PR TB 223 Der Waffenhandler
auftauchen mußte, wurden von
mal zu mal kürzer, und der Kampf über dem Hafen schien kein
Ende nehmen zu wollen. Er spürte die Druckwellen der
Explosionen, und das bedrohliche Heulen der Splitter trieb ihn immer
wieder in die Tiefe. Es schien, als gelänge es ihm nicht, das
Kampfgebiet zu verlassen, weil es sich mit ihm in die gleiche
Richtung bewegte.
Schließlich aber zwang ihn die Atemnot, mehrere Schwimmzüge
lang mit dem Kopf über Wasser zu bleiben. Etwa hundert Meter
hinter ihm loderten grüne, weiße und blaue Flammen aus dem
Wasser. Von dort her kam ein Polizeigleiter, der direkt auf ihn
zuflog. Er wollte wegtauchen, um sich dem Zugriff der Polizisten zu
entziehen, doch da erfaßte ihn ein Paralysestrahl, und er
konnte sich nicht mehr bewegen.
Ein Robotarm beugte sich aus der Maschine und packte ihn. Dann
stieg der Gleiter wieder auf.
Ronald Tekener sah den Hafen unter sich wegsacken. Er spürte,
daß ihn eine Metallhand am Hemd hielt.
Nimm mich doch endlich zu dir herein, dachte er verzweifelt,
während er glaubte, den Stoff seines Hemdes reißen zu
hören. Mit weit geöffneten Augen blickte er in die Tiefe
und konnte sich nicht von dem Gedanken befreien, daß der
Roboter ihn fallen lassen wurde.
»Das genügt«, rief jemand. »Das meiste
Wasser ist abgetropft. Zieh ihn herein.«
Der Roboter hob Tekener in die Kabine und legte ihn mit dem
Gesicht nach unten auf den Boden.
Als die Maschine landete, drückte sich dem USO-Spezialisten
die Düse einer Hochdruckspritze in den Nacken, und Sekunden
später kehrte prickelndes Leben in seine Muskeln zurück.
»Steh auf und komm«, befahl jemand.
Er gehorchte.
Zwei uniformierte Polizisten führten ihn über einen
durch hohe Mauern begrenzten Hof in ein düsteres Gebäude,
das aus einer längst versunkenen Zeit zu stammen schien. Im
Inneren war es jedoch modern eingerichtet. Tekener kam in eine
weiträumige Zelle, die auf einer Seite durch eine gekachelte
Mauer und auf den anderen drei Seiten durch transparente Energiewände
begrenzt wurden. In den Nebenzellen ruhten andere Gefangene auf
gepolsterten Liegen und blickten neugierig zu ihm herüber. Er
tat, als ob er sie nicht bemerkte.
Zwei Stunden später erschienen zwei junge Männer und
holten ihn zum Verhör ab. Sie hatten harte, ausdruckslose
Gesichter, die aussahen, als seien sie mit Plastikfolien überzogen.
Keiner von beiden schien Tekener zu sehen.
Ihre Blicke gingen an ihm vorbei, als sei er nicht vorhanden. Auf
kleinen Schildchen an ihren Uniformen standen ihre Namen.
Wulf hieß der eine. Er hatte ein schmales Gesicht und
dunkelblonde Haare. Seine Hände waren ständig in Bewegung.
Sie verrieten, daß er nicht so sicher und ausgeglichen war, wie
er sich gab.
Kenneth war der Name des anderen, der noch etwas jünger zu
sein schien als Wulf. Er war schwarzhaarig und hatte einen schmalen
scharf ausrasierten Oberlippenbart.
Ronald Tekener hatte sich in der Wartezeit auf das Verhör
vorbereitet. Er hoffte, gegen ein Wahrheitsserum gefeit zu sein,
fürchtete jedoch, daß man dieses Mal ein anderes Pharmakon
verwenden würde als im Hotel.
Kenneth und Wulf führten ihn in einen nüchtern
eingerichteten Raum, der ein Fenster zu einem Innenhof hatte. In
einer Ecke stand ein Metallsessel, der mit allerlei Spangen versehen
war. Er glich einem elektrischen Hinrichtungsstuhl einer längst
vergangenen Zeit.
»Setz dich hinein«, befahl Wulf. »Wir wollen es
uns nicht schwerer machen als unbedingt notwendig.«
»Sie meinen, daß es ohne Folter nicht geht?«
fragte der Galaktische Spieler.
Kenneth setzte sich seufzend hinter einen der Schreibtische.
Vorwurfsvoll schüttelte er den Kopf.
»Habe ich recht gehört?« fragte er. »Du
behauptest, daß wir dich foltern wollen. Allein dafür
könnten wir dir schon zehn Jahre verschärfte Haft besorgen,
Freundchen.«
Nachdrücklich verwies er auf den Verhörstuhl, während
Wulf die elektrischen Systeme einschaltete.
»Schnitt bei zwo-zwo-drei-null-fünf«, befahl Guy
Maultinger. »Ich will einen fließenden Übergang.«
»Ist dir bewußt, daß du von überwiegend
gelb-blauen Farben auf rot und grün übergehst?«
fragte der Computer.
»Ist mir klar. Das ist in diesem Fall gewollt«,
erklärte der Bildjournalist. »Schnitt.«
Er blickte auf den Videoschirm, der eine Wand des Studios
ausfüllte. Vor ihm erschienen gelbe und blaue Blüten eines
Zierbusches. Die Kamera schien durch ein Blütenmeer zu fahren
und erfaßte plötzlich das erschreckte Gesicht eines
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