PR TB 223 Der Waffenhandler
erklärte
er. »Wer nur einen kleinen Teil einer anderen Welt beherrscht,
sorgt für Konflikte und Spannungen, die früher oder später
zu einer gefährlichen Auseinandersetzung führen müssen.«
Diese Worte hatten mit einem Gebet kaum noch etwas zu tun. Dennoch
sprach die Gemeinde sie voller Inbrunst und Eifer nach.
»Wir wollen den Frieden«, betonte der Priester. »Wir
wollen in Ruhe leben und uns die Zukunft erschließen. Deshalb
fordern wir dich auf, Treshott: Verlasse Gowon-Kürschak. Dies
ist unsere Welt!«
Etwa zweihundert Meter schräg unter dem Globisstein stand ein
dunkelblonder Mann mit einer elektronischen Kamera, die er auf einem
Stativ befestigt hatte. Auf dem Monitorschirm zeichnete sich der
schimmernde Stein mit dem Priester davor ab.
Guy Maultinger, ein kleiner, drahtiger Mann, mit blondem, dicht
gelockten Haar und wasserblauen Augen, zeichnete das friedliche Bild,
das sich ihm bot, jedoch nur für einige Sekunden auf.
Er vernahm eilige Schritte.
Ein schwarzhaariger Mann, der von einem humanoiden Roboter
getragen wurde, kam den Felspfad herauf. Die Maschine lief mit weit
ausgreifenden Schritten auf Maultinger zu und überwand mühelos
alle Hindernisse, die den Mann, wenn er selbst gerannt wäre,
vermutlich lange aufgehalten hätten.
»He, seien Sie vorsichtig«, rief Maultinger ihm schon
von weitem zu. »Passen Sie auf meine Kamera auf.«
»Machen Sie Platz«, antwortete der andere. »Ich
muß nach oben zu dem Stein.«
»Der wird warten können.«
»Eben nicht. Jemand hat ein Attentat auf ihn vor.«
Der Mann und der Roboter waren nun nur noch etwa fünfzig
Meter von Guy Maultinger entfernt.
»Hören Sie, ich bin von der Presse«, schrie
dieser. »Ich kann die Kamera nicht so ohne weiteres wieder
abbauen.«
»Da ist doch Platz genug für mich. Zur Seite. Wenn ich
rechtzeitig komme, kann ich verhindern, daß sie die
Desintegratorbomben zünden.«
Der Mann und der Roboter waren heran.
»Das wäre mir aber gar nicht recht«, erwiderte
der Reporter. Er riß die Kamera zur Seite und hielt dem Roboter
die Stativbeine in den Weg. Die Maschine prallte dagegen und verlor
das Gleichgewicht. Bevor sie sich wieder stabilisieren konnte, stieß
Maultinger den dunkelhaarigen Mann und den Roboter über die
Felsen. Beide stürzten in die Tiefe und schlugen etwa hundert
Meter unter dem Reporter auf.
Guy Maultinger wandte sich dem Howalgonium-Felsen wieder zu, als
ob nichts gewesen sei.
Er hätte keine Sekunde länger warten dürfen, denn
der heilige Stein schwankte.
Der Reporter schaltete die Kamera ein, und jetzt ließ er sie
laufen.
Zwei Tage später betrat Ronald Tekener auf der weit über
dreitausend Lichtjahre von Gowon-Kürschak entfernten Erde das
Büro von Lordadmiral Atlan.
Er begrüßte erst den Arkoniden und dann eine kleine,
verkrüppelte Gestalt, die in einem Sessel neben dem Arbeitstisch
des Leiters der United Stars Organisation (USO) saß.
Sinclair Marout Kennon blinzelte nervös mit dem linken Auge.
Er war nur 1,52 m groß und schwach wie ein Kind. Er hatte eine
tonnenartig vorgewölbte Brust und einen unproportional großen
Schädel mit hervorquellenden, wasserhellen Augen, einem spitzen
Kinn, schütterem, strohgelben Haar und viel zu großen
Ohren. Da seine Beine zu kurz waren, als daß er bequem in dem
Sessel hätte sitzen können, baumelten seine riesigen Füße
mehr als eine Handbreit über dem Boden.
Ronald Tekener beachtete das Äußere dieses Mannes
jedoch nicht. Sinclair Marout Kennon war sein Freund, und er wußte,
daß dieser verwachsene Mann geniale Fähigkeiten hatte.
»Sie meinen, jemand sorgt für die verschiedenen
Zwischenfälle, um den bewaffneten Konflikt zwischen den
Sternenreichen herbeizuführen?« fragte Atlan.
Sinclair Marout Kennon nickte. Sein linkes Auge zuckte heftig.
»Irgend jemand schürt das Feuer«, bestätigte
er. »Dabei geht er äußerst behutsam und geschickt
vor. Er kann nicht allein sein, vielmehr muß eine ganze
Organisation vor Ort arbeiten. Jeder einzelne Zwischenfall ist
sorgfältig inszeniert und erzielt seine wohldosierte Wirkung.
Das alles aber wird erst deutlich, wenn man alle Ereignisse
zusammenfaßt und von der Positronik bewerten läßt.«
Er hüstelte.
»Die Reihe der Vorfälle, die letztlich zum Krieg
führen, ist lang. Da verunglückt ein hoher Offizier mit dem
Gleiter. Eine Pressemeldung erscheint, in der die Tochter einer
hochgestellten Persönlichkeit verleumdet
wird. Stunden später folgt das Dementi in einer Art
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