PR TB 206 Die Energiefalle
wenig mit den Impulstriebwerken zu
arbeiten. Salita IV war eine Welt der Urlauber, die wenig davon
hielten, wenn sie in ihrem Heilschlaf von Düsenlärm
hochgeschreckt wurden.
Dann wurde es ganz still. Die Triebwerke wurden abgeschaltet.
Einen Sekundenbruchteil später berührten die Landebeine den
Boden. Ein Ruck ging durch das ganze Schiff. Irgendwo tief im Inneren
kreischte etwas, dann war Ruhe. Die Happy Star war auf Salita IV
gelandet.
Ganclar schnallte sich los. Sein Bündel mit seinen
Habseligkeiten lag griffbereit auf dem Boden, daneben stand der
Metallkoffer mit der Fotoausrüstung. Ganclar griff nach seinen
Habseligkeiten und verließ die Kabine. Er brauchte nur wenige
Meter zu gehen, um einen Antigravschacht zu erreichen, der ihn in die
Tiefe brachte. Ein Mitpassagier, ein Endneunziger, der auf Salita IV
wohl nach der verlorenen Jugend suchen wollte, grinste
verständnisvoll, als er Ganclar an sich vorbeihasten sah.
„Nicht so eilig, junger Mann!“ sagte er. „Salita
läuft Ihnen nicht weg.“
Der Antigrav brachte Ganclar zur Schleuse. Dort wartete bereits
der Kapitän auf ihn, ein vollbärtiges, trinkfestes
Individuum, dessen Ruppigkeit nur noch von seiner Habgier überboten
wurde.
„Unterschreiben Sie hier, daß wir Sie ordnungsgemäß
abgesetzt haben“, forderte er Ganclar auf.
„Ich unterschreibe gar nichts“, sagte er. „Ich
wünsche einen guten Tag und einen angenehmen Rückflug.“
Während der Kapitän seinen Zorn herunterwürgte,
schritt Ganclar die Gangway hinunter. Beinahe feierlich setzte er die
Füße voreinander, bis er den Boden des Planeten berührt
hatte.
Ein weiterer Schritt brachte ihn aus der klimatisierten Zone der
Schleuse heraus. Wie ein Faustschlag traf Ganclar die Hitze des
Planeten. Es war Sommer über diesem Teil von Salita IV. Bereits
nach wenigen Metern war Ganclar schweißdurchtränkt, und er
schnappte ziemlich heftig nach Luft.
Er hatte mit paradiesischem Klima gerechnet, und dieser
Hitzeschock traf ihn völlig überraschend. Ganclar sah ein,
daß er sich zunächst einmal an das Klima gewöhnen
mußte.
Außerdem brauchte er ein Hotelzimmer. Er wußte aus
Büchern - er wußte überhaupt sehr viel aus Büchern
-, daß es in Mora, der Hauptstadt des Planeten, einige
preiswerte Viertel gäbe, in denen man billige Unterkünfte
fände. Dort wollte Ganclar suchen.
Als erstes aber mußte er sein Gepäck loswerden. Mit dem
Bündel und dem keineswegs leichten Fotokoffer durch die
Gluthitze zu marschieren, war ein selbstmörderisches
Unterfangen. Obendrein war es auch noch Mittagszeit, fast senkrecht
brannte die Sonne auf die Straßen und Plätze herab. Die
Einwohner und die Erfahrenen unter den Touristen hatten sich ins
kühle Innere der Häuser zurückgezogen und überließen
es anderen, sich einen Hitzschlag zu holen.
Als Ganclar endlich den Kontrollturm erreicht hatte, war er völlig
erschöpft. Bei einem verständnisvoll grinsenden
Budenbesitzer kaufte sich Ganclar als erstes ein Erfrischungsgetränk;
als er den Preis hörte, begann er erneut zu schwitzen.
„Junge, Junge“, sagte Ganclar. „Eure Preise sind
ganz schön gesalzen!“
„Sommer“, sagte der Budenbesitzer. „Sommer,
Sonne, und dazu viele dumme und reiche Touristen. Ich wäre
blöde, würde ich weniger verlangen.“
Der Inhalt der Dose reichte kaum aus, den gröbsten Durst zu
löschen. Am liebsten hätte Ganclar eine zweite Dose
gekauft, aber in Anbetracht seiner schmalen Börse überlegte
er es sich anders.
„Kann ich hier irgendwo meinen Krempel abstellen?“
fragte er und deutete auf sein Gepäck. Der Budenbesitzer deutete
mit dem Daumen auf den Kontrollturm.
„Im Keller sind Gepäckfächer, groß und
billig. Es soll welche geben, die wohnen da, hehehehe.“
Ganclar fand den Witz nicht sehr gut, lachte aber freundlich. Er
stieg die Treppen hinunter und fand tatsächlich auch eine Reihe
Schließfächer. Ein paar Meter von ihm entfernt verstaute
ein schlanker, fast hagerer Mann einen metallenen Koffer in einem
Fach. Daß er sich dabei einige Male wie gehetzt umsah, erregte
Ganclars Interesse. Unwillkürlich merkte er sich das Gesicht.
Der Fremde verschwand, nachdem er seinen Koffer in einem der
Fächer untergebracht hatte. Ganclar, der sich wieder seinen
eigenen Problemen zuwandte, brachte sein Gepäck in einem Fach
unter, schloß ab und verstaute den Schlüssel in dem
ledernen Brustbeutel.
Er wußte, daß Salita IV nicht nur ein Treffpunkt der
Touristen aus der halben Galaxis war;
Weitere Kostenlose Bücher