PR TB 216 Welt Der Flibuster
und stellte den Zünder
auf 30 Minuten ein. Diese Zeit sollte ihm genügen, um wieder von
Bord zu kommen. Was er dann auf dieser Welt noch tun sollte, stand in
seinen Vorstellungen schon fest. Er mußte die Mannschaft der
beiden Diskusschiffe ausschalten und sich eines Schiffes bemächtigen.
Dann würde es für ihn sogar noch ein Entkommen von dieser
Welt
geben.
Zylitran war zufrieden. So würde er noch einen sinnvollen
Beitrag zur Beseitigung der Horden von Garbesch leisten und sogar zu
seiner Flotte zurückkehren können. Er überzeugte sich
noch einmal, ob die Anti-M-Bombe richtig justiert war, dann begab er
sich in Richtung des Ausgangs.
Die Spannung in der Zentrale der ATLANTIS war unerträglich.
Keiner sagte ein Wort. Der Schatten hing dumpf in der oberen
Raumhälfte und zeigte kaum eine Regung.
Die Menschen schwiegen, denn sie warteten auf eine Reaktion des
seltsamen Wesens.
Mehrmals flackerten die Lichter der Bordpositronik auf. Das
Rechenhirn gab aber auf Anfragen nur an, daß es mit der
Beantwortung der Fragen des Schattens beschäftigt sei.
“Er befragt laufend die Positronik”, murmelte Körn
Brak. Dem Kosmo-Mathematiker kribbelte es in den Fingern, sich in
dieses stumme Zwiegespräch einzumischen, aber die Kommandantin
war entschieden dagegen.
“Die Saat ist gelegt”, war ihre Ansicht, “ich
kann nur hoffen, daß sie aufgeht. Dieses Wesen muß selbst
einsehen, daß es von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist.
Ich hoffe nur, daß die Positronik mitspielt.”
Draußen wurde es Nacht, als sich O’Sullivan
schließlich regte.
Gespannt erhob sich Bojana Czugalla von ihrem Sessel. Körn
Brak und Markon Treffner folgten ihr zu dem Waffentechniker.
“Ich verstehe euch nicht”, sagte der Mann mit
geschlossenen Augen. “Was ihr tut, steht im Widerspruch zu dem,
was mir an Informationen zugespielt wurde. Eure Positronik gibt mir
nur bruchstückhafte Auskünfte. Ich glaube, sie wollte mich
nur hinhalten. Aber wenn ihr euch selbst durch das Grauen zerstört,
so solltet ihr bedenken, daß mir das nicht schaden kann.”
Bojana Czugalla war enttäuscht. Sie hatte mit einer anderen
Reaktion gerechnet. “Warum sollten wir uns selbst zerstören?”
fragte sie. Das ist es”, antwortete der Schatten, “was
ich auch nicht verstehe.”
“Was meint er damit?” fragte die Frau Körn Brak.
Der Kosmo-Mathematiker dachte angestrengt nach, aber statt einer
Antwort schüttelte er nur den Kopf.
“Es klingt sehr philosophisch”, meinte Treffner, “aber
auch ich kann damit nichts anfangen.”
“Wir verstehen dich nicht, Schatten.” Bojana beschloß
trotz des offensichtlichen Mißerfolgs ihrer langen Erklärungen
bei der Wahrheit zu bleiben.
“Ich verstehe euch nicht. Nach euren Maßstäben
habt ihr nur noch Minuten zu leben.”
“Er meint wahrscheinlich”, sagte Brak, “nach
seinen Maßstäben. Nach allen
Hinweisen, die wir haben, muß er uralt sein. Bestimmt
existiert er schon einige hunderttausend Jahre.”
“Natürlich bin ich im Vergleich zu euch sehr alt.”
Der Schatten hatte über O’Sullivan Braks Worte verstanden.
“Aber ich messe euch mit euren Maßstäben. Eine
andere Frage. Warum laßt ihr das unechte Leben an Bord eures
Schiffes?”
“Das unechte Leben?” fragte Bojana.
Diesmal schaltete der Kosmo-Mathematiker schneller und richtiger.
“Er meint die Orbiter. Haben Sie welche auf der ATLANTIS,
Bojana?”
“Natürlich nicht.”
Körn Brak wurde nervös. Er witterte Unheil. Die Aussage
des Schattens, daß sie nur noch Minuten zu leben hatten, machte
ihn stutzig.
“Schatten”, sagte er laut. “Wieviele des
unechten Lebens sind denn an Bord? Und wo sind sie? Das unechte Leben
ist unser Feind.”
“Es ist nur einer”, antwortete O’Sullivan. “Er
befindet sich in den unteren Regionen.”
“Geben Sie Alarm, Bojana. Wir haben einen Orbiter hier.
Womöglich hat er irgendeine Schweinerei angerichtet.”
Die Alarmsirenen heulten auf. Die Kommandantin sammelte alle
Meldungen aus ihrem Schiff, die irgendwie verdächtig waren.
Dabei erfuhr sie auch, daß der angebliche Flibustier Simudden
das Schiff betreten habe.
“Eine Simudden-Type”, stöhnte Brak.
“Wahrscheinlich dieser Zylitran, der Orbiter-Kommandant.”
Er wandte sich wieder an den Schatten.
“Wir haben dich nicht belogen. Du hast gehört, daß
es gute und böse Mächte gibt. Du bist stark. Du kannst mit
deinen Sinnen, die für uns unbegreiflich sind, mehr feststellen
als wir. Töte das unechte Leben. Es
Weitere Kostenlose Bücher