PR TB 209 Saboteure Wider Willen
»Carilda, du und ich sind
keine normalen Menschen.« Er kicherte, weil er sich als Mensch
bezeichnet hatte. »Es gibt wohl niemanden, der so uneigennützig
handelt wie wir. Folglich wirdjemand, der über die Möglichkeiten
unseres Unbekannten verfügt, schon bemerkt haben, dass er
schneller reich wird, wenn er seine Möglichkeiten für
ungesetzliche Handlungen missbraucht.«
»Du übertreibst!« erregte sich Kyron. »Ich
kenne viele Menschen, die ebenfalls uneigennützig handeln.«
»Gewiss, diese Leute sind aber dennoch anders als wir«,
erwiderte Earny. »Ich findejedoch, dass wir uns später um
eine Identifizierung des Unbekannten bemühen sollten. Wir haben
zwei Probleme, die dringlicher sind.«
Kyron nickte.
»Einverstanden. Kümmern wir uns darum, ob Carilda in
der Sabotageangelegenheit etwas herausgefunden hat, bei dem wir
ansetzen können.«
Es dauerte fast drei Stunden, bis Kyron Barrakun und Earny nach
zahllosen Visiphongesprächen herausfanden, dass ihre Partnerin
spurlos verschwunden war.
Das heißt, es gab eine Spur, die sich anhand ihrer
Nachforschungen und Gespräche mit anderen Menschen verfolgen
ließ. Doch diese Spur brach ab, nachdem Carilda im Terranischen
Institut für Para-Phänomene mit dem Para-Ingenieur Ednor
Cavasell gesprochen hatte. Niemand hatte sie nach dieser Unterredung
das Institut verlassen sehen - und deshalb musste sie sich eigentlich
noch dort befinden, da jede Person, die das Institut betrat oder
verließ, von den Robotkontrollen der Türen photographiert
und schwingungsmäßig registriert wurde.
Doch obwohl Kyron Barrakun veranlasste, dass Carilda über die
Rundrufanlage des Instituts mehrmals aufgerufen und zum Visiphon
gebeten wurde, meldete sie sich nicht.
»Das begreife ich nicht«, sagte Kyron. »Wenn
Carilda noch dort ist, kann sie sich doch melden.«
»Wäre sie noch dort, hätte sie sich gemeldet«,
erwiderte Earny.
»Aber sie kann das Institut nicht verlassen haben!«
entgegnete Kyron. »Es sei denn, die Robotkontrollen hätten
versagt. Ich spreche noch einmal mit Cavasell.«
Er stellte die Visiphonverbindung zum Institut her und ließ
sich mit Ednor Cavasells Anschluss verbinden.
Das Gesicht des Para-Ingenieurs verriet Verärgerung.
»Ich wollte gerade mit einem wichtigen Versuch anfangen,
Mister Barrakun«, erklärte er.
»Bitte, entschuldigen Sie!« sagte Kyron. »Ich
werde mich kurz fassen. Worüber hat meine Partnerin mit Ihnen
gesprochen?«
»Sie wollte wissen, ob es möglich wäre, dass eine
psionisch begabte Person über das stellare und interstellare
Kommunikationsnetz einer erheblichen Anzahl anderer Personen
unterschiedlicher Volkszugehörigkeit Suggestivbefehle erteilt,
die erst mit großer zeitlicher Verzögerung wirken.«
»Ich verstehe«, erwiderte Kyron. »Meine
Partnerin dachte offenbar an Boyt Margor.«
»Aha!« machte Ednor Cavasell, der zweifellos die
Zusammenhänge nicht kannte.
»Wäre das möglich?« fragte Kyron.
»Es ist nach unseren heutigen Erkenntnissen völlig
ausgeschlossen«, erklärte Ednor Cavasell. »Allerdings
wäre eine Hypnotisierung und das Suggerieren bestimmter
Weisungen in Hypnose mit erheblichem technischen Aufwand möglich.
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass derartige Aktivitäten,
wenn sie unter Missbrauch des öffentlichen Kommunikationsnetzes
erfolgten, von den Kontrollcomputern der Vermittlungszentralen nicht
erkannt, als Gesetzesverstöße eingestuft und den
zuständigen Behörden gemeldet würden.«
»Das haben Sie auch meiner Partnerin gesagt?« wollte
Kyron wissen.
»Selbstverständlich«, sagte Ednor Cavasell
ungeduldig. »Hören Sie, meine Zeit...«
»Bitte noch eine Frage!« unterbrach ihn Kyron.
»Immerhin ist meine Partnerin nach dem Gespräch mit Ihnen
spurlos verschwunden. Hat Sie Ihnen gegenüber angedeutet, wohin
sie nach dem Gespräch wollte?«
»Nein, und dazu hatte sie wohl auch keine Veranlassung,
Mister Barrakun. Warum rufen Sie sie nicht über Satellitenfunk?«
»Oh!« machte Kyron, der an diese Möglichkeit
nicht gedacht hatte, weil es zu den vielen Selbstverständlichkeiten
der Zivilisation gehörte, dass jeder Mensch ein KOM-Armband
trug, dessen Minifunkgerät von jedem Ort der Erde aus über
die stationären Kommunikationssatelliten erreicht werden konnte.
»Vielen Dank, Mister Cavasell.«
Er schaltete das Visiphon auf Satellitenfunk um und drückte
die Taste, die das gespeicherte Aktivierungs- und Rufsignal für
Carilda Today ausstrahlen ließ. Das Signal würde
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