PR TB 203 Rote Sonne Uber Rubin
Heyko lebhaft an seine
Kindheitsvorstellungen vom triumphierenden Forscher.
»Allerdings«, erwiderte er sarkastisch. »Deine
Spesenrechnung mußte ich um gut die Hälfte kürzen.«
»Ist mir völlig egal«, schnappte der Analytiker.
»Es geht um unsere Arbeit in der Parazone.«
Heyko machte eine beschwichtigende Handbewegung.
»Bitte keine Hektik. Schone meine streßgeschädigten
Nerven - und spanne mich nicht unnötig auf die Folter!«
Francis hatte nicht die Absicht. Es drängte ihn, seine
Neuigkeiten schnellstens loszuwerden. Einen Moment lang wirkte sein
Blick gehetzt, er machte einige unbeholfene Handbewegungen, als wüßte
er nicht, wie er beginnen sollte und ob der Freund ihm glauben werde,
dann platzte es aus ihm heraus:
»Einer unserer Leute hat die Parazone durchquert!«
Heykos Interesse erwachte augenblicklich. Der kurze Eindruck der
Überraschung wich großer innerer Spannung.
»Trotz der Illusionen?« fragte er ungläubig.
»Trotzdem!« bekräftigte Francis nickend. »Wir
standen zu fünft vor dem Urwalddschungel, und niemand konnte die
Angst überwinden und weitermarschieren. Es war wie immer. Irgend
etwas hinderte uns, die Realität zu sehen. Da lief dieser
Bursche plötzlich los und drang in das
Dickicht ein. Niemand folgte ihm. Wir hatten ihn schon aufgegeben,
als er sich zwei Stunden später meldete und uns bat, ihn auf der
anderen Seite der Parazone abzuholen.«
»Das ist ungewöhnlich.«
Es war eine von Heykos üblichen Bemerkungen, wenn er zu einem
Problem verzweifelt eine Lösung suchte und erkennen mußte,
daß er so schnell keine finden würde.
»Die Psychosperren konnten ihm nichts anhaben«,
berichtete Francis erregt weiter. »Wir haben uns zum Gleiter
zurückgezogen und von dort beobachtet, wie er das Land
überquerte. Er muß uns ebenfalls gesehen haben, denn er
hat uns mehrmals zugewinkt, bevor wir ihn aus den Augen verloren.
Jeder von uns dachte, irgendwann wird er dem Einfluß erliegen,
aber wie gesagt, es geschah ihm nichts.«
Heyko hatte sich zurückgelehnt und starrte auf die
Schreibtischkante. In seiner Erregung schien der Analytiker diese
Haltung als Desinteresse aufzufassen, denn er beugte sich nach vorn
und trommelte mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
»Verstehst du, Heyko, dieser Grünschnabel ist noch
völlig gesund. Es ist ihm nichts passiert. Der Mann ist immun!«
Der Forscher schürzte die Lippen und zog die Stirn in Falten.
»Der Grünschnabel, wie du ihn nennst - er war das
erstemal mit draußen?«
»So ist es«, bestätigte Francis. Langsam legte
sich seine Erregung. »Er hat gerade vor einer Woche sein Diplom
abgelegt.«
»Wahrscheinlich ist er ein natürlicher Mutant«,
überlegte Heyko. »Hat er wenigstens etwas herausfinden
können?«
»Nichts. Seinem Bericht zufolge besitzt dieses Gebiet keine
Merkmale, die darauf schließen ließen, wo die Quelle der
Parastrahlung zu suchen ist.«
»Vielleicht wäre der Erfolg größer, wenn man
unter die Erde ginge.«
»Das habe ich mir auch schon gesagt. Aber erstens ist das
für eine Person nahezu unmöglich, zweitens haben unsere
Instrumente keine Anhaltspunkte dafür geliefert, daß sich
unter der Oberfläche metallische Ansammlungen befinden, die auf
eine Steuerzentrale hindeuten könnten, und drittens halte ich es
nicht für ausgeschlossen, daß die Phänomene
natürlichen Ursprungs sind.«
»Das heißt«, resümierte Heyko, »es
bleiben so viele Fragen offen wie bisher.«
Offensichtlich, überlegte er, war dem Geheimnis dieses
Landstrichs mit herkömmlichen Methoden nicht auf die Spur zu
kommen. Zwar war der Zusammenhang zwischen erhöhter
fünfdimensionaler Strahlungstätigkeit der Sonne und der
Existenz des mittlerweile wieder verschwundenen Nebelfelds
hinreichend sicher nachgewiesen, doch blieb das Vorhandensein der
parapsychischen Beeinflussung weiterhin ein Rätsel. Wie mochte
man es lösen können?
Bedächtig stand Heyko auf und ging zum Fenster. Ein großer
Teil der Stadt
war von hier aus zu überblicken. Die durch die
Naturkatastrophe entstandenen Schäden waren längst
beseitigt worden. Nichts wies mehr auf die damaligen Zerstörungen
hin. Vor dem Institut erstreckte sich ein weitläufiger Park,
hervorragend gepflegt und vor satten Farben strotzend. In einiger
Entfernung strahlten die glänzenden Fassaden des Büroviertels
im Licht der untergehenden Sonne. Am Horizont erhob sich in mächtiger
Silhouette das Raumschiff, mit dessen Hilfe Terraner diesen Planeten
in Besitz genommen
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