PR TB 206 Die Energiefalle
mich nicht nach den technischen
Einzelheiten. Ihr sollt in den Palast hineingehen.“
Die sechs sahen sich an.
„Völlig harmlos“, sagte der Glatzkopf. „Hier
sollen schließlich täglich ein paar tausend Menschen
ankommen.“
Ganclar zuckte mit den Schultern. Warum nicht, sagte er sich.
Langsam ging er auf den kristallenen Palast zu, der in der Sonne
glitzerte. Im Näherkommen schien der Palast zu wachsen. Es war
ein Gebilde, dessen Pracht und Schönheit unvorbereiteten
Besuchern den Atem verschlagen konnte.
Die Musik aus dem Innern des Palasts wurde lauter und lockender.
Unmittelbar neben dem Eingang blieb Ganclar stehen. Er streckte sehr
vorsichtig die Hand nach einem der Türflügel aus.
Er bekam etwas zu spüren, kühles Metall unter seinen
Händen, die Form des Reliefs auf den Türen. Echter konnte
eine Projektion nicht wirken.
Ganclar wartete, bis die anderen aufgeschlossen hatten.
Dann erst betrat er das Innere des Palasts.
Der erste Eindruck war an Wirksamkeit nicht zu übertreffen.
Er ließ sich mit zwei Worten beschreiben: Größe und
Kühle.
Die Halle war gigantisch, eine hochgewölbte, riesenhafte
Kuppel, mindestens fünfzig Meter hoch. Still war es in der
Kuppelhalle und kühl. Es war nicht zuletzt diese
Temperaturdifferenz, die ein fast greifbares Gefühl der
Erhabenheit erzeugte, einen packenden Kontrast zur flimmernden Hitze
der Außenwelt.
Wieder erklang die Musik, getragen, feierlich, aus großer
Ferne. Ganclar kannte sich auf diesem Gebiet aus, aber einen
ähnlichen Klang hatte er noch nie gehört. Ihm entging
allerdings nicht, daß der Komponist bevorzugt jene Töne
verwendet hatte, deren tiefe, manchmal nicht hörbare, aber
spürbare Frequenzen psychologisch besonders wirkungsvoll waren.
„Märchenhaft“, murmelte Vat und drängte sich
an Ganclars Seite.
Ganclar war sich der Tatsache bewußt, daß all dies
eine Täuschung der Sinne war. Vermutlich wurde dieses kleine
technische Wunder von den Projektoren bewirkt, die die Gruppe in den
letzten Tagen montiert hatte. Es hatte sich gelohnt, diese Arbeit zu
übernehmen.
„Gehen wir weiter?“ fragte Vat.
Hinter der Halle gab es eine kunstvoll ausgeführte Treppe,
die hinaufzusteigen ein wahrer Genuß war.
Ganclars Blick wanderte über die Ausstattung der
Räumlichkeiten, über Teppiche, Wandgemälde,
Tapisserien, Schnitzwerk, Skulpturen. In jedem Winkel standen
Kostbarkeiten, wie sie in dieser Massierung auf keiner anderen Welt
jemals anzutreffen waren. In der Mehrzahl handelte es sich um Stücke,
deren künstlerischer Wert ebenso unumstritten war wie ihre
Attraktivität für das breite Publikum. Die Erbauer des
Palasts hatten an alles gedacht.
Es gab Wegweiser in dem Palast, der bei einer Ausdehnung von fast
neun Quadratkilometern viel Platz bot. Ganclar und Vat entschieden
sich dafür, der Musik nachzugehen.
Die Mosaikfußböden, über die sie dabei schritten,
waren von unvorstellbarer Kostbarkeit, man konnte glauben, sie
bestünden ausschließlich aus Edelsteinen und erlesenem
Marmor. Das Mobiliar stellte einen Streifzug durch die Geschichte der
Galaxis dar, sorgsam auf den Stil der einzelnen Räume
abgestimmt.
Ganclar merkte irgendwann, daß die anderen außer
Sichtweite gekommen waren, aber dann vergaß er den Gedanken. Er
gab sich ganz der Pracht seiner Umgebung hin.
Sie erreichten den Konzertsaal. Ein kleines Orchester spielte,
gekleidet in Kostüme des Rokoko. Auch hier war der Komponist
unbekannt, aber würdig, den größten Meistern an die
Seite gestellt zu werden. Ein paar Minuten lang blieben Vat und
Ganclar Hand in Hand stehen, um der Musik zuzuhören, dann gingen
sie weiter.
Sie kamen an einem Fenster vorbei. Ganclar streckte die Hand aus
und öffnete das Fenster. Es führte hinaus in einen Garten,
den schönsten, den Ganclar jemals zu Gesicht bekommen hatte.
Über den Beeten, die von der Hand eines Meisters arrangiert
worden waren, hing ein Duft unbeschreiblicher Süße.
Ganclar, immer und überall ein wenig mißtrauisch,
überprüfte sich selbst. Er wußte, daß alles,
was er sah und erlebte, der Arbeit von Projektoren zu verdanken war.
Solange er sich des illusorischen Charakters dieser verzauberten
Umgebung bewußt blieb, sah er in einem Spaziergang in dieser
Wunderwelt keinerlei Risiko. Im Gegenteil, da er wußte, daß
er die Sache unter Kontrolle hatte, wuchs der Genuß an der
Vollkommenheit der Illusion.
Jetzt verstand Ganclar auch den Mut des Unternehmers, der diese
Anlage hatte bauen lassen. Parks
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