PR TB 207 Das Westrak Komplott
Methämoglobin. Man möchte an eine
Vergiftung glauben, eine Hypoxie, aber so hoch ist die Konzentration
nun auch wieder nicht.“
Langlon blickte nachdenklich vor sich hin. Die Erwähnung von
Methämoglobin, einer inerten, nicht zum Sauerstofftransport
befähigten Variante des herkömmlichen Oxyhämoglobin,
hatte irgendwo tief in seiner Erinnerung eine Saite anklingen lassen.
Er durchsuchte sein Gedächtnis bis in den hintersten Winkel.
Aber die gewünschte Information fand er nirgendwo.
„Das scheint dich erschüttert zu haben“, sagte
Humbert spöttisch.
Langlon schüttelte den Kopf. „Nein. Es war mir, als
müsse mir jeden Augenblick etwas einfallen. Aber es ist...“
Er unterbrach sich, als ihm plötzlich ein Gedanke kam. „Bitte
das Labor um eine Relaxationsstudie“, trug er Humbert auf.
„Du meinst, der Methämoglobingehalt ist veränderlich?“
fragte der Graf erstaunt.
„Es ist nur so eine Idee“, meinte Langlon.
Von Zeit zu Zeit hatte Svar Nikol außerhalb des
Präsidialamts zu tun. Für einen Vertrauten des Präsidenten
war dies nicht außergewöhnlich. Auch hatten mancherlei
Aktivitäten mit delikaten Dingen zu tun, so daß Nikol
darauf achtete, daß man über sein Kommen und Gehen nicht
allzu genau Buch führte; vor allem, daß ihm keiner folgte,
hätte niemand verwundert. Eine Art von Gang unternahm Svar Nikol
jedoch in unregelmäßigen Abständen von jeweils acht
bis fünfzehn Tagen, bei dem er seine Vorsichtsmaßnahmen zu
übertreiben schien. Wäre jemand hinter ihm hergeschlichen,
was natürlich eben aufgrund dieser Maßnahmen so gut wie
unmöglich war, dann hätte er bemerkt, daß Nikol
unterwegs ein halbes dutzendmal Station machte, gewöhnlich in
Kommunikationszellen, in privaten Informationsständen, aber auch
an weniger intellektuellen Orten, und daß sich jedesmal, wenn
er aus der Zelle, dem Stand oder dem Ort, wie immer man ihn auch
nennen mochte, sein Aussehen um ein Erkleckliches verändert
hatte, so daß er nach der letzten Station dem Mann, der sich
vom Präsidialamt auf den Weg gemacht hatte, in keiner Weise mehr
glich. Es war klar, daß Svar Nikol an vielen Stellen
Maskenteile und Verkleidungsutensilien versteckt hatte, deren er sich
auf dem Weg zu seinem geheimnisvollen Ziel bediente, um seine
Identität zu verbergen. Sein heimlicher Verfolger hätte ihn
schließlich ein letztes Mal in einer Zelle oder einem Stand
verschwinden sehen, und damit wäre die Verfolgung auch zu Ende
gewesen; denn aus dieser Station tauchte Nikol nicht mehr auf. Er
verschwand einfach. Daß die Zelle oder der Stand einen zweiten,
geheimen Ausgang haben müsse, lag auf der Hand. Aber diese
Kenntnis nützte dem, der hatte herausfinden wollen, wohin Nikol
sich begab, nur mehr wenig.
Wie man es erwartet hätte, war sein Ziel, wenigstens in
geographischer Hinsicht, nicht immer dasselbe. An diesem Tag begab er
sich in ein turmhohes Appartementgebäude am Nordostrand der
Stadt, glitt durch den Antigravschacht bis zur 34. Etage hinauf und
betrat dort eine Privatwohnung. Im Wohnzimmer erwartete ihn ein Mann
mittleren Alters, hager, jedoch nicht besonders groß, mit einem
dichten schwarzen Haarschopf, dessen Ausläufer ihm bis auf die
Schultern fielen.
„Ich habe deinen Ruf erhalten, Braird Hillebran“,
sagte Svar Nikol. „Die Angelegenheit muß wichtig sein, da
du mich so bald schon wieder bestellst.“
Hillebran, der Revolutionär, lächelte spöttisch.
„Der Vertraute des Präsidenten, pünktlich wie
immer. Ich danke dir, daß du gekommen bist. Du hast recht. Es
gibt Wichtiges. Der alte Mann hat heute morgen einen Besuch im Darien
Plaza abgestattet.“
„Ich weiß“, nickte Svar Nikol.
„Er hat dort mit einer jungen Frau gesprochen, die
beabsichtigt, eine Cerebrit-Fabrik zu kaufen. Er hat außerdem,
in derselben Suite, mit einem Mann gesprochen, der Auskunft über
Dscho Ingrams Tod haben wollte.“
Nikol verbarg seine Überraschung nicht.
„Woher weißt du das?“
„Das ist keine besonders intelligente Frage“,
erwiderte Hillebran nicht ohne Schärfe. „Wir wissen stets
alles über den alten Mann. Wir haben direkten Zugriff.“
„In Ordnung. Also?“
„Ich will wissen, wer die beiden sind. In diesem Stadium der
Entwicklung können wir uns keine einzige Unvorsichtigkeit mehr
leisten. Das letzte, was wir jetzt brauchen, ist, daß die Liga
ihre Nase in unsere Geschäfte steckt.“
„Du hast Grund, das zu vermuten?“
„Ich vermute überhaupt nichts. Ich will mich absichern.
Ich
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