PR TB 218 Tödliche Fracht Fur Terra
einer der Kadetten.
Sie nickte und holte Luft.
„Ich löse euch ab. Geht in die Zentrale. Ich glaube,
Jan will etwas von euch."
Es hätte der kleinen Schwindelei kaum bedurft. Die beiden
waren froh, ihren einsamen Posten verlassen zu dürfen. Und Anne
wollte keine Zeugen, die später überall im Schiff von ihrer
Blamage erzählten.
Sie wartete, bis sie ihre Schritte nicht mehr hörte, zählte
in Gedanken bis zwanzig und trat vor die Schleusenkontrollen.
Es war ein Doppelschleuse. Diese Kaulquappe unterschied sich in
mancher Hinsicht von denen, auf denen sie bisher geflogen war. Unter
anderem hatte sie eine weit größere Reichweite als der
Normaltyp. Warum das so war, wußte sie nicht. Es spielte jetzt
auch keine Rolle.
Anne ließ das Innenschott auffahren. Gerade noch rechtzeitig
besann sie sich darauf, einen Schutzanzug anzuziehen, die zu ihrer
Rechten in allen Größen in einer Nische hingen. Eigentlich
kam ihr das überflüssig vor. Ein Teleporter würde
nicht wie ein normaler „Mensch" durch das Außenschott
kommen.
Aber in diesem Fall aus einem Seuchenschiff.
Sie spürte ihren Herzschlag, als sie die innere
Schleusenkammer betrat und an die Trennwand heranging. Durch eines
der Sichtlöcher sah sie...
„Gucky!" Sie erschrak vor dem Klang ihrer eigenen
Stimme. „Mein Gott!"
Ihre Finger waren schon auf den Kontrollen, um die Trennwand in
die Höhe fahren zu lassen. Es ging nicht. Sie probierte es noch
zwei-, dreimal, bis ihr bewußt wurde, daß das Innenschott
noch offenstand. Eilig schloß sie es. Sie kam sich wie eine
Dilettantin vor. Die einfachsten und wichtigsten Dinge ließ sie
außer acht. Hastig überprüfte sie die Anzeigen in der
Kammer. Hinter der Trennwand herrschte, normaler Luftdruck.
„Warte, Gucky! Gleich..."
Die Wand fuhr in die Höhe. Anne bückte sich und war mit
wenigen Schritten beim Mausbiber, der unnatürlich verkrümmt
auf dem Boden lag. Sie warf sich auf die Knie und streckte die Hände
nach dem Ilt aus. Im letzten Moment zog sie sie zurück.
Sie mußte jetzt ruhig bleiben. Keinen Fehler machen. Ihr
Herz klopfte wild. Das Blut schoß hämmernd durch ihre
Schläfen. Herrje, was konnte sie tun?
„Jan!" rief sie ins Mikro des Helmfunks. „Komm
her und bring Pierre mit! Ich bin in der Hauptschleuse!"
Pierre Lutbarski hatte Medizin studiert. Vielleicht war es gut,
wenn er mitkam. Sicher sogar. Anne konnte sich Guckys Zustand nur
dadurch erklären, daß er sich an Bord der QUEEN JANE
infiziert hatte.
Heerlens fragte etwas. Sie hörte es kaum und gab keine
Antwort. Sie brachte ihr Gesicht ganz nahe an das des Mausbibers - so
nahe, wie ihre Raumhelme es zuließen.
„Gucky!" rief sie beschwörend. „Gucky, hörst
du mich?"
Er schlug die Augen auf. Anne schluckte zweimal, als sie sah, daß
sein Blick regelrecht durch sie hindurchging. Erst allmählich
klärte er sich.
„Gucky! Gucky, erkennst du mich?"
„Anne...", hörte sie seine Stimme aus dem
Helmlautsprecher. Sie war schwach, viel zu schwach.
Doch dann ging ein Ruck durch den Körper des Mutanten. Guckys
Gestalt straffte sich.
„Anne!" hörte sie Jans Stimme im Helmfunk. „Können
wir kommen?"
„Nein!" rief sie. „Bleibt draußen! Wartet
noch!"
Gucky hatte sich inzwischen halb aufgerichtet. Sie nahm seinen
Kopf und legte ihn in ihren Schoß.
„Gucky, was ist...?"
Er nahm ihre Hand und drückte sie, als wäre sie ein
Anker, an dem er sich festhalten mußte.
„Später... ich... ich werde schon wieder, Mädel.
Jetzt hilf mir aus dem Raumanzug. Du mußt ihn... vernichten.
Aus der Schleuse. Deinen auch."
Sie hatte tausend Fragen, erkannte aber, daß sie zu warten
hatten. Vorsichtig half sie ihm, zuerst den Raumhelm zu lösen,
dann die anderen Verschlüsse. Als er abwinkte und auf sie
deutete, stieg sie selbst aus dem Schutzanzug. Sie warf ihn auf den
des Mausbibers.
Gucky war auf den Beinen. Er schwankte noch ein wenig, doch mit
jeder Sekunde wurden seine Bewegungen sicherer. Nur seine Blicke
verrieten etwas von dem, das er durchgestanden haben mußte.
Er zog den Thermostrahler, richtete ihn auf die Anzüge und
steckte ihn wieder weg.
„Komm", sagte er und war schon in der inneren
Schleusenkammer. Ohne zu begreifen, was er eigentlich wollte, folgte
sie ihm.
Gucky ließ die Trennwand herunterfahren, wartete auf die
„Dicht"-Anzeige und öffnete das Außenschott.
Die Raumanzüge wurden mit der Luft in den Weltraum gerissen. Er
tippte eine Taste in der Kontrolltafel an. Im nächsten Moment
sprühte eine
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