PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
manuell zu
öffnen. Kaum eine halbe Minute später war die
Druckausgleichskammer geflutet, und die Innenschleuse öffnete
sich.
“Ich glaube, wir können die Helme öffnen, Sire”,
sagte Oro Masut. Er hatte kaum ausgesprochen, da entrang sich seiner
Kehle ein gurgelnder Laut, und ich sah ihn taumeln. Er hatte den Helm
schon während des Sprechens geöffnet, ohne auf die Anzeige
des Außenluftmessers zu achten. Jetzt fiel er der Länge
nach auf den Boden und rührte sich nicht mehr. Ein Blick auf das
Meßgerät zeigte mir des Rätsels Lösung.
“Helme nicht öffnen!” befahl ich. “Die
Schiffsatmosphäre ist von einem Betäubungsgas durchsetzt.
Das dürfte auch die Antwort darauf sein, wieso niemand unsere
Funkanrufe beantwortet. Wir bleiben zusammen und schlagen uns
geschlossen zur Kommandozentrale durch.”
Ich befahl einem der Männer, Oro Masuts Helm zu schließen
und die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen, damit er rascher wieder zu
Bewußtsein kam. Dann machten wir uns auf den Weg zum
Antigravschacht. Dabei stießen wir auf über ein Dutzend
Mannschaftsmitglieder, die bewußtlos in den Gängen lagen.
Sie waren offenbar von dem Giftgasüberfall überrascht
worden. Nichts deutete darauf hin, daß sich die Mannschaft in
Alarmbereitschaft befunden hätte.
Dieser Umstand erschien mir recht seltsam, denn der Notruf hatte
uns erreicht, als die VENETIA sowohl von dem Piraten als auch von den
Springern gestellt worden war.
Im Antigravschacht schwebten zwei bewußtlose Gestalten, die
schon seit dem Überfall mit den auf- und abwärtsführenden
Feldern zirkulieren mußten. Wir nahmen sie mit zur
Kommandozentrale hoch.
Dort erwartete uns ein ähnlicher Anblick. Die gesamte
diensthabende Mannschaft war betäubt. Vom Instrumentenpult vor
dem Kommandantensitz leuchteten zwei große rote Buchstaben:
B.B.
“Sucht den Kommandanten heraus und seht zu, daß er
schnellstens zu sich kommt”, befahl ich meinen Begleitern,
während ich selbst am Lufterneuerungssystem hantierte, um die
Giftgase absaugen zu lassen. Dabei fiel
mir auf, daß die Automatik, die bei einer Übersättigung
der Luft durch Schadstoffe regulierend eingreifen sollte, durch
Manipulation blockiert worden war.
Also Sabotage! Es war auch der Beweis dafür, daß es an
Bord zumindest einen Verräter gegeben haben mußte. Nachdem
ich die Blockierung aufgehoben hatte, begann das
Lufterneuerungssystem auf vollen Touren zu laufen.
Ich setzte mich mit der FRANCIS DRAKE in Verbindung und trug Tusin
Randta auf, ein fünfzig Mann starkes Prisenkommando zur VENETIA
zu kommandieren. Auf die Frage, warum ausgerechnet er das Kommando
bei dieser Aktion übernehmen sollte, antwortete ich:
“Ich möchte, daß die VENETIA bis zur völligen
Klärung der Lage von einer Vertrauensperson übernommen
wird. An Bord ist nämlich einiges faul, und ich bin gespannt,
wie Thomason Friendt sich rechtfertigt.”
Einer meiner Männer kam zu mir und berichtigte:
“Kapitän Friendt ist nicht in der Kommandozentrale.”
“Sind Sie sicher?” fragte ich.
“Absolut.” Er deutete auf einen Monitor, auf dem das
Konterfei eines herrisch dreinblickenden Mannes zu sehen war, den ich
als den Kapitän der VENETIA erkannte. “Wir haben das Bild
aus der Mannschaftsliste mit jedem Besatzungsmitglied in der
Kommandozentrale verglichen. Aber keiner der Männer hat eine
Ähnlichkeit damit. Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig,
als das ganze Schiff zu durchsuchen.”
“Überlassen Sie das Edelmann Randtas Leuten”,
sagte ich. “Räumen Sie lieber die Kommandozentrale, bevor
die Männer zu sich kommen. Ich möchte, daß hier
nichts verändert wird.”
Die Rekonstruktion der Vorgänge ergab folgendes Bild:
Die VENETIA hatte um 12 Uhr 13 den Orbit von Rofus passiert und
sollte 17 Minuten später auf Beschleunigungsflug gehen, um aus
dem Wegasystem zu fliegen und Kurs ins Kreit-System zu nehmen. Um 12
Uhr 25 war dann die SCHLEUDERBOGGE des Piraten Thor Pedo aufgetaucht.
Die Aussagen aller Männer der Schiffsbesatzung stimmten mit den
Angaben des Logbuchs überein, daß schon zwei Minuten
später der Walzenraumer der Springer aufgetaucht sei. Während
jedoch die SCHLEUDERBOGGE auf Warteposition blieb, sei der
Walzenraumer zum Angriff übergegangen. Und genau zu diesem
Zeitpunkt wurde das Betäubungsgas in der Schiffsatmosphäre
wirksam, dem die gesamte Mannschaft zum Opfer fiel.
Kapitän Friendt hatte sich bis zuletzt geweigert, Alarm zu
geben oder das Feuer auf das Walzenschiff eröffnen zu
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