PR TB 223 Der Waffenhandler
Mann nicht töten.«
»Und die Öffentlichkeit ist über diesen Vorfall
hinweggegangen, als habe er nichts zu bedeuten.«
»Das kann doch nur gut sein.«
»Ist es auch, Maultinger. Das ist es auch. Totschlag bleibt
es dennoch. Glauben Sie, daß Sie noch irgendwo in der Galaxis
Arbeit finden, wenn das bekannt wird?«
Maultinger trank aus der Flasche.
»Geben Sie mir die Lizenz, und lassen Sie mich in Ruhe«,
forderte er.
»Wir haben ein wenig Sorgen mit der Presse«, erklärte
der blasse Mann. »In letzter Zeit werden wir zu negativ
dargestellt. Gewiß, wir inszenieren Kämpfe, bei denen es
um Leben oder Tod geht. Darüber mag man denken, wie man will.
Wir haben es aber in jedem Fall mit Freiwilligen zu tun, und wir
zwingen niemanden, anzutreten.«
»Das ist mir bekannt«, erwiderte der Journalist
unwillig. Wußte Kartan Askeron nicht, daß er zu
denjenigen gehörte, die das System der Semo-Spiele verteidigen?
»Der Zentropolit möchte, daß unser Image
verbessert wird.«
»Ich werde sehen, was sich tun läßt.«
Bremer lächelte.
»Das ist gut«, lobte er. »Dann sind wir uns fast
schon einig.«
»Was gibt es denn hoch?«
»Wir bestehen darauf, daß echte Bilder in die Galaxis
abgestrahlt werden. Unser Publikum muß wissen, daß es
Zeuge des realen Geschehens ist. Für
Reporter, die sogenannte Türken bauen, haben wir nichts
übrig.«
»Sie wissen, daß ich so etwas niemals tun würde.«
Maultinger richtete sich mit gut gespielter Empörung auf.
Sein Gegenüber lächelte fein.
»Nein, ein Maultinger macht so etwas nicht. Er schlägt
auch niemanden tot.«
»Ich war betrunken«, entschuldigte sich der
Bildjournalist. »Sonst hätte ich so etwas nie getan.«
»Hoffentlich sind Sie immer nüchtern, wenn Sie Ihre
Reportagen machen.«
Bremer hatte plötzlich kalte, berechnende Augen. Er
überreichte Maultinger die Lizenz und ging ohne ein weiteres
Wort hinaus.
Der Bildjournalist steckte das Papier ein. Seine Hände
zitterten.
Wenn du wüßtest, wie ich dich hasse, dachte er.
Irgendwann zahle ich es dir heim.
Er erinnerte sich voller Zorn daran, daß Bremer ihn
hereingelegt hatte. Schon vor Monaten hatte der Agent des
Zentropoliten Askeron ihm die Möglichkeit zu einer Reportage
einer Jagd gegeben, an der Askeron teilgenommen hatte. Dabei war ihm
ein kleines Interview gelungen. Im Studio hatte sich jedoch gezeigt,
da die Aufnahmegeräte versagt hatten, so daß die Ausbeute
eines umfangreichen und mühsamen journalistischen Unternehmens
gleich Null gewesen war. Zugleich aber hatte Bremer ihm scheinbar
zufällig Zugang zu Archivmaterial gegeben, ihm aber nicht die
Erlaubnis erteilt, es auszustrahlen.
Wäre ich nicht betrunken gewesen, wäre es nicht
passiert, dachte der Journalist. Ich hätte den Semon-Whisky
niemals annehmen dürfen.
Doch er hatte ihn angenommen.
Und anschließend hatte er seinen Bericht mit Hilfe des
Archivmaterials zusammengestellt und abgestrahlt. Er hatte es getan,
um den ständigen Forderungen der Chefredaktionen und Agenturen
nachkommen zu können. Doch damit hatte er ein ungeschriebenes
Gesetz übertreten. Er hatte etwas getan, was nicht zu einem
Maultinger paßte.
Er hatte seinen bis dahin untadeligen Ruf aufs Spiel gesetzt, und
damit war er dem Agenten des Zentropoliten in die Fänge geraten.
Er trank noch einen Schluck aus der Flasche.
Bremer hat mich in der Hand, dachte er, aber ich habe ihn dennoch
hereingelegt. Ich habe einen Türken gebaut, der so sauber ist,
daß selbst er mir nichts nachweisen kann. Und ich habe die
Lizenz. Jetzt wird es Zeit, daß ich den Bericht abschließe
und abstrahle. Es wird der erste und der letzte Türke sein, den
ich gebaut habe.
Er schaltete den Computer wieder ein.
»Fahren wir fort«, befahl er. »Wir schließen
jetzt die Sentenz drei-fünf-zwo-null-drei an.«
»Das geht nicht«, antwortete der positronische
Schneidetisch.
»Warum nicht?« rief Maultinger ärgerlich. »Ich
brauche den Abschnitt.«
»Da sind zwei Zeugen drauf«, eröffnete ihm der
Computer.
Gleichzeitig erschienen die Bilder auf dem Videoschirm. Guy
Maultinger sah zwei Männer, die sich im Hintergrund im Gebüsch
verbargen, während im Vordergrund Schüsse fielen und
scheinbar getroffene Polizisten zu Boden stürzten.
Ihm war, als habe ihn eine Faust in den Magen getroffen. Alles
Blut schien zu den Beinen zu fließen.
Der eine der beiden Männer war etwa 190 Meter groß,
schwarzhaarig und hatte einen athletischen Körperbau. Maultinger
erkannte ihn sofort an
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