PR TB 207 Das Westrak Komplott
hier? Hundert Millionen, zweihundert?“
„Dreieinhalb Milliarden“, antwortete Louisa kühl.
Das Gespräch kam in Gang. Aus irgendeinem Grund, den Louisa
nicht zu erraten vermochte, schien Rik Cernan ernsthaft daran
interessiert, eine der staatlichen Cerebrit-Fabriken zu verkaufen.
Über den Kaufpreis wurde vorerst noch nicht verhandelt. Dagegen
erbot sich Cernan, der Maklerin und dem Grafen Laton eine Erlaubnis
zur Besichtigung mehrerer Fabriken zu erwirken. Er legte Wert auf die
Feststellung, daß eine Besichtigung nur in entsprechender
Begleitung vorgenommen werden könne, wogegen seine beiden
Gesprächspartner keinen Einwand erhoben.
Die Unterredung dauerte vierzig Minuten. Cernan wirkte zufrieden.
„Sie werden in Kürze von mir hören.“ Er war
aufgestanden. „Eine solche Sache sollte man nicht auf die lange
Bank schieben, ich bin sicher, daß Sie mir da zustimmen.“
„Exzellenz, darf ich Sie noch eine Minute lang aufhalten?“
fragte in diesem Augenblick Humbert, der ansonsten zur Unterhaltung
bisher recht wenig beigetragen hatte.
Rik Cernan musterte ihn verwundert.
„Sicherlich. Was kann ich für Sie tun?“
„Jetzt, daß Sie mir ein derart unglaublicher und
glücklicher Zufall in den Weg geführt hat“, sagte
Humbert mit verlegenem Lächeln, „möchte ich mir die
Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich bin erst in zweiter Linie
wegen unserer Investition auf
Westrak. Ein naher Verwandter meinerseits ist hier vor kurzem
unter merkwürdigen Umständen zu Tode gekommen. Sie,
Exzellenz, sind der letzte, der ihn lebend gesehen hat. Könnte
ich Sie dazu bewegen, mir einen kurzen Abriß dieser letzten
Begegnung zu geben?“
Cernans Blick war feindselig.
„Ich weiß wirklich nicht, was das...“
Humbert erhob sich ebenfalls. Er überragte den Präsidenten
von Westrak um anderthalb Haupteslängen.
„Ich spreche von meinem Onkel, Dscho Ingram“, sagte
er.
„Im ersten Augenblick war er entrüstet, hielt meinen
Vorstoß wahrscheinlich für eine Unverschämtheit“,
sagte Humbert. „Aber dann wurde er bald freundlich, auf eine
kummervolle Art, möchte man sagen. Es sieht so aus, als ob er
Dscho Ingram wirklich vermißte.“
„Weiß er etwas über die Hintergründe?“
erkundigte sich Langlon Brak.
„Nein. Die beiden hatten ein längeres Gespräch,
dann kehrte Ingram zu seinem Hotel zurück. Sein Plan war, am
darauffolgenden Tag nach Ambra zu fliegen. Eine weitere Begegnung mit
Cernan war offenbar nicht vorgesehen.“
Humbert befand sich inzwischen wieder in seinem eigenen Quartier.
Das Gespräch, an dem auch Louisa teilnahm, wurde in der üblichen
Weise über den gesperrten Kanal geführt.
„Äußerte sich Cernan über den Inhalt des
Gesprächs?“
„Sehr bereitwillig sogar. Es scheint, er und Ingram sind an
jenem Nachmittag einander in die Haare geraten. Ingram machte ihm
Vorwürfe wegen seiner hartnäckigen Weigerung, demokratische
Wahlen anzuberaumen. Er befürchtete, es werde zu ausgedehnten
Unruhen, vielleicht sogar zur Revolution kommen. Cernan wollte davon
nichts hören. Auch mir gegenüber bezeichnete er Braird
Hillebran als einen großmäuligen Hohlkopf, der sich zum
Gespött der Welt mache, wenn er wirklich ernsthaft zum Aufstand
antreten wolle.“
„Kein Wort darüber, daß Ingram nicht auf dem Damm
war?“
„Kein einziges. Im Gegenteil, Cernan meinte, er sei so
springlebendig wie immer gewesen.“
„Und jetzt zum ernsteren Teil.“ Langlon Brak seufzte.
„Hat Cernan Lunte gerochen?“
„Ich glaube nicht, Langlon“, antwortete Louisa,
„wenigstens nicht in der Art, wie wir es befürchteten. Ich
habe ihn während der Unterhaltung mit Humbert sorgfältig
beobachtet. Ich glaube, er vermutet, daß Humbert sich deswegen
an mich heranmachte, weil er hoffte, auf diese Weise Rik Cernan zu
begegnen. Für so mißtrauisch halte ich ihn schon. Aber daß
er unser ganzes Spiel für Mache hält, nehme ich nicht an.
Besonders dann nicht mehr, wenn er Erkundigungen über Galactic
Investments einzieht und dabei erfährt, daß alles seine
Richtigkeit hat.“ „Dank Cromwell Shliffers unermüdlichem
Spionieren, Intrigen, Bestechen und Erpressen“, nickte Langlon.
Er wandte sich an Humbert. „Also gut, was spricht das Labor der
terranischen Botschaft?“
Der Graf verzog das Gesicht.
„Nichts von Bedeutung. Die Gewebeprobe gibt keinen Aufschluß
über die Todesursache. Herzversagen ist also nicht
ausgeschlossen. Das einzig Ungewöhnliche ist eine unüblich
hohe Konzentration an
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