapide nach«,
stellte Nancy fest. »Der Nebel scheint sich selbst
aufzuzehren.«
Diesmal völlig ohne Furcht beobachtete Heyko das Schauspiel.
Überall bildeten sich Kubikmeter umfassende Blasen inmitten der
gelblichen Schwaden, wurden von nachfließendem Dunst ausgefüllt
und formten sich an anderer Stelle neu. Irgendwo brach ein Strahl
rotgoldenen Lichts durch die Nebelwand. Die fortdauernde Ausbildung
neuer Freiräume ging mit einer Geräuschkulisse einher, die
in den Ohren schmerzte.
Immer mehr Sonnenlicht fiel in den Dunstschleier ein. Fast schien
es, als halte neues Leben in diesen Teil des Planeten Einzug. Der
Nebel wurde dünner, zerfaserte, bis er sich schließlich
völlig aufgelöst hatte.
Die Sicht war wieder frei. Kilometer weit erstreckte sich das
flache, unbebaute Land vor den Blicken der Wissenschaftler. Am
Horizont waren einige hügelförmige Erhebungen zu erkennen.
Der Baum, der sich aus dem weitestgehend steinigen Untergrund erhob,
war nun in seiner ganzen imposanten Größe zu sehen. Gut
zwanzig Meter strebte der Stamm in die Höhe, wo er sich in einer
weit ausladenden Krone verzweigte.
Heyko war der erste, der sich von der Überraschung erholte.
Er wandte sich an Nancy.
»Kannst du noch Hyperstrahlung feststellen?«
»Nichts mehr.« Kurzerhand schaltete sie das Gerät
ab. »Die Strahlung ist auf Null gesunken.«
»Das überrascht mich«, kommentierte der Forscher.
Er war überzeugt gewesen, daß der Baum, der so plötzlich
aus dem Nebel aufgetaucht war, eine Sinnestäuschung darstellte,
hervorgerufen durch die hyperenergetische Aura dieses Gebiets. Nancys
Detektor schien ihn eines Besseren belehren zu wollen. »Also
gut, sehen wir uns das Gewächs noch an.«
Er wandte sich zum Gehen. Sofort spürte er wieder den starken
Widerstand, den ihm die Luft entgegensetzte. Jeder Schritt erforderte
einen ungeheuren Kraftaufwand, und an Francis' überrascht
hervorgestoßenen Ruf erkannte er, daß die anderen gegen
die gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Als er den Baum
erreichte und den Stamm berühren wollte, fuhr sein Arm wie durch
eine zähe, schleimige Masse hindurch.
Aufschreiend zuckte Heyko zurück. Sein Arm kam problemlos
frei. Erst jetzt fiel ihm auf, daß der Baum keinen Schatten
warf. Beinahe vorwurfsvoll sah er Nancy an, die den Vorgang
fassungslos verfolgt hatte.
»Ich habe mich nicht geirrt«, verteidigte sie sich und
deutete demonstrativ auf die Anzeigen des Detektors. »Es
existiert keine Hyperstrahlung mehr.«
»Der Nebel ist zwar verschwunden«, sagte Heyko, »aber
alles weist darauf hin, daß wir weiter unter einem unheilvollen
Einfluß stehen.«
Er war wütend auf sich selbst, weil es ihm nicht gelang, eine
Erklärung zu finden. Seine Haltung hatte etwas Herausforderndes
an sich, als er die Arme in die Hüften stemmte und sich
umblickte - als hoffte er, irgendwo in der näheren Umgebung die
Ursache der seltsamen Phänomene zu entdecken. Aber er fand
nichts.
»Es muß sich um eine Strahlungsart handeln, die direkt
auf den Wahrnehmungssektor des Gehirns wirkt«, vermutete
Francis. »Sie gaukelt uns Dinge vor, die nicht wirklich
vorhanden sind, und sie erzeugt sogar den Eindruck, daß die
Luft zäh und dick ist.«
»Sie ist es nicht«, bekräftigte Judd. »Sonst
wären wir längst erstickt.«
»Lieber Himmel!« fuhr Heyko die Freunde an. »Das
alles ist mir auch schon klar geworden. Aber warum werden wir
beeinflußt? Wer erzeugt die Suggestionen? Wo befinden sich die
Gerätschaften dazu? Welchem Zweck dient es?«
»Wir sollten die Nerven behalten«, redete Judd ihm zu.
»Tatsache ist, daß dieses Gebiet auf eine recht humane
Weise gegen unbefugte Eindringlinge abgesichert ist. Ich bin sicher,
daß alles, was wir erlebt haben, nur dazu dient, neugierige
Leute wie uns zu erschrecken und zu vertreiben. Selbst wenn wir
weitergingen, würden wir von einem bestimmten Punkt an
wahrscheinlich überhaupt nicht mehr vorwärtskommen.«
»Wir dringen nicht weiter vor«, entschied Heyko, ohne
lange zu
Weitere Kostenlose Bücher