PR TB 208 Welt Am Abgrund
bei allen Städten zugleich
sein.« Ras sah die Jäger ernst an. »Ich hatte Zeit,
nach einigen Niederlassungen zu suchen. Alle Außenposten, die
ich fand, waren niedergebrannt.«
»Wir hatten nichts anderes erwartet«, sagte Sharla
tonlos.
»Allerdings haben wir vielleicht doch noch eine Chance.
Vielleicht genügt ein Auftritt, um alle Mooner in den Dschungel
zurückzutreiben.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Stace.
»Ich begab mich unter die Wilden. Es sah aus, als schliefen
sie nur, aber selbst mit Fußtritten hätte ich sie nicht
aufwecken können. Was ist wirklich mit ihnen los?«
»Das weiß niemand. Sobald die Sonne aufgeht, fallen
sie in diese Starre.« Maccabor lachte rauh. Immer wieder sah er
nach unten. »Sie haben noch keinen von uns an sich
herangelassen, um sie zu untersuchen.«
»Aber sie sind hilflos, wenn sie schlafen. oder erstarrt
sind.«
»Wer klug ist, bleibt auch dann aus ihrer Nähe.«
Maccabor winkte ab. Das war kein Thema für ihn. »Was
meintest du mit einer Chance?«
»Ich konnte mich ungefährdet zwischen ihnen bewegen und
sah mir ihre Priester an - und ihre Funkgeräte. Es sind einfache
kleine Handsprechgeräte, aber mit großer Reichweite. Und
es werden zwei Kanäle benutzt. Die >Götter< haben sie
deutlich markiert. Über einen sprechen sie zu ihnen, und über
den anderen.«
»Untereinander?« Stace richtete sich auf. »Du
meinst, daß alle Priester untereinander Kontakt haben?«
»Alle, die ein Funkgerät besitzen, und das ist bei
jeder Gruppe mindestens einer.«
Stace und Sharla blickten sich an. Maccabor lachte irr.
»Das ist unfaßbar! Wilde, Bestien, die sich per Funk
über viele Kilometer hinweg verständigen. Vielleicht haben
wir uns getäuscht. Vielleicht sind sie die intelligenten
Bewohner dieser Welt.«
»Dein Sarkasmus bringt uns nicht weiter. Sie werden sich
absprechen, bevor sie angreifen. Die Geräte sind für sie
Zauberkästen, die sie samt
Bedienungsanleitung von ihren vermeintlichen Göttern bekamen,
und was sie damit tun, ist für sie nicht schwieriger, als eine
Banane zu schälen. Du brauchst mir nicht zu sagen, daß es
auf Doomsday keine Bananen gibt.«
»Es gibt sie. Nur wachsen sie nicht auf Bäumen, sondern
im Boden. Sie sind eine Delikatesse.«
»Oh«, sagte Ras grinsend. »Dann sollte ich wohl
ein paar von ihnen für einen Freund mitnehmen.«
»Wenn dein Freund der ist, den ich jetzt meine, dann könnten
wir ihn verdammt gut gebrauchen. Ras, du mußt deiner Sache
verdammt sicher sein, wenn du Witze machst.«
Die Verärgerung des Jägers war nicht zu überhören.
Auch Sharla sah Tschubai ungeduldig und gereizt an.
»Wenn meine Vermutung richtig ist, brauche ich nur einer
einzigen Gruppe zu erscheinen, allerdings mit dir, Stace, denn ich
kann kaum zu ihnen sprechen. Der Priester wird das Erscheinen von
zwei >Göttern< an seine Kollegen weitermelden. Gesetzt den
Fall, daß Sortsch und Sherman Erfolg hatten, werden sie die
Stimmen ihrer Götter nicht mehr hören, dafür aber die
des Regenten. Sie werden glauben müssen, daß sich Götter
und Menschen gegen sie verbündet haben.«
»Ich verstehe«, sagte Maccabor. »Es könnte
klappen - wenn deine Freunde Glück gehabt haben. Warum
teleportierst du nicht noch einmal in den Palast?«
Ras zögerte. Dann schüttelte er den Kopf.
»Es wird gleich zu dämmern beginnen, und ich muß
hier sein, wenn die Mooner erwachen. Noch einmal will ich mein Glück
nicht herausfordern. Eine einzige Wache, die zufällig die Waffe
in die richtige Richtung hält und einen schnellen Finger hat,
wenn ich materialisiere.«
Maccabor verstand.
»Wann werden wir springen?« fragte er.
»Sobald sie die Trommeln zu schlagen beginnen.«
Maccabor schwieg. Sharla kroch auf ihn zu und legte den Kopf gegen
seine Brust.
Sie hatten Angst. Sie versuchten, sie nicht zu zeigen, sich
gegenseitig Mut zu machen. Aber sie saß in ihnen, bohrend und
quälend.
Ras hätte ihnen einen Teil dieser Angst nehmen können.
Er hätte ihnen sagen können, daß er von E'Cuuna
selbst über Armbandfunk angerufen worden war, nachdem die
ZGU-Agenten im Palast enttarnt und getötet worden waren. Daß
E'Cuuna die Lage im Palast voll im Griff hatte und alle, die mit den
Agenten kooperiert hatten, in sicherem Gewahrsam waren. Daß er
sich mit dem Regenten abgesprochen hatte.
Er tat es nicht, weil er vermeiden wollte, daß Stace und
Sharla im entscheidenden Augenblick übermütig wurden.
Zuviel stand auf dem Spiel.
Immer wieder ertappte er sich dabei,
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