PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
lassen.
Seine Begründung war, daß die Springer es im Hoheitsgebiet
der Ferronen nicht wagen würden, zu Gewaltmaßnahmen zu
greifen. Und dazu war es auch nicht gekommen, denn die Mannschaft der
VENETIA war schon vorher außer Gefecht gesetzt worden. Und
zwar eindeutig durch einen Verräter in den eigenen Reihen.
Ob dieser Verräter mit den Piraten oder den Springern
zusammenarbeitete, war nicht zu eruieren. Ebenso ungeklärt
blieb, wer nun die Fracht erbeutet hatte: Thor Pedo oder die
Springer. Dafür gab es nämlich keine Zeugen, weil die
Mannschaft ausgeschaltet gewesen war. Und Kapitän Friendt konnte
nicht befragt werden, weil er unauffindbar war.
Zum Zeitpunkt des Vorfalls hatte er nach Aussage des Funkers
diesen in der Funkzentrale abgelöst, um einen Hilferuf
abzuschicken. Wir hatten auf der FRANCIS DRAKE diesen Notruf
tatsächlich erhalten, doch der Funkschreiber der VENETIA hatte
bis zu dem Zeitpunkt, da das Betäubungsgas wirksam wurde, keine
solche Sendung gespeichert.
Ich ließ den Funkschreiber schneller ablaufen, bis ein
Warnlicht eine Aufzeichnung signalisierte. Als ich auf Wiedergabe
schaltete, bekam ich genau jenen Notruf zu hören, den wir auf
der FRANCIS DRAKE empfangen hatten. Doch nach Bordzeit war dieser
Funkspruch erst um 13 Uhr 01 abgeschickt worden - also eine gute
halbe Stunde, nachdem die gesamte Mannschaft ausgeschaltet worden
war.
In dieser Zeitspanne hätte der Großteil der Ladung
bereits gelöscht sein können. Warum hatte Friendt erst so
spät um Hilfe gefunkt, und wieso konnte er zu diesem Zeitpunkt
noch als einziger bei Bewußtsein sein?
Auf diese Frage gab mir Oro Masut eine Antwort, die mich nicht
recht befriedigte. Er sagte:
“Es gibt nur die Erklärung, daß dieser verfluchte
Thor Pedo den Funkschreiber manipuliert hat, um Fürst Thomason
Friendt in den eigenen Reihen anzuschwärzen. Eine abscheuliche
Intrige, wenn Sie mich fragen, Sire.”
Bei diesem Stand der Dinge machte Tusin Randta eine sensationelle
Entdeckung. Er fand heraus, daß der Punkt nach dem zweiten B
der Initialen, die der Pirat auf das Instrumentenpult geschrieben
hatte, bei genauerem Hinsehen ein Pfeil war. Und der Pfeil war genau
auf eine Video-Kassette gemalt.
Wir legten die Kassette in das Abspielgerät ein. Gleich
darauf sahen wir den Kapitän der VENETIA in einer Projektion auf
dem Bildschirm. Er saß im Kommandantensitz. Auf seiner Stirn
perlte Schweiß, seine Hände klammerten sich an die
Konsole, daß seine Knöchel weiß hervortraten. Seine
Augen wanderten immer wieder eingeschüchtert zur Seite.
Plötzlich zuckte er zusammen, als hätte er einen
unsichtbaren Schlag erhalten, beleckte sich die Lippen mit der Zunge
und begann mit unsicherer, brüchiger Stimme zu sprechen:
“Ich, Fürst Thomason Friendt, Kapitän des
Freihändlerschiffs VENETIA, habe ein Geständnis abzulegen.
Ich gestehe, daß ich schon vor dem Flug nach Rofus ein Abkommen
mit dem Springerpatriarchen Zacharias TeRombaud getroffen habe.
Ich versprach, ihm die gesamte Gewürzladung kampflos zu
überlassen, wenn er den erzielten Gewinn mit mir teilt. Ich ...”
Es versagte dem Kapitän der VENETIA die Stimme. Wieder
blickte er ängstlich zur Seite, als fühle er sich von
jemandem neben sich bedroht. Doch auf dem Bildschirm war niemand
außer ihm zu sehen. Erst als Friendt wieder wie unter einem
unsichtbaren Schlag zusammenzuckte, fuhr er fort:
“Ich ... ich war es, der den Plan ausgearbeitet hat, wie die
Gewürzladung den Springern kampflos in die Hände zu spielen
wäre. Ich habe den Zeitplan erstellt und die Vorbereitungen
dafür getroffen, daß das Betäubungsgas um exakt 12
Uhr 29 zu wirken begann. Ich selbst habe mich allein in der
Funkzentrale eingeschlossen, angeblich um einen Notruf abzuschicken,
in Wirklichkeit, um unbemerkt eine Atemmaske tragen zu können,
bis alles vorbei war. Den Hilferuf habe ich erst abgeschickt, als
TeRombauds Leute die Fracht beinahe gelöscht hatten und ich
sicher sein konnte, daß kein Freihändlerschiff mehr
rechtzeitig eintreffen würde. Wenn alles vorbei gewesen wäre,
hätte ich den Funkschreiber so manipuliert, daß er den
Zeitpunkt für den Notruf mit 12 Uhr 29 angegeben hätte. Das
wollte ich tun, nachdem der letzte Springer von Bord der VENETIA
gegangen wäre. Und danach hätte ich mich von der
vergifteten Atmosphäre betäuben lassen. Doch noch bevor ich
dazu kam, tauchte dieser verfluchte Pirat an Bord auf. Er hat mich
unter Mordandrohung gezwungen, dieses Geständnis
Weitere Kostenlose Bücher