PR TB 207 Das Westrak Komplott
Tieren. Langlon hatte keine Zeit,
sie in Augenschein zu nehmen. Er sah nur, daß sie breite,
unförmige Schädel besaßen und hinten niedriger waren
als vorne. Sie waren nach der Art terranischer Reitpferde aufgezäumt,
und der Sattel trug der eigenartigen Körperform Rechnung: er
besaß eine hohe Rückenlehne, so daß der Reiter nicht
nach hinten herabrutschen konnte.
Viley hielt Langlon den Steigbügel. Er schwang sich auf den
Rücken des Tieres. Der Rister gab einen halblauten, grunzenden
Laut von sich. Die anderen Reiter waren ebenfalls aufgesessen. Viley
schnalzte laut, und ab ging die Jagd.
„Halt dich fest, um Gottes willen!“ rief Humbert.
Langlon hielt dies zunächst für eine ziemlich
überflüssige Mahnung, denn er war ein guter Reiter, und der
Graf wußte das. Die Tiere fielen in eine Art holprigen Galopp.
Aber nach fünf oder sechs Schritten fühlte er sich mit
einemmal hart und tief in den Sattel gepreßt, und staunenden
Blickes gewahrte er, wie die Landschaft unter ihm versank. Der Sprung
trug den Rister fast dreißig Meter weit, und als er aufsetzte,
da wurde Langlon so hart nach vorne geschleudert, daß er um ein
Haar den Halt verloren hätte.
Von da an wußte er sich in acht zu nehmen. Die Rister
galoppierten ein paar Schritte, dann sprangen sie. Das war eine
ungemein rasche Art der Fortbewegung, aber sie strapazierte den Magen
und das Rückgrat des Reiters. Langlon fühlte sich halbwegs
wie gerädert, als sie endlich das Wäldchen erreichten, in
dem das Fahrzeug versteckt war. In der Zwischenzeit hatte er kaum
Gelegenheit gehabt, auf das zu achten, was in ihrem Rücken
vorging. Als er sich jetzt umwandte, sah er Dutzende von
Suchscheinwerfern durch das milchige Halbdunkel der Nacht spielen,
mehrere Kilometer in südlicher Richtung entfernt.
Der Anblick des Gleiters erregte sein Staunen. Das Fahrzeug hatte
einen Anbau erhalten, eine langgestreckte, metallene Plattform, die
mit primitiven Mitteln befestigt
war und auf ihrer Oberfläche eine Art hölzernen Zauns
trug. Humbert bemerkte seinen überraschten Blick.
„Wie sonst hätten wir die Rister befördern
sollen?“ fragte er. „Ich sage dir, das war eine Fahrt!
Viley saß hinten bei den Tieren, um sie zu beruhigen. Aber der
Gleiter bockte trotzdem wie ein kleines Boot im Sturm. Wir brauchten
drei Stunden für eine Strecke, die das Ding notfalls in zehn
Minuten schaffen könnte.“
Langlon nickte. „Was jetzt?“ wollte er wissen.
„Den Anbau brauchen wir nicht mehr. Viley läßt
die Rister frei, nachdem er sie abgezäumt hat. Und wir nehmen
Anoui-Vans Spur auf.“
„Du weißt womöglich, wohin er sich gewandt hat?“
„Nein“, bekannte der Graf ein wenig betroffen.
„Wir müssen die Lage bedenken“, sagte Louisa, die
bis jetzt noch kein Wort gesprochen hatte. „In wenig mehr als
zwei Stunden landen die Pertarer, dann ist Anoui-Van sicher. Er
könnte mit seinem Fahrzeug einfach kreuzen. Aber er weiß
nicht, wie stark wir sind, und solange er sich in der Luft aufhält,
kann er geortet werden. Er wird sich nach meiner Ansicht also ein
Versteck suchen.“
„Wo?“ fragte Langlon.
„Er wird in der Nähe bleiben wollen. Also kommt
entweder das Haus in Frage, das Dscho Ingram bewohnt hat - aber
dorthin würde er sich nicht wenden. Er muß denken, daß
das Haus auch das erste Ziel seiner Verfolger sein würde. Oder -
Vileys Hütte! Er weiß, daß sie leer steht.“
Viley hatte inzwischen die Tiere abgezäumt und das Zaumzeug
in den Gleiter geworfen. Humbert half ihm bei der Demontage des
Schleppgestells.
„Das ist einen Versuch wert“, entschied Langlon. „Wir
haben ohnehin kaum mehr etwas zu verlieren.“
Louisa trat näher an ihn heran.
„Du hast gehört, was dort im Kontrollkomplex vorging,
nicht wahr“, sagte sie halblaut, als fürchte sie einen
Lauscher. „Das waren mehr als nur die Schritte eines Wesens.“
Langlon nickte.
„Eindeutig. Außerdem hörte ich eine Stimme etwas
zischen. Entweder führt Anoui-Van Selbstgespräche, oder -
oder ich weiß mit einemmal, wie sich die ganze Sache
zusammenreimt.“
„Ja“, sagte Louisa. „Und mir ist klar, warum mir
die Regierung von Westrak so bereitwillig eine Cerebrit-Fabrik
verkaufen wollte.“
Aus den Fenstern fiel mattes Licht, und das fremdartige Fahrzeug
stand im Schatten des Hauses. Die vier hatten ihren Gleiter auf der
Lichtung abgestellt, auf der die Soleft-Spezialisten vor fünfeinhalb
Tagen gelandet waren, und sich durch den Dschungel bis zur
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