PR TB 206 Die Energiefalle
über?“
„Warten“, sagte Dave. „Darauf, daß etwas
passiert, oder darauf, daß nichts passiert. Du wirst genug
damit zu tun haben, dir tagsüber ein schattiges Plätzchen
zu suchen. Die Sonne knallt ganz schön herunter auf die Treppe.“
„Vorsicht“, sagte Bennet.
In der Ferne, auf dem obersten Absatz der breiten, geschwungenen
Treppe, tauchte ein Uniformierter auf. Ein Polizeibeamter.
„Nur ein Nachtwächter“, sagte Mac. „Lästig,
aber nicht gefährlich. Mit denen kann man reden. Mit der
Stadtpolizei schon weniger, das sind rabiate Burschen. Und wenn du
einen vom Überfallkommando siehst - dann sieh zu, daß du
verschwindest. Vor denen hat hier jeder Angst, das sind ganz harte
Burschen.“
Ganclar dankte mit einer angedeuteten Verbeugung für den Tip,
obwohl er für ihn wertlos war. Er brauchte sich vor keiner
Polizei zu verstecken.
„Bennet haben sie schon einmal erwischt“, berichtete
Mac. „Wegen... aber das tut nichts zur Sache.“
Ganclar war nicht entgangen, wie Bennet ganz schnell und drohend
die Augen zusammengekniffen hatte, um so Mac in seinem Redefluß
zu stoppen.
Er sah auch, wie Vat die Arme um den Leib legte und sich ein wenig
krümmte. „Magenschmerzen?“ fragte er. Das Mädchen
schüttelte den Kopf.
„Hunger“, sagte sie dumpf. Dem Akzent nach kam sie von
der Erde. Quart, dieser Bursche, hat versprochen, mir etwas
mitzubringen, und jetzt kommt er nicht.“
„Er hat ihr einen Schokoriegel versprochen“, sagte Mac
grinsend. „Und für Schokoriegel tut Vat alles.“
„Grrr!“ machte Vat.
„Legt zusammen, Leute“, bestimmte Bennet. „Wir
brauchen noch etwas zu trinken. Der Tag hat gerade erst angefangen.
Kannst du eine Mini-Positronik gebrauchen? Erstklassiger Zustand,
ganz neu.“
„Besten Dank“, sagte Ganclar, der ahnte, wie Bennet in
den Besitz der Positronik gekommen war. „Ich mag keine
Maschinen, die schlauer sind als ich.“
Er beteiligte sich an der Geldsammlung, die genügend
erbrachte, um ein halbes Dutzend Flaschen Bier zu besorgen. Mac sah
Ganclar fragend an, der nickte und stand auf.
„Du kannst bei uns bleiben“, sagte Mac. „Wenn du
willst, natürlich. Wir zwingen niemand.“
„Wie komme ich zu der Ehre?“ fragte Ganclar. Auf sehr
seltsame Weise fühlte er sich von diesem Angebot geschmeichelt.
Was hätten seine Eltern wohl zu diesem Haufen gesagt?
Bennet war vorbestraft, Mac war, wie er berichtete, der USO
davongelaufen und hatte dabei eine Kasse mitgehen lassen. Vat hat
ihre Personalpapiere verloren... der ganze Haufen hatte Grund genug,
sich vor der Polizei in acht zu nehmen.
Mac besorgte das Bier in der Bar. Er konnte mit der Frau an der
Kasse gut umgehen, er bekam sogar einen Öffner geschenkt.
Ganclar deutete auf eine Packung mit Schokoladenriegeln und hielt
zwei Finger in die Höhe.
Mac sagte nichts. Sie schleppten das Bier die Treppe hinauf,
vorbei an Giorgios leerem Schlafsack.
„Hat der keine Angst, daß ihm jemand das Ding klaut?“
fragte Ganclar.
„Nicht auf der Treppe“, sagte Mac. „Nicht wenn
du dazugehörst. Normalerweise kannst du hier in zwei Minuten
alles verlieren. Es gibt hier ein paar ganz ausgekochte Burschen,
Einheimische, die klauen, und Zugereiste, die dir den Schädel
einschlagen - aber hier bist du sicher.“
Völlig sicher fühlte sich Ganclar nicht. Die
Spielregeln, nach denen das Leben auf der Treppe ablief, kannte er
nicht gut genug - er bemerkte nur zu seinem Erstaunen, daß
dieses Leben plötzlich auf ihn einen geheimen Reiz ausübte.
Er nahm sich vor, von dem Angebot Gebrauch zu machen.
Mac sagte nichts, auch nicht, als Ganclar beiläufig die
Schokoladenriegel Vat zuspielte. Die einzige Reaktion bestand in
einem freundlichen „Danke“, die Gruppe nahm davon keine
Notiz.
„Kann man hier arbeiten?“ fragte Ganclar. „Wenn
man Geld braucht...“
„Es gibt Möglichkeiten“, sagte Bennet. „Du
kannst die Antis besuchen.“
Ganclar riß die Augen auf.
„Warum nicht? Du gehst hin, sagst, du hättest Hunger,
und sie geben dir etwas zu essen. Auf Salita machen sie auf
hilfsbereit, weißt du. Ein paar Wochen kannst du dich auf diese
Weise durchschlagen - aber versuche es niemals zweimal bei der
gleichen Station. So blöde sind die Anti-Priester nun auch
wieder nicht.“
„Du kannst auch Leder schnitzen, wie Tullar“, setzte
Mac fort. „Er ist ebenfalls desertiert. Morgen kannst du ihn
sehen, er verkauft oben auf dem ersten Absatz unter der Kirche.“
„Und es gibt eine
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