PR TB 205 Der Schrecken Der Freihandler
abzulegen ...”
“Was hältst du davon, Oro?” fragte ich meinen
Leibwächter.
“Ich bin aufs tiefste empört!” rief er, und er
gab seiner Empörung so stimmgewaltig Ausdruck, daß ich mir
die Ohren zuhalten mußte, um meine Trommelfelle zu schonen. Als
der Ertruser das sah, fuhr er gemäßigter fort: “Dieses
Bildband bestätigt nur meine erste Vermutung, daß dieser
schurkische Freibeuter einen unserer Fürsten in Mißkredit
bringen möchte. Und zudem glaubt er, auf diese Weise den
Überfall auch noch den Springern unterschieben zu können.
Aber darauf fallen Sie doch nicht herein, Sire?”
Ich konnte Oro Masuts Meinung, die übrigens auch die Meinung
aller meiner Männer war, nicht vorbehaltlos zustimmen. Aber ich
wollte auch noch nicht den Stab über einen wehrlosen
Freifahrerfürsten brechen.
“Kapitän Friendt wäre der einzige, der diese
Affäre aufklären könnte”, sagte ich deshalb.
“Aber leider steht er uns nicht zur Verfügung.”
“Ist doch klar, daß der Pirat ihn entführt hat,
damit wir von ihm nicht die Wahrheit erfahren können”,
behauptete mein Leibwächter.
Wir kehrten auf die FRANCIS DRAKE zurück. Nur Tusin Randta
blieb mit seinen fünfzig Männern als Befehlshaber auf der
VENETIA. Er sollte auf Rofus landen und versuchen, eine neue Ladung
Gewürze von den Ferronen zu bekommen. Wenn
ihm das gelang, würden wir wenigstens ohne Verlust
davonkommen.
Bevor ich die VENETIA verließ, gab ich Tusin Randta noch den
Auftrag, sich in der Handelsniederlassung von Rofus etwas umzuhören
und einige Nachforschungen über Thomason Friendt anzustellen.
Seine empörten Blicke verrieten mir, was er von diesem Auftrag
hielt, und er versprach, sein Bestes zu geben, um den Namen des
Kapitäns der VENETIA von jedem Makel reinzuwaschen. Mir konnte
es nur recht sein, wenn ihm das gelang.
Zurück auf der FRANCIS DRAKE erkundigte sich Oro Masut
hoffnungsvoll:
“Gehe ich richtig in der Annahme, daß wir nun doch
noch vor Jahreswechsel nach Olymp zurückkommen, Sire?”
“Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen”,
antwortete ich und ignorierte es, daß er mir in meinen Frack
helfen wollte. “Aber da ich Nachricht von Edelmann Randta
erwarte, werden wir noch etwas im Wegasystem ausharren müssen.
Ich habe auch schon eine Idee, wie wir uns die Zeit vertreiben
können. Wir werden dem vierzehnten Wegaplaneten einen Besuch
abstatten.”
Der Gedanke war mir spontan gekommen - und er überwältigte
mich. Ich erinnerte mich urplötzlich meines alten Freundes Walty
Klackton, der auf Rustoner eine Farm führte, und hatte auf
einmal den sehnlichen Wunsch, ihn nach so vielen Jahren zu besuchen.
Ich erinnerte mich nicht mehr genau, wie lange es her war, daß
ich ihn nicht gesehen hatte. Gleichzeitig schämte ich mich
etwas, daß ich mir nie die Zeit genommen hatte, diesen guten
alten Freund aufzusuchen.
“Aber was sollen wir auf Gol, diesem unwirtlichen
Giftgasriesen, Sire?” erkundigte sich Oro Masut.
“Ich meine nicht Gol, sondern Rustoner”, klärte
ich ihn auf. “Ich weiß, daß in manchen
Sternkatalogen Gol als vierzehnter Planet von Wega bezeichnet wird
und Rustoner als fünfzehnter. Das ist darauf zurückzuführen,
daß sich die Bahnen dieser beiden Planeten kreuzen und einmal
dieser, dann wieder der andere Wega näher ist. Aber neueste
Messungen haben ergeben, daß Rustoner im Perihel der Sonne
näher kommt als Gol. Darum kann man Rustoner zu Recht als den
vierzehnten Planeten bezeichnen.”
“Wenn schon”, gab Oro Masut nach. “Aber was
wollen Sie überhaupt auf Rustoner? Das ist eine USO-Bastion,
Sire! Wenn Sie dort in Ihrem Kostüm auftauchen, werden Sie
unliebsames Aufsehen erregen.”
“Wer spricht denn von Maskerade, Oro?” tat ich
erstaunt. “Wir beide werden Rustoner mit einem neutralen
Beiboot der FRANCIS DRAKE anfliegen und uns als Touristen ausgeben.
Das geht ganz ohne Risiko.”
Als wir mit dem Beiboot in die Atmosphäre von Rustoner
eintauchten, erlebte ich im Geist noch einmal die Abenteuer mit Walty
Klackton.
Die Erinnerung war auf einmal wieder so frisch in mir, als hätte
ich das alles erst gestern erlebt. Dabei lag es schon fünfzehn
Jahre zurück, und zu meiner Schande muß ich bekennen, daß
ich in dieser Zeit kaum einen Gedanken an diesen liebenswerten
Tolpatsch verschwendet hatte.
Die Bekanntschaft mit Walty war die vielleicht wichtigste Station
in meinem Leben. Damals, als Zehnjähriger, stand ich an einem
Wendepunkt. Ich war aufsässig, egoistisch und
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